Kreis Bad Duerkheim Ortschef Zünglein an der Waage

In Weisenheim am Berg bleibt es auch nach der Kommunalwahl noch spannend. Bis das Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl in zwei Wochen vorliegt, wird offen bleiben, wer künftig im Gemeinderat die Mehrheit hat: die bisher mit absoluter Mehrheit regierende CDU oder die aus drei Parteien zusammengesetzte Opposition. Joachim Udo Schleweis (CDU) oder Brigitte Hauser (SPD), das Ratsoberhaupt, wird das Zünglein an der Waage sein.

„Jetzt kommt es auf die Stichwahl an.“ Das ist die erste Reaktion der Parteivorsitzenden der beiden großen Parteien auf die Sitzverteilung im neuen Rat. Acht statt bisher neun Sitze gehen an die CDU, die SPD verliert zwei und ist nur mehr mit vier Räten vertreten, die Bürger für Weisenheim erringen aus dem Stand drei, die Grünen einen Sitz. Bei dieser Konstellation, betont CDU-Chef Hans-Joachim Fischer, sei man zu „einer Koalition der Vernunft verpflichtet“. Soll heißen: nicht im Blockdenken zu verharren, sondern im Rat sachorientiert an den Themen arbeiten. Alles andere, so betont Fischer, hielte er für äußerst undemokratisch. Den Bürgermeister mag er aber nicht als reinen Mehrheitsbeschaffer sehen: Statt sich der Partei verpflichtet zu fühlen, habe dieser dafür zu sorgen, dass von vielen getragene Kompromisse und Lösungen zustande kommen. Das sieht seiner Meinung nach ganz sicher Jim Schleweis und höchstwahrscheinlich auch Brigitte Hauser so. Genauso überrascht wie sein CDU-Kollege ist auch der SPD-Vorsitzende Jürgen Menge vom Wahlausgang: Noch in der Nacht hatte es so ausgesehen, als ob es für eine Mehrheit der Opposition reicht, als sei die absolute Mehrheit der CDU gebrochen. „Das wird nun doch knapper als gedacht“, räumt er ein. Für die SPD ein Grund, einerseits den Wahlkampf bis zum Stichwahltermin noch einmal zu intensivieren und andererseits mit allen anderen Parteien in Verhandlung zu treten. Allerdings: „Koalitionsverhandlungen“, das Wort ist Menge etwas zu groß. Schließlich sei man in Weisenheim und nicht in Berlin und so lässt er offen, ob es sich dabei um offizielle Treffen oder eher ungeplante Kontakte bei mehr oder weniger zufälligem Zusammentreffen im Dorf handeln wird. Letztlich, so räumt er ein, nachdem sich der erste Schreck über das Endergebnis gelegt hat, sei es tatsächlich zu erwarten gewesen, dass es bei vier Parteien im Rat zu einer Konstellation kommen muss, in der man sich mit Gesprächen annähern muss. Drei bis vier Sitze hatte Lutz Müller für die Bürger für Weisenheim (BfW) angepeilt, insofern ist er mit den drei erreichten zufrieden. Sollte aber Schleweis die Stichwahl für sich entscheiden – wovon Müller überzeugt ist – und es damit 9:8 für die CDU steht, wäre das andere Ziel verfehlt und die Situation im neuen Rat wäre vergleichbar mit der im alten. Dass die BfW sich nicht als Mehrheitsbeschaffer verheizen lassen wollen, hatte Müller schon im Wahlkampf angekündigt. Mit wem aber verhandelt werde und ob eine Wahlempfehlung pro Hauser zu erwarten sei, dazu liegen noch keine Parteibeschlüsse vor. Wie mit nur einer Stimme im Gemeinderat umzugehen sein wird, darüber wollen sich auch die Grünen in Kürze zunächst intern unterhalten. Nach über zehn Prozent Zweitstimmen im Bundestagswahlkampf hatten sie auf zwei Sitze im Rat gehofft, so Spitzenkandidatin Schmitz-Görtler, die jetzt zuallererst die BfW am Zuge sieht. Die Grünen selbst wollen zunächst noch keine Aussagen zu eventuellen Bündnissen im Rat machen. (ktx)

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