Donnersbergkreis Ursprünglich nur ein Gasthaus

«Kalkofen.» In seiner Reihe „Geschichten zu Land und Leuten links und rechts der Alsenz – Von Höfen und Weilern“ hat sich Willi Schattauer in seiner neuesten, reich bebilderten Broschüre den Hof Neubau bei Ransweiler vorgenommen und dessen Geschichte dokumentiert.

Ursprünglich war der Neubau eines Gasthauses auf dem Stahlberg von Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken in Auftrag gegeben worden. Das muss zwischen 1560 und 1564 gewesen sein, denn alte Kellereirechnungen aus dieser Zeit berichten von einer Herberge „zum blauen Löwen zur Verschenkung von Wein erbaut“. Im Dielkirchener Pfarrbuch wird dazu berichtet, dass bereits im 16. Jahrhundert Großhändler aus Frankfurt, Straßburg und Augsburg in diesem Gasthaus übernachtet hätten, denn die Produkte der Gruben im Amt Landberg lockten schon damals viele Kaufleute aus aller Herren Länder hierher. Als 1556 der Stadtsyndikus Thain von Nürnberg, ein ebenso erfahrener wie umsichtiger Bergsachverständiger, die Leitung der Gruben übernahm, erlebten die Stahlberger Gruben eine erste Blütezeit. Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) verfielen die Bergwerke dann, und der Neubau wurde zur Zufluchtsstätte der geflohenen und vertriebenen Bauern. Ausführlich berichtet Schattauer auch über das Gasthaus „Zum blauen Löwen“ im Besitz der Familie Wasem, die es heute noch betreibt und es bereits im Jahre 1767 übernommen hat. „Matthis Kerle, Wagner in Schiersfeld, der seine Schwiegereltern Hans Pfeiffer und seine Frau schwer beleidigt und aus dem Haus gejagt hatte, kam in Verdacht, mit dem Teufel im Bund zu sein. Da ihm der Pfarrer und auch der Schultheiß ansonsten ein gutes Zeugnis ausstellten, wurde zunächst von weiterem Einschreiten Abstand genommen“, wird aus dem Jahre 1590 überliefert und im Buch zitiert. Die Zeit der Revolutionskriege und der französischen Besatzung war für die Bevölkerung in der Nordpfalz eine schlimme. 1793 hatten die Preußen ein Standquartier auf dem Neubau errichtet und verlangten Ordonanzen, Getreide- und Viehlieferungen. Philipp Wasem meldete am 2. Oktober 1794, dass 200 Mann preußische Husaren fünf Tage lang in seinem Haus zugebracht hätten – heute unvorstellbar. Im Jahre 1830 wurde hier auf dem Neubau ein Forsthaus für den Revierförster von Stahlberg errichtet. Auch darüber und über die Reihe der später hier ansässig gewesenen Förster und ihre Familien erfährt der Leser viele Details. Ein umfangreiches Kapitel widmet Schattauer dem Bergbau und den Bergwerken hier am Stahlberg. Er nennt nicht nur die Namen der verschiedenen Gruben, sondern beschreibt auch ihre Lage und gibt ihre Tiefe an. Dass die fremden Bergleute bei der einheimischen Bevölkerung hier nicht immer gern gesehen waren, lag auch an deren Trink- und Essmanieren sowie ihrer schlechten Zahlungsmoral. Überliefert wird in diesem Zusammenhang auch, dass hier einst ein Zechenhaus bestand, ebenso etwa eine Schmelzhütte, eine Schwefelgrube und drei Weiher zum Erzwaschen. Noch aus der Römerzeit stammt die alte Hochstraße, die aus dem Rosswald kommt und heute nach Schönborn führt und einen Teil der Verbindung Metz-Mainz darstellt. Zwischen Ransweiler und Schönborn entdeckte man im Jahre 1828 den Viergötterstein einer Jupiter-Gigantensäule aus der Römerzeit, der sich heute im Landesmuseum in Speyer befindet und vor einigen Jahren eine Zeitlang im Nordpfälzer Heimatmuseum in Rockenhausen gezeigt wurde. Info Die Broschüre ist für 15 Euro sowohl bei Autor Willi Schattauer, Telefon 06362 1294, als auch bei der VG-Verwaltung Alsenz-Obermoschel und bei der Familie Wasem im Gasthaus „Zum Blauen Löwen“ in Neubau zu beziehen.

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