DEIDESHEIM Wohnsituation für Ukraine-Flüchtlinge soll verbessert werden

Im Hotel sind zwei Zimmer blockiert, damit die Familien ein Bad haben.
Im Hotel sind zwei Zimmer blockiert, damit die Familien ein Bad haben.

Das Hotel Ritter von Böhl hat bereits kurz nach Beginn des Krieges Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen – vier Frauen und drei Kinder. Eine Dauerlösung ist das aber nicht.

Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen, seit der Krieg in der Ukraine begann. Und fast genauso lang ist das Hotel Ritter von Böhl in Deidesheim für vier Frauen und drei Kinder aus der Ukraine ein neues Zuhause geworden.

„Der Kontakt kam durch einen Pfarrer zustande, der uns angesprochen hatte wegen Matratzen“, erzählt Silvia Robert, Geschäftsleiterin des Hotel-Cafés, das von der Stiftung Bürgerspital getragen wird. Bei der Gelegenheit habe sie erfahren, dass für zwei Frauen – Mutter und Großmutter – mit zwei kleinen Kindern eine Unterkunft gesucht wurde. Eine Woche später sei noch eine Bekannte der jüngeren Frau, ebenfalls mit Kind und Mutter, eingetroffen. Beide Ehemänner seien als Soldaten der ukrainischen Truppen eingezogen worden.

Länger als gedacht

Das Engagement in der Flüchtlingshilfe sei ganz im Sinne der Stiftung, erklärt Robert. Deshalb seien im Verwaltungsgebäude zwei Wohneinheiten geschaffen worden, in denen die Flüchtlinge auch für einen längeren Zeitraum bleiben konnten. Dass es freilich so lange werden würde, hatte Robert damals nicht gedacht.

„Die Wohnsituation ist nicht ideal, wir überlegen gerade, nach einer dauerhaften Lösung zu suchen.“ Denn die Wohneinheiten seien nicht mit Bädern ausgestattet. „Wir haben im Hotel ein Zimmer blockiert, damit die beiden Familien das Bad benutzen können“, erklärt sie.

Bürgerstiftung zahlt

Finanziert wird die Unterbringung komplett von der Stiftung Bürgerspital. Staatliche Leistungen, etwa Mietzahlungen oder Nebenkosten, erhält die Institution nicht. „Das würden wir auch gar nicht wollen“, erklärt Robert. Es entspreche dem Stiftungszweck, dass Gewinne aus Hotel- und Café-Betrieb in soziale Projekte fließen.

Die Ukrainer seien auch nicht die ersten Flüchtlinge, die im Hotel aufgenommen werden. „Wir sind seit 2016 in der Flüchtlingshilfe unterwegs.“ Die Stiftung habe den Ukrainern zudem Deutsch-Unterricht finanziert. „Die Kurse an der Volkshochschule waren so voll, dass sie dort erst jetzt angenommen wurden.“ Eine der Frauen ist inzwischen auch im Hotelbetrieb beschäftigt.

Kontakt übers Internet

Arbeit und Unterkunft haben einige Ukrainer auch in der Gaststätte des Winzervereins Deidesheim gefunden. Ihren Weg in die Pfalz haben sie gefunden, weil sie über eine Internet-Plattform von Pächter Erich Tome kontaktiert wurden. Etliche von ihnen arbeiteten bereits vor dem Krieg außerhalb ihrer Heimat. Als der Krieg ausbrach, standen sie vor der Entscheidung, entweder zurückzukehren und in den Krieg zu ziehen – oder im Ausland zu bleiben und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Untergebracht seien sie in zwei Wohnungen, die der Winzerverein dafür renoviert habe, erzählt Tome. Derzeit sei es aber ruhig, deshalb habe der ein oder andere Urlaub genommen.

Tome ist zufrieden mit der Zusammenarbeit. Er brauche gutes Personal, betont er, und seine Leute seien alle Profis. In der Küche sei auch die Sprache kein Problem. „Wir können alle russisch“, sagt der gelernte Koch, der ursprünglich als Spätaussiedler aus Kasachstan kam. Und die jungen Leute lernten schnell.

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