Kreis Bad Duerkheim Langohriger Sicherheitsdienst tritt an

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Max und Moritz, zwei Eselhengste aus einer Zucht in Gräfenhausen, haben am Sonntagmittag in Frankenstein ihren Dienst aufgenommen. Sie sollen die Burenziegen, die im Beweidungsprojekt des Diemersteiner Tales die Landschaft pflegen, vor Wölfen schützen. Noch wurden hier keine Wölfe gesichtet; aber wenn, dann sollen der dunkelgraue Max und der hellere Moritz sie mit lautem „Iaaa“ und notfalls auch mit körperlicher Gewalt – in Form von Huftritten – in die Flucht schlagen.

Ortsbürgermeister Eckhard Vogel weiß: „Esel sind keine Fluchttiere wie Pferde. Sie verteidigen sich gegen alle hundeartigen Tiere.“ Ein vorbeigehender Hundehalter mit einem Dackel bekommt davon Gott sei Dank nichts mit. Das liegt, so der Ortsbürgermeister, daran, dass der Zaun die Hengste vom Dackel trennt. Die beiden Geschwisteresel sind die Gesellschaft von Ziegen bereits gewöhnt: Vorher waren Sie im Beweidungsprojekt in Gräfenhausen eingesetzt. Jetzt ist aber die Eselmutter schwanger. Die beiden Herren mussten deshalb ausziehen. Da die Beweidungs GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) in Diemerstein – ein Zusammenschluss von zehn Diemersteinern, denen das Tal am Herzen liegt – schon lange den Wunsch hegte, Esel einzusetzen, fügte sich das eine zum anderen. Eigentlich hätte auch ein Esel gereicht, aber Ortsbürgermeister Vogel sagt: „Gräfenhausen wollte die Brüder nicht auseinanderreißen und wir auch nicht – deshalb haben wir beide aufgenommen und Gräfenhausen kam uns im Preis entgegen. Denn umsonst gibt es Esel nicht.“ Eine Win-win-Situation also für beide Seiten. Und so sieht es an diesem Sonntagnachmittag, an dem die Sonne scheint, auch aus: Die Luft ist klar und kühl, und die beiden Esel stehen auf der Weide, als wären sie noch nie woanders gewesen. Erst als Eckard Vogel die Gänse ruft, die mit lautem Geschnatter über den Teich angestürzt kommen, gerät Unruhe in die Idylle. Die Gänse zeigen den grauen Herren gleich, dass sie hier zuerst waren und ihr Brot mit ihnen nicht teilen wollen – sie gehen mit lautem Gefauche auf die Esel zu, die irritiert aus dem Weg gehen. Anscheinend weiß das Federvieh noch nicht, dass es sich um das Wachpersonal handelt, das auch ihnen nutzen könnte. Der Fuchs, der laut dem Ortsbeigeordneten Heinrich Eichert den Bestand immer mal wieder dezimiert, wäre von den Wolfsvertreibern sicherlich leicht in die Flucht zu schlagen. Interessant ist der Zaun, der das Gelände umgibt. Auf den ersten Blick scheint er viel zu wackelig zu sein für die zwei neuen halbstarken Huftiere. Er steht zwar unter Strom, viele der Pfosten sind aber gar nicht ins Erdreich eingelassen. Das ist laut Vogel eine Einzäunung, die im Naturpark Pfälzerwald häufig verwendet wird und die sich bewährt hat. Dies ist bei dem zehn Hektar großen Gelände ein Segen, denn fällt ein Baum auf den Zaun, zerreißt die Umzäunung nicht, sondern gibt lediglich zur Seite nach. Angst davor, dass die beiden Langohre den Draht nicht sehen, braucht niemand zu haben: Ihr altes Gelände wurde mit derselben Umzäunung gesichert. Nun sind ja aber noch keine Wölfe da, also was machen die beiden eigentlich bis zu ihrem ersten Einsatz? Zunächst einmal heißt es wachsen, denn sie sind ja erst ein Dreivierteljahr alt. Außerdem muss das neue Gelände erkundet werden und Oskar, der Chef der Burenziegenherde, muss zum Freund gemacht werden. Dies wird einfacher sein, als die Gänse davon zu überzeugen, dass das Brot geteilt werden muss. An die neuen Eigentümer müssen sich die beiden auch gewöhnen. Das scheint aber die leichteste Übung zu sein, bei den Eimern voll Leckereien. Sollten langfristig keine Wölfe auftauchen, planen die Mitglieder der GbR, die Esel zu beschäftigen. Eine spontane Idee ist zum Beispiel, sie an die Kutsche zu gewöhnen und sie zum Nikolausfest oder an Weihnachten einzusetzen. Doch dabei würde ja der Ochse fehlen! „Ochsen kriegen wir noch“, erwidert Eckhard Vogel sogleich, „für die Beweidung der rechten Seiten des Tales.“ Die Landschaft des Diemersteiner Tals soll durch das Beweidungsprojekt weiter für Wanderer und Touristen aufgewertet werden, denn es wird damit verhindert, dass das Gelände verwildert. Die beiden Esel sind also nicht die letzte gute Idee der GbR gewesen.

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