Kreis Bad Duerkheim Bim blüht nur im Zirkus auf

Tierhaltung im Zoo und Tierschauen im Zirkus sind ein Thema, das gerade in unserer Region immer wieder die Gemüter erhitzt. Ist die Tierhaltung artgerecht, sind die Tiere gestresst oder gar neurotisch? Bei unserem Besuch am Donnerstagmorgen beim Circus Krone auf dem Wurstmarktplatz wirkten sie tief entspannt.

„Nirgends sonst treffen wir auf so organisierten Protest wie hier“, berichtet Krone-Sprecherin Susanne Matzenau zu Beginn des Rundgangs. Das, so sagt sie, liege daran, dass einige der Tierrechtler, die den Protest organisieren, aus der Region stammen. Immer stärker rücken sie die Frage in den Vordergrund: Darf der Mensch überhaupt Tiere halten? Bejaht man diese Frage, geht es um das wie. Und da scheinen es die 200 tierischen Artisten bei Krone gut angetroffen zu haben. Zwar steht den Pferden auf dem Wurstmarktplatz keine Weide zur Verfügung, wie an manchem anderen Spielort. Doch auch so haben sie viel Platz und beim täglichen Training Ansprache und Bewegung. Wie alle Krone-Tiere können sie selbst entscheiden, ob sie im Freien oder überdacht stehen möchten. Ein paar der Elefanten verteilen gerade Sand über ihren Rücken, ein natürliches Verhalten, mit dem sie die Haut vor Parasiten schützen. 16 Tonnen Sand hat Krone dafür geordert. Die indischen und afrikanischen Elefantendamen futtern auch einen beträchtlichen Teil der 3,5 Tonnen Heu, die fürs Dürkheimer Gastspiel bestellt wurden. Gleich 100.000 Liter Isenachwasser füllen den geräumigen Pool der Seelöwen. Das alte Nashorn Tsavo döst im Schatten. Genau damit verbringen auch die Löwen den Großteil ihrer Zeit. Wie ihre Kollegen in freier Wildbahn verbringen sie drei Viertel des Tages mit Ausruhen oder Schlafen. Für Bewegung sorgt dann nicht die Jagd sondern das Training. Was auffällt, ist das beachtliche Alter einiger Tiere. „Hier bekommen sie ausgesuchtes Futter, viel Bewegung, beste Betreuung von Pflegern und Ärzten und werden geistig gefordert“, erklärt Susanne Matzenau, warum viele Krone-Tiere im Schnitt eine deutlich höhere Lebenserwartung haben, als ihre wildlebenden Artgenossen. Gerade der Punkt der mentalen Herausforderung scheint dabei ein wesentlicher Faktor zu sein. Esel Bim ist dafür ein gutes Beispiel. Mit weit über 20 Jahren siedelte er ins Gestüt Wesseling über. Dort, im Seniorenheim für Zirkuspferde, verfiel er rapide. Die Pfleger schlugen deshalb vor, ihn versuchsweise wieder mit auf Tournee zu nehmen, da sie vermuteten, Bim sei schlicht unterfordert. Zurück im Zirkusalltag blühte er wieder auf. Oft führen Tierschützer den Transport als unnötigen Stressfaktor für die Tiere an. Doch Diplomanden und Doktoranden, die Krone begleiteten, widerlegten diese Theorie. Weder die Löwen noch die Elefanten zeigten vor, während oder nach dem Transport erhöhte Werte von Stresshormonen. Verhaltensbiologen erklären dies mit der Anpassungsfähigkeit von Tieren. Erst, wenn die überstrapaziert wird, entsteht Stress. Ein Rundgang zwischen den Gehegen ist indes kein exklusives Pressevergnügen. Jeden Morgen ab 10 Uhr können sich Besucher einen eigenen Eindruck vom Leben der Tiere im Zirkus verschaffen. Eine Möglichkeit, von der die härtesten Kritiker der Tierhaltung, so bedauert Susanne Matzenau, bislang keinen Gebrauch gemacht haben.

x