Haßloch Wie tickt Haßloch? - Wahlkampf im „Mini-Deutschland“

Was bewegt die Haßlocher vor der Landtagswahl im März?
Was bewegt die Haßlocher vor der Landtagswahl im März?

Haßloch in der Pfalz soll typisch für Deutschland sein - jedenfalls bei der strukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung. Wie schaut der Ort nun auf die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz?

Haßloch ist kein Ort wie jeder andere. Denn was die rund 20. 000 Einwohner umtreibt, ist zumindest bundesweit typisch - so hat es jedenfalls die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vor Jahrzehnten herausgefunden. Das Mengenverhältnis von Kindern, Rentnern und Familien in der pfälzischen Gemeinde soll in etwa dem in der gesamten Bundesrepublik entsprechen. Haßloch, das ist Deutschland in klein. Und wie blickt der Ort nun auf die anstehende Landtagswahl?

An diesem grauen Februartag steht Haßlochs Bürgermeister Tobias Meyer auf dem verkehrsberuhigten Marktplatz vor dem Rathaus. Zahlreiche Parteiplakate hängen vor den Geschäften, sie reichen von SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer („Wir mit ihr“) über CDU-Herausforderer Christian Baldauf („Unser Spitzenkandidat“) bis zu den Linken („Mieten deckeln!“). „Es hängen nicht mehr Plakate in Haßloch, aber sie hängen zeitlich früher“, sagt der 41-Jährige.

Wahlkampf teilweise ins Internet verlegt

Auf Empfehlung des Landeswahlleiters hatte der Ort die Plakatierung ab dem 20. Januar genehmigt und nicht erst sechs Wochen vor der Wahl. „Ich denke, dass durch den starken Trend hin zur Digitalisierung auch Teile des Wahlkampfs in das Internet verlagert werden“, meint der Bürgermeister. Natürlich würden persönliche Begegnungen fehlen. „Das ist meist ein Nachteil für den Herausforderer - aber auch für die Spitzenkandidaten der kleineren Parteien im Landtag.“

Dreyer gegen Baldauf am 14. März: das ist auch SPD gegen CDU. In Haßloch hatte sich im November der CDU-Politiker Meyer gegen den SPD-Herausforderer Ralf Trösch durchgesetzt - ein Fingerzeig fürs Land? Meyer jedenfalls spürt eine Wechselstimmung in Rheinland-Pfalz nach 30 Jahren SPD-Regierung. „In Zusammenhang mit dem Homeschooling erlebe ich gerade Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement, vor allem im Bildungsministerium“, meint er.

Zwar sei Dreyer unbestritten eine beliebte Ministerpräsidentin. „Die Kritik an den Handelnden in der zweiten Reihe, also Minister und Staatssekretäre, wächst indes. Ich bin unsicher, ob da die strahlende Beliebtheit der Ministerpräsidentin genügen wird.“

Corona setzt neue Prioritäten

Meyers einstiger Kontrahent Trösch sieht das naturgemäß anders. „Ich habe als SPD-Kandidat deutlich bessere Werte erzielt, als der Landes-SPD in Umfragen zugesprochen wird“, sagt der 49-Jährige. Er spüre keine Wechselstimmung. „Auch die Neuauflage des mehrfach nicht gewählten CDU-Kandidaten ist da nicht sehr spannend“, meint Trösch.

Was den Wahlkampf angehe, sei während der Pandemie im Gegensatz zu früher fast alles heruntergefahren. „Ich bin kein Freund der Diskussion in sozialen Netzen, ich unterhalte mich lieber im Freundeskreis“, erzählt er. Corona setzte natürlich neue Prioritäten.

„Für die meisten Menschen hier ist Corona wohl wichtiger als die Landtagswahl“, meint Albrecht Becker. Der Rentner wartet am Bahnhof auf den Zug nach Kaiserslautern. „Wenn die Abstimmung näher rückt, wird sie aber schon ein Thema“, sagt er. Wie schätzt er die Stimmung in der Durchschnittsgemeinde Haßloch ein? „Ich sehe ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und CDU“, meint Becker. „Baldauf kann zwar mehr Stimmen holen als Dreyer - aber ob das zur Regierungsbildung reicht? Ich fürchte eher, dass die AfD nach 12,6 Prozent in 2016 erneut zweistellig wird“, sagt der 71-Jährige.

Wie geht es mit dem Badepark weiter?

Digitalisierung, Beförderungspraxis, Bildung: Es sind die großen Politikfelder, über die in Mainz die Parteien streiten. Was interessiert hingegen in Haßloch? „Viele bewegt, wie es mit unserem Badepark weitergeht“, sagt Bürgermeister Meyer. Die Mehrheit hatte die Pläne des Gemeinderats zur Modernisierung des Erlebnisbads bei einer Bürgerbefragung abgelehnt, nun muss der Rat neu überlegen. Auch für Trösch ist der Badepark eins der stärksten Themen. „Zudem bewegt die angekündigte Schließung des Real-Marktes die Menschen.“

Vor dem Rathaus kommt Sabine Hartmann gerade aus der Apotheke. Auf die Frage nach dem wichtigsten Thema der Landtagswahl zögert die zweifache Mutter nicht lange. „Soziale Ungleichheit. Daran krankt die Gesellschaft doch am meisten“, sagt die 46-Jährige. Auch in Haßloch gehe die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. „Aber das kann keine Regierung schnell ändern - weder Dreyer, noch Baldauf.“

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