Schaidt Beim „Hirsch-Wirt“ fing alles an

Allen ihren neun Enkelkindern haben Emma und Theo Roth das Skifahren beigebracht.
Allen ihren neun Enkelkindern haben Emma und Theo Roth das Skifahren beigebracht.

Viel Grund zur Dankbarkeit für all das, was sie gemeinsam erleben durften, haben Emma und Theo Roth, die am Sonntag Diamantene Hochzeit feiern. Sogar die Hobbys teilt das Paar.

Nicht alle, mit denen sich Emma und Theo Roth freundschaftlich verbunden fühlen, werden an ihrem Ehrentag nach Schaidt kommen können. Es waren einfach zu viele Begegnungen, erzählt Emma Roth, an die sich beide gerne erinnern und die ihnen ein hohes Maß an Lebensfreude vermittelt haben. Ihren 60. Hochzeitstag beginnen die beiden mit dem Besuch des Dankamtes um 10.30 Uhr in der Kirche St. Leo, ehe mit der ganzen Familie und vielen Freunden in geselliger Runde gefeiert wird.

Angefangen hat alles Ende der 1950er-Jahre bei der Tanzmusik beim Steinfelder Hirsch-Wirt. „Aber das ging nicht so schnell wie heute“, erzählt Emma, die mit Mädchennamen Nist hieß und aus einem landwirtschaftlichen Elternhaus in Niederotterbach stammt. Man habe sich schon Zeit gelassen, immer wieder nach einander gesehen, vorsichtig umgeschaut. Und erst so nach und nach seien die Kontakte enger geworden. Schließlich war es dann doch soweit und man entschloss sich zur Heirat. Bei der Gemeindeverwaltung in Schaidt war Valentin Bouquet der Standesbeamte, Pfarrer Hermann Schaaf traute das junge Paar dann am 22. Mai 1962 in der Pfarrkirche St. Leo.

Theo Roth stammt aus Mittelfranken

Theo Roth, der noch während der Evakuierung seines Heimatdorfes im Februar 1940 im mittelfränkischen Dietenhofen bei Ansbach geboren wurde, hatte in Schaidt den Beruf des Korbmachers erlernt, sich dann aber entschlossen, eine Arbeit im nahen Bienwald als Forstwirt, wie es heute heißt, anzunehmen. Und diese Arbeit an der frischen Luft bereitete ihm Freude, wirkte sich womöglich auch auf seine Hobbys aus, für die er allerdings zunächst nur wenig Zeit hatte. Denn neben dem Broterwerb im Wald pflanzten die beiden im Nebenerwerb auch Spargeln und Erdbeeren an.

Erstes Hobby für den jungen Theo war der Fußball, wo der „beidfüßige“ Spieler vor allem als linker Verteidiger eingesetzt wurde. Seine Fähigkeit, sowohl rechts- als auch links gut anpacken zu können, sei auch beruflich von Vorteil gewesen, erzählt der frühere Waldarbeiter. Und dann begeisterten sich Emma und Theo fürs Skifahren. Nahezu alle Skigebiete hätten sie so kennengelernt. „Und allen neun Enkeln hat der Opa das Skifahren beigebracht“, gibt die Oma und sogar fünffache Uroma Emma stolz zu Protokoll.

Viel ehrenamtliches Engagement

Dass Sohn Franz heute als Alleinunterhalter auf vielen Festen gefragt ist, hat er nach eigenem Bekunden auch der Förderung durch seine Eltern zu verdanken, die ihm eine musikalische Ausbildung, die Anschaffung der Instrumente und viele Transporte zu Auftritten zu verdanken. Der älteste Sohn Andreas wirkt als Diakon in der katholischen Kirche in Bad Bergzabern.

Emma Roth ist nicht nur aktives Mitglied der Katholischen Frauengemeinschaft, sondern war auch über 20 Jahre lang aktiv im ambulanten Hospiz- und Palliativbegleitungsdienst des Caritas-Verbandes. Eine herausfordernde ehrenamtliche Tätigkeit, sagt Emma, die ihr aber auch viele Erfahrungen ermöglicht habe.

Im Ruhestand das Wandern als Hobby entdeckt

Kaum in Rente, vorher nutzte er die Wochenenden einfach auch zum Ausruhen, berichtet seine Frau, entdeckten die beiden ihre Freude am Wandern. Und das sollte nicht ohne Folgen bleiben. Bei Touren des Pfälzerwaldvereins Schaidt zunächst, wo Theo auch Aufgaben als Wegepate oder Wanderwart übernahm. Und schließlich begab man sich auf die großen Pilgerwege, in der Pfalz zunächst, und, wie könnte es anders sein, bis hinunter nach Santiago de Compostela in Spanien. Diese Kathedrale mit den Reliquien des Apostels Jakobus sollte nicht nur einmal ihr Ziel sein. Seit 2002 schnürte das Ehepaar Roth mehr als zehnmal ihre Wanderschuhe und packten ihre Rucksäcke, alleine um dorthin zu pilgern. Und dabei hatten sie nie Probleme, Kontakte zu knüpfen. Mit Händen und Füßen habe man sich verständigt, sagt Emma Roth, denn man spreche halt keine Fremdsprache.

Geschlafen wurde während ihrer wochenlangen Wanderungen nicht nur in den Pilgerherbergen, auch in Stierkampfarenen oder bei der Feuerwehr in Portugal gab es bequeme Nachtlager, auch in Doppelstockbetten. Am besten in Erinnerung geblieben sei ihm die Strecke von Sevilla nach Santiago, quer durch Spanien, meint Theo. Immer, wenn es hier Frühjahr wird, ziehen sie los, meist für mehrere Wochen sind sie dann unterwegs.

Im Vorgarten steht ein besonderer Gedenkstein

Nur einmal mussten die beiden Pilger aus Schaidt abbrechen, 2020, nach Beginn der Corona-Pandemie. Und da stand urplötzlich ihr Sohn Franz hinter ihnen. „Wir dachten schon an eine Art Erscheinung“, denn mit ihm hatten sie wirklich nicht gerechnet. Nun mussten sie wieder nach Hause. In diesem Frühjahr wanderten sie von Porto nach Santiago, letztes Jahr ging es von Görlitz nach Strehla, und diesen Weg möchten sie im kommenden September wieder zurücklegen. Es sei fast wie eine Sucht, berichten sie übereinstimmend und erinnern sich gerne an die vielen Menschen aus der ganzen Welt, die sie auf diesen Pilgerwanderungen getroffen haben. Aussteiger seien darunter, auch tiefgläubige Menschen und Abenteurer, die eine neue Erfahrung machen möchten. Emma Roth: „Dass wir so Freunde in aller Welt gefunden haben, ist nicht übertrieben!“

Ein Gedenkstein, aufgestellt im Vorgarten ihres Hauses in der in der Ringgasse, wurde ihnen vor Jahren schon geschenkt und erinnert an die Erlebnisse auf dem Jakobsweg. Aber auch in der Pfalz und im benachbarten Frankreich sind sie gerne unterwegs, oft mit dem Fahrrad. Schließlich seien die 20.000 Kilometer auf ihrem E-Bike nicht von selbst zusammengekommen, merkt Emma an.

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