Donnersbergkreis „Weiße Industrie“ immer wichtiger

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Urlaub in Deutschland – immer mehr verbringen die schönsten Tage des Jahres in heimischen Gefilden. Das Nordpfälzer Bergland profitiert von dieser Entwicklung. Wird die Strukturschwäche allenthalben als Problem empfunden, so ist es gerade die weitgehend intakte Natur, die Urlauber anzieht.

Oberhalb Nußbachs ist inmitten der idyllischen Landschaft eine touristische Attraktion entstanden, die noch auf die große Entdeckung harrt. Dabei ist Petra Hildebrandt, die gemeinsam mit ihrem Mann Frank Hildebrandt-Waslowski im Spätsommer vergangenen Jahres die „Winema Bisonranch“ eröffnete, mit dem Start nicht unzufrieden. Das Pfingstwochenende war sogar richtig gut, weiß sie zu berichten. Familien mit Kindern, kleinere Gruppen und Paare sorgten für ordentlich Trubel. Dazu der gut besuchte „Nutcreek Saloon“; wenn es so weiter ginge, wäre es nicht schlecht. Für die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein ist die „weiße Industrie“ Tourismus ein wichtiger und sich entwickelnder Wirtschaftsfaktor. In vier Hotels, über 40 Ferienwohnungen und nicht zuletzt der Jugendherberge Wolfstein stehen gut 400 Betten bereit. Dabei ist das Spektrum breit gestreut: vom gehobenen Drei-Sterne-Hotel-Standard in Lauterecken bis hin zur Jugendherberge in Wolfstein findet sich für nahezu jeden etwas. Dazu bieten fünf Landwirte „Ferien auf dem Bauernhof“ an. In Lauterecken, Jettenbach, Reipoltskirchen, St. Julian und Eßweiler gibt es knapp 60 Wohnmobil-Stellplätze und der Campingplatz in Wolfstein hat 70 Stellplätze für Camper und „Womos“. Zwei Zeltwiesen, die vor allem für Gruppen geeignet sind, ergänzen sein Angebot. Speziell für Jugendgruppen bis 50 Personen gibt es noch den Jugendzeltplatz in Odenbach. „Zusammen mit der Bison-Ranch in Nußbach ist dies eine gute Ausgangsbasis für eine positive Weiterentwicklung“, stellt Kathrin Bürtel, Tourismus-Fachfrau der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein, fest. Auch wenn für 2014 noch keine abschließenden Zahlen vorliegen: Steigende Gästezahlen zeigen, dass sich die Region zunehmender Beliebtheit erfreut, sei es für Kurzurlaub, einen längeren Ferienaufenthalt oder auch nur als Zwischenstation auf einer Wander- oder Radtour. Das immer besser ausgebaute Radwegenetz und die attraktiven Fernwanderwege, darunter drei Prädikatswanderwege, locken immer mehr Aktivurlauber in den Norden des Kreises Kusel. Dies sei nicht zuletzt ein Erfolg der guten Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrszweckverband des Landkreises, stellt Kathrin Bürthel fest. Zu den Aktivposten gehört beispielsweise der Campingplatz Wolfstein. Konnten Reginald Burgers und seine Frau in ihrer ersten Saison 2009 9000 Übernachtungen verbuchen, so waren es 2015 bereits 15.000. In diesem Jahr, so Burges, sei der Platz im Juli und August ausgebucht und auch die Buchungen für den Herbst stimmten optimistisch. Gut 60 Prozent Stammkunden, darunter nicht wenige aus seiner holländischen Heimat, schätzen Campingplatz und Region wegen der Landschaft, der Ruhe und der Wander- und Radwege. René Petat, Leiter der Jugendherberge Wolfstein, sieht ähnlich optimistisch auf das laufende Jahr, das nach 16.000 Übernachtungen in 2014 besser als in früheren Jahren begonnen hat. Inzwischen etwas in die Jahre gekommen, wird die Jugendherberge in absehbarer Zeit aber investieren müssen: bei gestiegenen Komforterwartungen müssen die Zimmer mit Dusche und WC ausgestattet werden. Neben Schulen und Fortbildungsgruppen zählen vor allem an Wochenenden Familien zu den Gästen, bei denen die Draisine und das Kalkbergwerk Wolfstein zu den Attraktionen zählen, die ziehen. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnet René Petat dank der Wanderwege. Für Christian Schneider, Chef des Hotels Königsberg in Wolfstein, sind es die selben Beweggründe, die viele seiner Gäste anlocken. Besonders freut ihn die zunehmende Zahl von Stammkunden, zu denen auch Motorradgruppen gehören. Etwas durchwachsener sieht Katja Walter, die zusammen mit ihrem Bruder Steffen Burckhardt das Hotel-Restaurant Reckweiler Hof leitet, die zurückliegenden Monate. Trotzdem ist sie optimistisch, zumal die Saison jetzt ja erst so richtig beginne und mit – hoffentlich – besserem Wetter auch die Gäste kommen, die die Region wegen ihrer Möglichkeiten für Aktivurlaub schätzen. Der nahe vorbeiführende Pfälzer Höhenweg sei für ihr Haus, das unter der Woche vor allem von Geschäftsreisenden belegt wird, ein absoluter Gewinn. Dank ihm nutzten an den Wochenenden zunehmend Wanderer den Reckweiler Hof als Zwischenstation. Auf dem Windhof hoch über Lauterecken finden seit vielen Jahren nicht nur Stammgäste eine Heimat für die schönsten Tage des Jahres. Zwei Blockhäuser und zwei Bungalows stehen unweit des Bauernhofs von Albrecht Altes auf einer baumbestandenen Wiese. Der Ausblick ist atemberaubend: Hunsrück, Donnersberg, Königsberg und dahinter der Pfälzer Wald. Mit einem Lachen sagt Altes: „Unsere Gäste wissen schon, weshalb sie immer wieder kommen!“ Erster Top-Platz in der Pfalz: mit diesem Prädikat trumpft der Wohnmobil-Stellplatz „Villa Toskana“ in Lauterecken auf. 30 bestens ausgestattete Stellplätze, ein barrierefrei gestaltetes modernes Sanitärgebäude, das angegliederte Restaurant und die bereits mehrfach genannten Vorteile der Region Lauterecken-Wolfstein, darunter die direkt am Platz entlangführende Draisinenstrecke, sind für zahllose Reisemobilisten Grund genug, hier zu stoppen. Nicht wenige bleiben gleich ein paar Tage, um zu genießen, was manch Ortsansässiger schon gar nicht mehr wahr nimmt: eine Landschaft, die Ruhe und Erholung bietet. Dementsprechend gibt es Zeiten, da ist kein Stellplatz mehr frei. Auch so gut wie keinen Platz, genauer kein Bett mehr frei bis Oktober hat der Pfälzer Hof in Lauterecken. Das etablierte Drei-Sterne-Haus hat nicht nur ein festes Stammpublikum, darunter zahlreiche Kegler-Gruppen, das die Küche und die stilvolle Atmosphäre schätzt. Die Draisine, die Wander- und Radwege und all die touristisch interessanten Pluspunkte der Region sind so gut beworben, dass immer mehr Urlauber im Pfälzer Hof zu Gast sind. Doch das Haus und die touristischen Attraktionen sind nicht allein Schlüssel des Erfolgs, weiß Seniorchef Peter Jakob: „Entscheidend ist vor allem die eigene Einstellung: Positiv denken und positiv zur Heimat stehen; das schafft die Ausstrahlung, die Willkommenskultur, die unsere Gäste mögen.“

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