Über den Kirchturm hinaus Den Oscar leuchten lassen!

Zweifacher Oscarpreisträger: Hans Zimmer.
Zweifacher Oscarpreisträger: Hans Zimmer.

Von Hans Zimmer war jüngst zu lesen, dass er seine beiden Oscars an einem ungewöhnlichen Ort aufbewahrt. Die Trophäen befänden sich unter dem Schlafzimmerschrank, wo man sie nicht sehen kann. Die Qualität der Trophäen lässt nach den Worten des Musikers zu wünschen übrig. Jeder möchte ihn anfassen, „aber der Oscar ist billig gemacht, die Goldschicht darauf hält nicht“, so Zimmer in einem Interview des „Spiegel“. Beim ersten Oscar von 1995 für „Der König der Löwen“ sei schon eine Menge davon abgeblättert.

Dass Ruhm vergänglich ist, lässt sich also auch an den äußeren Trophäen ablesen, scheint mir. Dass die ein oder andere Macke im Laufe der Jahre hinzukommt, das kenne ich nicht nur an mir liebgewordenen Gegenständen. Da brauche ich ja nur selbst in den Spiegel zu schauen und das Gesicht zu betrachten, dass doch neulich noch so frisch und jugendlich aussah. Wenn alle zwei Jahre der TÜV ruft, werde ich ebenfalls an die Vergänglichkeit erinnert, sobald der unerbittliche Mitarbeiter grausam die Roststellen am geliebten Automobil mit seinem Schraubenzieher durchbohrt und die Mängelliste verlängert. Das will ich gar nicht mit ansehen müssen, was dort alles abblättert und abfällt.

Aber andererseits brauche ich ja derzeit nur aus dem Fenster zu schauen und die Bäume entlang der Straße zu betrachten: Was da alles an bunten Blättern fällt und im Sonnenlicht des Goldenen Herbstes leuchtet! Schönheit ist etwas Vergängliches, aber eben auch: Vergängliches kann sehr schön sein. Ich hoffe, dass Hans Zimmer sich nicht grämt, dass seine abgeblätterten goldenen Oscars unter dem Schlafzimmerschrank liegen, so dass er sie sich nicht anschauen mag, ohne sich zu ärgern.

Ich erinnere mich an die Worte Jesus, der in der Bergpredigt streng nutzenorientiert zu den Leuten gesagt hat: Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen

Was nützt also ein Oscar, den man nicht anfassen kann, ohne ihn mit der Zeit zu beschädigen? Im Falle Hans Zimmers wäre das wohl: Selbst abgeblätterte oder verbeulte Oscars sollten gut sichtbar sein. Nicht, um damit anzugeben, sondern um sich demütig zu erinnern und zu freuen, welch großartige Gaben und Talente Gott einem geschenkt hat, die andere erfreuen und ihre Gesichter zum Leuchten bringen. Denn anders als die Oscars, sind wir nicht billig gefertigt in Massenproduktion, sondern in den Augen Jesu kostbar geschaffen zu Gottes Lob. Das soll jeder sehen können.

  • Johannes Fischer ist evangelischer Pfarrer für Ebertsheim, Mertesheim, Quirnheim und Kindenheim.

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