Kreis Bad Duerkheim „Vermitteln auch unsere Werte“

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Mehr als 200 interessierte Weisenheimer kamen ins Protestantische Gemeindehaus, um sich über das Thema „Asyl und Integration“ zu informieren. Der Saal war voll, nicht alle fanden einen Sitzplatz.

Moderiert wurde der Abend von Agneta Psczolla vom Gemeinde- und Städtebund. Vertreter vom Kreis, Verbands- und Ortsgemeinde sowie von der protestantischen Kirchengemeinde und vom Verein „Miteinander in der VG Freinsheim“ berichteten über den Stand der Flüchtlingszahlen und die Arbeit der Ehrenamtlichen. Ortsbürgermeister Heinz-Werner Süss war für die Metzgerinnung unterwegs und wurde vom ersten Beigeordneten Michael Bähr vertreten. Kreisbeigeordneter Frank Rüttger erläuterte die Verteilung der Flüchtlinge nach Einwohnerschlüssel und Steueraufkommen. Nach seinen Angaben wurden 2015 insgesamt 1220 Flüchtlinge auf den Landkreis verteilt, für 2016 werden 1600 erwartet. Von den Flüchtlingen aus 22 Nationen, mehrheitlich aus Syrien und Afghanistan, sind 70 Prozent unter 30 Jahre alt, 40 Prozent sind Einzelreisende, überwiegend Männer. „Das sind alles Leute, die ihre Heimat nicht freiwillig verlassen haben. Als christliche Gesellschaft haben wir die humanitäre Verpflichtung, diesen Menschen zu helfen“, sagte Rüttger. Laut Jürgen Oberholz, erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde, sind derzeit 185 Personen in der VG untergebracht. Die in Freinsheim und Weisenheim am Sand geplanten Container-Wohnanlagen wurden im Grundriss vorgestellt. 36 Personen können danach in jeder Anlage untergebracht werden. Geplant sind Zweibettzimmer. Für den Verein „Miteinander in der VG Freinsheim“ berichtete Marie-Louise Wiesenbach über ihre Arbeit von der Ankunft der Flüchtlinge, Begleitung in die Wohnungen, Patenschaften und Sachspenden. Silke Stevermüer berichtete über inzwischen sechs Deutschkurse mit täglich 1,5 Stunden Unterricht von Montag bis Donnerstag, die in Freinsheim, Weisenheim am Berg und Weisenheim am Sand stattfinden. „Die große weite Welt mit ihrem Schlamassel ist in unserem Dorf angekommen“, sagte der protestantische Pfarrer Ralph Krieger. Die globalen Probleme seien vor Ort nicht zu beeinflussen. Wer aber mit offenem Herzen zu uns komme, der werde herzlich aufgenommen. Oberholz erläuterte auf Anfragen der Zuhörer, dass es kein Zeitfenster gebe, wie lange die Container stehen bleiben. Grundsätzlich wolle man lieber in den sozialen Wohnungsbau investieren, um bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen zu schaffen. Für die Sicherheit für Einwohner und Flüchtlinge würden zusätzliche Kräfte für vermehrte Streifenfahrten abgestellt, sagte Peter Strube-Vogt, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Bad Dürkheim. Wiesenbach ergänzte: „Wenn die Stimmung in den Orten positiv ist, gibt es auch keine Probleme mit den Flüchtlingen“. Auch hinsichtlich unterschiedlicher Konfessionen habe es bislang keine Schwierigkeiten gegeben. Respektlosigkeiten gegenüber Frauen wie sie eine Zuhörerin befürchtete, hätte es laut Wiesenbach bisher nicht gegeben. Marita Hüttner, frühere Schulleiterin in Wachenheim, die ehrenamtlich Deutschkurse gibt, bestätigte: „Wir vermitteln nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch unsere Werte sowie die Gleichberechtigung.“ Die Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde seien auch alle registriert, so Wiesenbach auf Nachfrage. Beim Ausfüllen der vielen Formulare sei der Verein behilflich. Der Aussage von Oberholz, es seien genügend Plätze in den Kindergärten vorhanden, widersprach ein Zuhörer: Es sei schwer, einen Ganztagsplatz im Kindergarten zu bekommen. Die Baumaßnahmen in Weisenheim am Sand sollen in vier bis sechs Wochen beginnen, sobald die Wohnanlage in Freinsheim steht. Der Auftrag für die Verlegung der Anschlüsse sei schon vergeben, wie Beigeordneter Jürgen Menge mitteilte. Ob es einen Miteinandertreff wie in Freinsheim auch in Weisenheim geben könnte, eventuell in den Räumen der protestantischen Kirche, fragte Wolfgang Schneider. Die diplomatische Antwort von Pfarrer Krieger: „Grundsätzlich ist alles möglich. Der Termin heute ist kein Endpunkt es ist erst ein Anfang, wir werden noch viel miteinander reden müssen.“ (igf)

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