Wörth Daimler: Zetsches Prognose wird im Lastwagen-Werk wahr

Die Zukunft: Der eActros ist seit 2021 auf der Straße unterwegs, Ende 2026 sollen nur noch E-Laster das Werk Wörth anfahren.
Die Zukunft: Der eActros ist seit 2021 auf der Straße unterwegs, Ende 2026 sollen nur noch E-Laster das Werk Wörth anfahren.

Bei den Feiern zum 60-jährigen Bestehen des Wörther Daimlerwerks am Montag interessierte vor allem der Blick in die Zukunft. Einer hat schon vor zehn Jahren geahnt, dass Großes ansteht.

„Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Niemand wird in diesem Punkt Mark Twain widersprechen wollen. Aber manchmal klappt’s halt doch: „Das Auto und auch der Lastwagen werden sich in den kommenden 10 Jahren stärker verändern als in den letzten 100 Jahren“, sagte 2013 der damalige Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche vor Auszubildenden im Wörther Lastwagenwerk. Der Anlass: Eine kleine Feier „50 Jahre Ausbildung im Werk Wörth“. Jetzt wird im Werk der 60. Geburtstag gefeiert und der gelernte Ingenieur der Elektrotechnik Zetsche hatte recht: Der Lastwagen wird elektrisch.

Ersten Lastwagen an die Wand gefahren

Mittlerweile wird das Wörther Werk auf die Produktion von Lastwagen ausgerichtet, die mit Strom oder Wasserstoff angetrieben werden. Mit dem Start des Werkes 1963 ist dieser Umbruch kaum zu vergleichen. Damals muss die Atmosphäre im Werk geradezu beschaulich gewesen sein: Gerade mal 100 Mitarbeiter montierten die Fahrerhäuser auf die Fahrgestelle. Und dass der erste in Wörth produzierte Lastwagen im Anschluss an die Einweihungszeremonie von einem nervösen Fahrer an die Kantinenwand gefahren wurde: Das war vor 60 Jahren ein kleine örtliche Anekdote.

Die Vergangenheit: Der erste Lastwagen, der in Wörth produziert wurde. Nach der Zeremonie fuhr ihn ein nervöser Fahrer an die Ka
Die Vergangenheit: Der erste Lastwagen, der in Wörth produziert wurde. Nach der Zeremonie fuhr ihn ein nervöser Fahrer an die Kantinenwand.

Heute wäre ein vergleichbares Missgeschick ein weltweites PR-Desaster: Das Wörther Lastwagen-Werk ist mit rund 10.000 Mitarbeitern weltweit das größte. In Europa stammt fast jeder dritte Lastwagen zwischen 6,5 und 16 Tonnen aus Wörth, in Deutschland fast jeder zweite. 2015 verließ der einmillionste Actros das Werk, das Modell wird seit 1996 produziert.

Letztlich den Standort immer wieder gestärkt

Trotz der Größe und Bedeutung des Werks standen zeitweilig auch Überlegungen über eine Produktionsverlagerung im Raum. Letztlich wurde aber der Standort immer wieder gestärkt. So wurde 2008 eine Teststrecke für Lkw eröffnet (Baukosten 80 Millionen Euro). Die Fläche beim Hafen Wörth (550.000 Quadratmeter) verfügt über mehrere Schlechtwetterstrecken, Strecken mit 14 verschiedene Fahrbahnprofilen Fahrbahnen mit unterschiedlichen Neigungswinkeln.

Das Lastwagenwerk bei Nacht. Im Hintergrund die Teststrecke und das Industriegebiet.
Das Lastwagenwerk bei Nacht. Im Hintergrund die Teststrecke und das Industriegebiet.

2020 wurde nach Verlagerungen aus Stuttgart das Wörther Entwicklungs- und Versuchszentrum für 50 Millionen Euro zum zentralen Kompetenzzentrum von Mercedes-Benz Lkw ausgebaut. Seit 2022 gibt es Pläne, zwischen Teststrecke und Werk auf etwa 20 Hektar einen zentralen Anlieferpark für das Lkw-Werk zu errichten. Das Gelände ist an die 2. Rheinbrücke, den Landeshafen und die Bahn angebunden. Dort soll auch gezeigt werden, wie man eine größere Anzahl von e-Lastwagen laden kann.

2022 rund 91.000 Lastwagen gebaut

Die Produktionskapazität des Werks gibt Daimler mit 470 Lastwagen am Tag an. Die Jahresproduktion bewegt sich in der Regel um 100.000 Fahrzeuge. Wegen Corona und den damit verbundenen Lieferengpässen brach die Produktion vor allem 2020 (65.600 Lastwagen) und 2021 (69.500) ein. 2022 wurden dann schon wieder rund 91.000 Lastwagen und Sonderfahrzeuge in Wörth gebaut.

Der e-Actros wird seit 2021 in Wörth produziert.
Der e-Actros wird seit 2021 in Wörth produziert.

Dazu gehören seit 2021 auch die ersten eActros und seit 2022 eEconic. Die Produktion der Nicht-Diesel-Fahrzeuge in Wörth war auch eine Forderung der Belegschaft zur Zukunftssicherung. Die umfassende Elektrifizierung von Produktion und Produkt ist eines Zielbilds für das Werk, das 2021 von Standortleitung und Betriebsrat gemeinsam erarbeitet wurde. Derzeit wird begonnen, die alte, rund 1000 Meter lange Produktionshalle für die parallele Produktion von Diesel- und E-Lastwagen einzurichten.

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