Kreis Bad Duerkheim Käse und Wein mit Nährwert

Zum Käse einen Rotwein – da kann man nicht viel falsch machen, sollte man meinen. Denkste. Wissen jetzt zumindest die knapp 60 „Semester“, die am Sonntag buchstäblich in den Genuss eines launigen Seminars mit Sommelier Steffen Michler im Dürkheimer Haus kamen. Total daneben liegen freilich lässt sich mit trockenem Riesling – so man möchte ...

„Genießen für ,unser Hospiz’“ galt es an diesem Abend bei sechs erlesenen Käsesorten und acht ausgesuchten Weinen, die unter anderem die örtlichen Produzenten Darting, Hensel, Wegner und Bühler zugunsten eines guten Ergebnisses gestiftet hatten. Zwei sponserte Michler über sein „Haus der guten Weine“ selbst, und dass letztlich laut Gastgeber „mindestens 1800 Euro“ zusammenkamen, war einer spontanen Eingabe von Petra Dick-Walther zu verdanken, die am Ende den gesamten Käse auf ihre private Kappe nahm. Als Beiratsmitglied des Förderkreises Omega hatte sie den aktuellen Kontostand von 555.000 Euro parat – allein weitere 15.000 kündigte Michler als amtierender Präsident des Rotary Clubs für die nächsten Tage an. Und die Ü30-Party des SWR als Schwerpunkt des zweiten Sammeljahres steht ja erst noch an (30. Oktober, Salierhalle). Zwischen Kürbis und Kastanien als Tischdeko trafen also zwei der ältesten Kulturgüter der Menschheit aufeinander: Wein gibt’s seit 8000 Jahren, Käse seit 6000. Beide entstehen von allein aus ihren Rohstoffen, wie Michler auf eine besondere Gemeinsamkeit hinwies: Wein aus vergorenem Traubensaft, Käse aus geronnener Milch. Vermutlich seien beide entstanden, als etwas stehengeblieben war ... Wie Wein gemacht wird, weiß der Pfälzer. Wie Käse gemacht wird, führte der „Prof“ visuell anschaulich vor – in freier Rede zwischen Süße und Säure, Alkohol und Aromen, Bitterstoffen und Proteinen, Eiweiß und Enzymen, Vanille und Karamell bisweilen verwirrend. Dass dennoch die Vorlesung in dualer Biochemie auch über zweieinhalb Stunden nicht zu trocken ausfiel, war neben Michlers plausibler Plauderkunst eben den Sauvignons, Chardonnays, Merlots, Nebbiolos und Co. zu verdanken. Die ebenso wie Ziegen- und Schimmelkäse, Brie de Meaux und Gruyere zunächst jeweils separat gekostet wurden – um in der Gaumensymbiose zu völlig neuen, teils überraschenden Geschmäckern zu verschmelzen. Welchen „Nährwert“ haben Nichtteilnehmer vom Seminar? Dass Hartkäse fetter ist als Weichkäse, weil er weniger Wasser hat und die offizielle Angabe F.i.T. (Fett in Trockenmasse) schlichtweg „Käse“, weil irreführend ist. Und dass, wer mal unliebsame Gäste erwartet, zum strengen Münsterkäse statt des entsprechend süßen Gewürztraminers von Sonntag jenen trockenen Riesling dazu reichen soll, so Michlers Geheimtipp. „Die bleiben nicht bis zum zweiten Gang ...“ (psp)

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