Kreis Bad Duerkheim Neustadts Unterwelt

Die Bürgergruppe Neustadt-Plus fordert, dass die Stadt prüft, ob die ehemaligen Weinkeller unter dem Lidl in der Talstraße und unter dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium touristisch genutzt werden können. Die RHEINPFALZ hat sich die Keller angeschaut.

Wie am 22. August berichtet, sieht der städtische Denkmalpfleger Stefan Ulrich keinen historischen Wert in den Kellern und hält sie auch nicht für erhaltenswert. Stadtplaner Volker Klein hält eine Nutzung für nicht umsetzbar, weil das Anlegen von Fluchtwegen und weitere Investitionsmaßnahmen, um Brandschutzauflagen zu erfüllen, einen Millionenbetrag verschlingen würde. Außerdem könne die Stadt im Fall Lidl nicht über ein Gebäude verfügen, das sich in Privatbesitz befinde. Lidl möchte seinen Markt in der Talstraße neu bauen und das Altgebäude abreißen. Dafür hat die Stadt extra den Bebauungsplan angepasst. Das Unternehmen teilt auf Anfrage lediglich mit, dass die Arbeiten Mitte 2015 beginnen sollen. Fragen zu den Kellern werden von der Lidl-Pressestelle nicht beantwortet. Die Keller können vom Parkplatz des benachbarten Ärztehauses in der Fröbelstraße durch zwei vergitterte Fenster allerdings gut eingesehen werden. Sie sind leer, mit Ausnahme der ehemaligen Fässer aus Stahl, in denen einst der Wein aufbewahrt wurde. Die Keller unter dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) befinden sich unter dem Nebengebäude der Schule. An der Stelle stand bis 1978 das Palais Lingenfelder, benannt nach dem langjährigen Besitzer Wilhelm Lingenfelder. Der Spätbarockbau war 1780 mit einem Weinkeller erstellt worden, der unter der heutigen Villenstraße noch liegt. In die Keller führen zwei Zugänge: Ein Eingang führt über das Treppenhaus des KKG-Anbaus, ein weiterer über ein Holztor in der Fußgängerunterführung. Der Keller besteht aus zwei etwa acht auf 25 Meter großen Gängen, von denen noch mehrere Abzweigungen abführen, die jeweils rund fünf Meter in den Berg führen. In einem der Gänge ist seit den 1980er Jahren die Lüftungsanlage des KKG untergebracht. In diesem Zusammenhang bekam der Raum eine eigene Entlüftung. „Seit dem ist es hier deutlich wärmer und trockener“, berichtet KKG-Hausmeister Hans-Wolfgang Graf. Der zweite Gang, etwas südlicher in Richtung Innenstadt gelegen, ist noch in seinem Urzustand. „Wenn es regnet, brauchen sie da einen Regenschirm“, berichtet Graf, dass das Wasser vom darüberliegenden KKG-Parkplatz heruntertropft. Wer an einem heißen Sommertag durchläuft, nimmt die kühle Temperatur zwischen geschätzten zehn bis 15 Grad Celsius wahr. Es riecht muffig, und die Sandsteinwände sind feucht. „Das waren ideale Temperaturen für den Wein“, glaubt Graf. Der Raum wird von der Stadtverwaltung als Abstellfläche benutzt. „Hier lagerten zeitweise das Holz für den Hüttenbau beim Kinderferienprogramm auf dem Abenteuerspielplatz oder Aufbauten vom Weihnachtsmarkt“, erklärt Stadt-Pressesprecherin Dagmar Staab. In einem Gang liegen alte Steine und Stufen. Dazu erklärt Staab: „Die meisten sind vom alten Saalbau, der 1980 abbrannte. Sie werden immer mal wieder benötigt bei Ausbesserungsarbeiten, zum Beispiel auf der Wolfsburg. Es kommt aus den Ortsteilen auch schon mal der Wunsch, aus einem Stein eine Sitzbank zu fertigen. Es gibt aber auch Steine dort, von denen wir nicht mehr wissen, woher sie stammen. Sie lagen schon vor 1980 dort.“ (wkr)

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