Kreis Bad Duerkheim Die Sache mit der Esskultur

In beiden Städten gibt es viele inhabergeführte Geschäfte. Boutiquen, Supermarkt, ein Kino und andere Läden am Silver Spring Drive, unserer Hauptstraße, werden größtenteils vom Besitzer persönlich geführt – mit Ausnahme des Starbucks, den es in fast jedem amerikanischen Vorort oder jeder Stadt gibt. Für Bad Dürkheim trifft dies in noch größerem Maße zu. Wenn man bei mir zu Hause etwa zwei Kilometer die Whitefish Bay Hauptstraße entlang läuft, kommt man zum nächsten Ort, Glendale. Dort gibt es ein großes Einkaufszentrum mit Filialen von H&M, Fossil, Forever 21 oder Victoria’s Secret. Sowas findet man in der Umgebung von Bad Dürkheim nicht. Und das gefällt mir. Der größte Unterschied in der Esskultur zwischen Deutschland und Amerika ist die Bedeutung der Bäckereien in Deutschland. Hier ist die Idee, kein Brot zu essen, fast unvorstellbar. In der Innenstadt sieht man, dass Bäckereien eine große Rolle in der deutschen Kultur spielen. In Whitefish Bay gibt es nur zwei Bäckereien, während Bad Dürkheim mindestens fünf direkt in der Innenstadt hat. Man geht normalerweise nur zu besonderen Anlässen zu der einen Bäckerei in Whitefish Bay, Breadsmith, und die andere verkauft nur Kuchen und andere Süßigkeiten. Trotzdem gibt es bei mir zu Hause etwas Ähnliches wie die deutschen Brötchen: Bagels. In meiner Familie essen wir Bagels mit Frischkäse zum Frühstück oder Mittagessen mindestens dreimal in der Woche. Die Bagels kaufen wir meist bei derselben Kette: Bruegger’s Bagels in der Innenstadt. Auch die Weinkultur Bad Dürkheims ist für mich noch etwas Einzigartiges. Die vielen Weingüter würde niemand in Amerika von Deutschland erwarten, ich selbst nicht. Es gibt auch Weingüter in Bad Dürkheim, die beliebter als andere sind. Aber Bad Dürkheim ist stolz auf seine Weinkultur und deshalb florieren die Geschäfte der Winzer. Unseren Mangel an Bäckereien und Weinkultur kompensieren wir mit Kaffee. Der Hotspot in Milwaukee ist Colectivo Coffee. Colectivo wurde im Jahr 1993 gegründet. Der Fair-Trade-Kaffee wird direkt in Milwaukee geröstet und in die 16 verschiedenen Läden in Milwaukee und Madison, Wisconsins Hauptstadt, verteilt. Die Lage der Filialen haben fast immer einen historischen Hintergrund. Zum Beispiel das Colectivo Café direkt am Michigansee war einmal eine Wasserreinigungsanlage. Meine Lieblingsladen ist im ehemaligen Feuerwehrhaus im Geschäftsviertel von Milwaukee. Während meiner Schulzeit war ich manchmal zweimal am Tag dort: Früh morgens, um einen Kaffee abzuholen, und nochmal abends nach der Schule, um gemeinsam mit Freunden in einer angenehmen Atmosphäre zu lernen. Meine Mutter schickte mir vergangenes Jahr zu Weihnachten Colectivo Kaffee, weil ich ihn so sehr vermisse. Es ist schon klar, dass die Stadt Milwaukee Colectivo-süchtig ist. Starbucks-Filialen werden seit einigen Jahren in Milwaukee wegen des Erfolgs des Betriebs immer seltener. Obwohl die Produkte manchmal etwas teurer sind, finde ich, dass lokale Betriebe in Bad Dürkheim wegen der guten Lage der Stadt und der unterstützenden Gemeinschaft gut funktionieren. So etwa finde ich schön, weil Betriebe in Whitefish Bay oft wegen der großen Ketten in der näheren Umgebung aufgeben müssen. Ich finde es wirklich schade, dass meine Zeit hier fast vorbei ist. Unsere Autorin Leighty Hanrahan aus Milwaukee (WI/USA) ist mit einem Stipendium des Deutschen Bundestags für ein Jahr nach Deutschland gekommen. In Bad Dürkheim wohnt die 18-Jährige privat bei Familie Schwenger im Ortsteil Seebach. Im nächsten Jahr möchte sie an der University of Wisconsin-Madison Journalismus und Deutsch als Hauptfächer studieren. (red)

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