Germersheim Alte Bäume in Klosterstraße erhalten

Einigen der Anwesenden ist es wichtig, die alten Bäume auf der linken Seite entlang des Rad- und Fußweges zu erhalten.
Einigen der Anwesenden ist es wichtig, die alten Bäume auf der linken Seite entlang des Rad- und Fußweges zu erhalten.

Die Ausbaupläne für den zweiten Teil der Klosterstraße werden geschmiedet. Am Dienstag haben Anwohner ihre Ideen und Wünsche in die Diskussion eingebracht. Zwei Dinge sind ihnen wichtig.

Anwohner und andere Bürger der Stadt hatten nun die Möglichkeit, die Pläne für den weiteren Ausbau der Klosterstraße anzusehen und sich die Vorstellungen der Stadt anzuhören. Vor wenigen Wochen hatte der Bauausschuss der Stadt die Pläne vorgestellt bekommen. Gleichzeitig gab es die Möglichkeit, eigene Wünsche einzubringen. Sascha Hofmann, Baudezernent der Stadt, sagte, dass das früher anders war. Früher habe man die Anwohner „über die fertigen Pläne bei einem Straßenausbau informiert“, jetzt „versuche man, die Wünsche – soweit wie möglich – umzusetzen“. Es gebe immer bauliche Gründe, warum das an der einen oder anderen Stelle nicht möglich sei.

Und zwei Wünsche kristallisierten sich ganz deutlich heraus. Gleich drei Interessierte sagten, dass sie es nicht für notwendig hielten, die alten Bäume entlang des Radweges für den Umbau zu beseitigen. Denn zuvor habe Hofmann gesagt, dass Bäume, große Bäume, wichtig für das Stadtklima seien. Das passe nicht zusammen. Die alten Bäume seien gesund und sollten erhalten bleiben, da sie ökologisch wertvoll seien. Das führte bereits Stefan Horbach, der für Bündnis 90/Grüne im Bauausschuss sitzt, bei dessen Sitzung an. Inzwischen hat die Partei eine Stellungnahme dazu abgegeben. Denn insgesamt sollen im Verlauf der ganzen Klosterstraße zehn Bäume gefällt werden – davon sieben im zweiten Bauabschnitt.

Schatten durch Bäume fehlt

„Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Hitzeinseln in Städten sind die Abkühlungswirkung und Beschattung durch Stadtbäume eine der wichtigsten und derzeit am meisten erforschten Umweltleistungen“, schreiben die Grünen. Studien zeigten, dass die Blatttemperatur 11 bis 30 Grad kühler sein könne „als auf umgebenden bebauten Flächen“. In der Innenstadt seien in der Vergangenheit viele alte Bäume aus verschiedensten Gründen entfernt worden. In der Stadt stehen somit immer weniger Schatten spendende Bäume, die im Sommer die Temperatur senken und für Verdunstungskühle sorgen können. Es werde Jahrzehnte dauern, bis neue Bäume ausgewachsen seien.

Zudem habe es vor wenigen Jahren im Sommer Messungen in der Innenstadt gegeben, „die deutlich machten, dass das Gebiet an der Klosterstraße zu den heißesten Orten der Stadt gehört“. Zum Zeitpunkt der Messung habe es die beiden großen Wohngebiete in der Stengelkaserne und auf dem ehemaligen Lidl-Gelände noch nicht gegeben. Aus Sicht der Grünen sei es daher eine der „wichtigsten Aufgaben einer Stadtverwaltung“, neben der „Entsiegelung und dem Offenhalten von Flächen grüne Lungen in der Stadt zu schaffen“. Aber es werde immer mehr Boden versiegelt, sodass immer weniger Fläche zum Versickern von Oberflächenwasser zur Verfügung steht. Sie fordern die Stadt auf, sorgsam mit „Ressourcen umzugehen und das Klima in der Innenstadt nicht durch Baumaßnahmen wie am Paradeplatz, an der Hochschule und nun die geplante in der Klosterstraße anzuheizen“. Gleichzeitig sollen Bürger ihr „Interesse an einer kühleren und gesünderen Umgebung“ kundtun.

Dilemma der Stadt

Hofmann entgegnete, dass die Stadt natürlich versuche, Bäume zu erhalten. „Wir sind jetzt in einem Dilemma“, sagte Hofmann. Der Klimasachverständige habe in seinem Gutachten vor wenigen Jahren klar gemacht, dass wir die nun „neu gepflanzten Bäume in spätestens 20 bis 25 Jahren brauchen“. Wenn nun alte Bäume erhalten blieben, diese aber in wenigen Jahren gefällt werden müssten, dann fehlten „die neuen Bäume zu einem Zeitpunkt, wo es noch viel wärmer“ sei, wenn man den vielen Klimawandelgutachten vertrauen darf. Den Planern gab Hofmann mit auf den Weg, dass sie, wenn möglich, eine weitere Variante planen sollen, um die vier bis fünf Bäume am unteren Rand der Klosterstraße, wo diese in den Ludwigsring mündet, zu erhalten. Wenn nicht irgendwelche Leitungen im Untergrund dies verhinderten.

Eingeplant werden sollen auch weitere Aufpflasterungen zwischen An Fronte Karl und der katholischen Kirche. Eine Anwohnerin und ein Anwohner sprachen unabhängig voneinander, dass nachts Autofahrer aus der Straße An Fronte Karl kommend in die Klosterstraße Richtung Fronte Beckers mit stark erhöhten Geschwindigkeiten fahren. Hofmann zeigte sich erstaunt, da die Stadt davon ausging, dass die Raser aus dem Ludwigsring kämen.

Eine Anwohnerin der alten Stengelkaserne fragte, wie das mit der Parkplatzzufahrt für das neue Wohngebiet während der Bauarbeiten sei. Der Baudezernent gab zu, dass „einige Zeit diese nicht gewährleistet“ sei und auch mit Staub und Lärm gerechnet werden müsse – wie das bei Bauarbeiten an anderen Stellen in der Stadt bisher gewesen sei. In zwei Wochen werden Bau- und Verkehrsausschuss die dann ausgefertigten Planvarianten nochmals vorgestellt bekommen und dem Stadtrat einen davon vorschlagen. Der Stadtrat werde seine Entscheidung voraussichtlich im Oktober fällen. Hofmann sagte auf Frage der Bewohnerin, dass „vor 2025 wahrscheinlich nicht angefangen wird, am zweiten Bauabschnitt zu arbeiten“. In der Festungsstadt müsse man im Untergrund ja immer mit Überraschungen rechnen.

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