Kreis Bad Duerkheim Bücherwürmer leiden Hunger

Eine Universitätsbibliothek gilt als Hort des Wissens. Kein Ort steht sinnbildlicher für Gelehrsamkeit. Generationen von Studenten vergraben ihre Köpfe in Büchern, in der Hoffnung, etwas wichtiges zu erfahren – oder zumindest genug, um die nächste Prüfung zu überstehen. An der Uni Koblenz-Landau ist das jedoch schwierig.

Die Doppel-Uni muss mit 40 Plan-Stellen zwei Bibliotheken bedienen. In Trier stehen dafür 93,5 Stellen zur Verfügung. Immerhin müssen die Mitarbeiter nicht die Literatur auswählen, das bleibt den Dozenten überlassen. „Wir sind bundesweit die einzige Uni-Bibliothek ohne Fachreferenten“, sagt Bibliotheksdirektor Michael Schefczik. Ein Fachreferent wählt Fachbücher aus, die gekauft werden. Dazu muss er über Fachwissen verfügen: Ohne einen Master-Abschluss geht nichts. Jede Hochschul-Bibliothek braucht mehrere Referenten, für jeden Fachbereich einen. Schefczik hält die Ausgaben für sinnvoll: „Fachreferenten entlasten Wissenschaftler deutlich.“ In Landau klagen die Dozenten über die Belastung. Wegen der Unterbesetzung können beide Bibliotheken nur wenig Service anbieten: 68 Stunden (Trier: 95) in der Woche sind die Theken besetzt. Auch weniger Dienstleistungen, als an Unis sind üblich, sagt Schefczik. Dazu gehören Beratung, Schulungen, aber auch Kurse, zum Beispiel zur Informationskompetenz. „Positiv ist die große Unterstützung durch die Hochschul-Leitung,“ lobt Schefczik. Um die Bestandssituation zu verbessern, habe die Bibliothek in diesem Jahr einen Etat von rund 350.000 Euro aus Uni-Mitteln erhalten, um elektronische Medien zu kaufen. Weil diese auch an Bildschirmen in Koblenz aufgerufen werden können, sei diese Finanzspritze eine sehr wirtschaftliche Entscheidung. Die Studenten hatten bei ihren Protesten im vergangenen Jahr auch die Bibliotheksmisere angeprangert. Bei einem Treffen von Studenten und Vertretern der Hochschule, darunter Präsident Roman Heiligenthal, wurden acht unbefristete Stellen versprochen. „In den Gesprächen über den konkreten, tatsächlichen Bedarf wurde (...) deutlich, dass sechs Stellen ausreichend sind“, teilt das Ministerium nun mit. Die Stellen seien bis 2023 befristet. „Das ist absoluter Wortbruch und Verarsche“, meint Marleen Gruber, Asta-Vorsitzende während des Studentenstreiks 2015/16. Das Land lässt sich ein Türchen offen: Sollte nach 2023 noch Bedarf bestehen, könne verlängert oder entfristet werden.

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