Kreis Bad Duerkheim Das Ende einer Ära

Ab Donnerstag werden die Hoteliers zu Privatiers: Bettina Ankele-Benke und ihr Mann Diethelm.
Ab Donnerstag werden die Hoteliers zu Privatiers: Bettina Ankele-Benke und ihr Mann Diethelm.

Am Donnerstag ist für die Benkes Schluss. Dann wird das 112-Zimmer-Hotel offiziell übergeben. Bei Diethelm Benke und seiner Frau Bettina Ankele-Benke ist kurz zuvor noch keine Wehmut aufgekommen. „Wir haben bis dahin noch so viel Arbeit zu bewältigen – da denkt man noch gar nicht dran“, sagt die 64-Jährige. Die Übergabe läuft schon seit Wochen im Hintergrund. Die neue Direktorin Laila Leonhard ist vor Ort, damit alles reibungslos abläuft. Vor zwei Monaten haben die Benkes ihr Hotel verkauft. An eine Investorengruppe, die das Haus am Ludwigsplatz an die „Louvre Gruppe“ verpachtet hat, die unter anderem die Marke Tulip Inn betreibt. „Eigentlich sind wir nur noch Pächter. Aber es bleibt unser Haus bis zum letzten Tag“, sagt Diethelm Benke. Der 65-Jährige kennt in dem 1963 gebauten Hotel jeden Winkel. Er hat mit seiner Frau und den Schwiegereltern das Europa-Hotel 1977 übernommen. Das Haus gehörte einer Kette, die in Konkurs ging, und stand zwei Jahre leer. Die Eltern von Bettina Ankele, Theo und Hella, waren schon als Hoteliers aktiv, hatten 1971 das Gartenstadt-Hotel eröffnet und kauften die Immobilie am Ludwigsplatz. Tochter und Schwiegersohn stiegen in den Familienbetrieb ein. Dabei war Diethelm Benke damals Zahntechniker, und seine Frau studierte Sprachen an der Uni Heidelberg. Beide sattelten beruflich um, ließen sich zu Hotelkaufleuten ausbilden. „Wir haben dann im September 1977 eröffnet. Das war keine leichte Zeit. Das Haus hatte nach dem Konkurs und dem Leerstand einen schlechten Ruf“, erinnert sich Diethelm Benke. Nach einer umfangreichen Renovierung dauerte es, bis das Hotel wieder angenommen wurde. In 42 Jahren ist es der Familie gelungen, es neben dem René-Bohn-Hotel der BASF zum führenden Hotel in Ludwigshafen zu machen. Das Erfolgsrezept: eine familiäre Atmosphäre. „Wir waren immer für unsere Gäste da, haben alle gekannt“, sagen die beiden. Das Leben der Benkes kreiste um das Europa-Hotel, wo sie auch wohnten. Die Kinder wuchsen hier auf. Sohn Sebastian (35) stieg mit ein. Das inhabergeführte Haus hätte also in dritter Generation weitergeführt werden können. Doch es sollte anders kommen. „Wir bekamen ein Angebot, das wir einfach nicht ablehnen konnten“, erzählt Bettina Ankele-Benke. Geplant war der Verkauf nicht. „Wir haben eigentlich jede Mark in das Hotel investiert“, sagt Diethelm Benke. Erst vor wenigen Jahren kauften die Benkes das ehemalige Möbelhaus Becker in der angrenzenden Passage zur Fußgängerzone. Einige Millionen Euro investierten sie in den Ausbau. Appartements für Geschäftsreisende entstanden, die länger in der Stadt bleiben. Die Kalkulation ging auf. Das neue Angebot wurde gut angenommen. Es gab immer wieder Kaufanfragen von Hotelketten, die Interesse an dem Traditionshaus hatten, das über Konferenzräume, ein Schwimmbad, eine Sauna, einen Fitnessbereich sowie eine Bar mit Restaurant verfügt. „Und dann kam dieses Angebot. Wir haben das in der Familie diskutiert – schließlich hängt auch unser Sohn mit dran, und unsere Tochter hatte sich überlegt, ebenfalls einzusteigen. Aber dann haben wir uns gemeinsam zum Verkauf entschlossen“, sagt Diethelm Benke. Sohn Sebastian wird sich nun beruflich neu orientieren. Und auch die Benkes müssen umziehen – sie wohnten alle Jahre in einer ans Hotel angrenzenden Wohnung. Jetzt geht’s ans Rheinufer Süd, in eine Wohnung in einer der neuen Stadtvillen. Am letzten Freitag lief der Umzug, nächste Woche werden die Schlüssel fürs Hotel übergeben. Über ihr Leben als Hoteliers könnten die beiden ein Buch schreiben. Im Europa-Hotel sind in all den Jahren viele Prominente zu Gast gewesen, die im Pfalzbau, bei der Staatsphilharmonie oder beim Filmfestival auftraten. Mario Adorf zum Beispiel. „Ein sehr bescheidener Mann, der gerne noch ein Glas Rotwein trank“, beschreiben die Benkes den Schauspieler. Überhaupt seien die wirklichen Stars sehr umgänglich. In besonderer Erinnerung ist auch das Ensemble der Oper „Porgy and Bess“ geblieben. „Die haben nach dem Auftritt mit einem Dutzend Leuten in der Bar bis morgens um 4 Uhr Musik gemacht – das war klasse“, sagt Diethelm Benke. Die fünf Gästebücher nimmt das Ehepaar als Erinnerung mit. Diskretion war für die beiden immer Ehrensache. Da wurde auch mal eine Boyband durch die Garage geschleust, weil am Hoteleingang die Autogrammjäger lauerten. „Es war eine schöne Zeit“, sagen die Benkes. Den Einstieg in die Hotel-Branche hätten sie nie bereut und ihre Selbstständigkeit sehr geschätzt. Sie sind froh, dass ihre 42 Mitarbeiter alle im Hotel bleiben können, das ab Donnerstag „Tulip Inn Ludwigshafen City“ heißen wird. „Der neue Name zeigt auch, dass es einen Schnitt gibt“, sagen die Benkes. Sie hoffen, dass ihr Hotel weiter ein gesellschaftlicher Treffpunkt in Ludwigshafen bleibt, und haben deshalb die neue Direktorin mit Stammgästen wie den Fasnachtern bekannt gemacht. Ab 1. August sind die Benkes erst einmal Privatiers. „Ob wir dann noch etwas machen, werden wir sehen. Vielleicht etwas in der Immobilienbranche“, sagen die Mittsechziger. Ein Büro ist in der neuen Wohnung jedenfalls eingerichtet. Natürlich werden sie ab und an als Gäste in der Bar ihres Hotels einkehren, die weiterhin den Namen von Theo Ankele tragen soll. Ans Europa-Hotel erinnert dann auch noch ein Straßendeckel im Pflaster vor dem Haus.

An den alten Namen erinnert ein Straßendeckel im Pflaster.
An den alten Namen erinnert ein Straßendeckel im Pflaster.
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