Donnersbergkreis Sog vom Betrachten hin zum Empfinden

„Blüten“, eine Arbeit von Susanne Wadle.
»Blüten«, eine Arbeit von Susanne Wadle.

«ROCKENHAUSEN.» Einer Künstlerin aus Landau gilt die nächste Ausstellung im Kahnweilerhaus in Rockenhausen. „Jardin sauvage – Objekte/Plastiken“ heißt die Präsentation von Susanne Wadle, die am Sonntag, 11 Uhr, eröffnet wird. Lida von Mengden, Kunsthistorikerin und Kuratorin, wird in die Ausstellung einführen, die bis zum 30. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten (donnerstags bis sonntags von 15 bis 17 Uhr) zu sehen ist und vom Arbeitskreis Kahnweilerhaus veranstaltet wird.

Susanne Wadles Objekte treten auf wie Alltagsobjekte, scheinbar vertraut – nicht zufällig benutzt die Künstlerin als Ausgangsmaterial häufig Fundstücke wie etwa Möbel, deren Gebrauchsspuren als Spuren gelebten Lebens in die Bildsprache der Künstlerin einfließen. Doch durch gezielte Veränderungen entrückt sie die Dinge dem Kontext unserer Welt. Vertrautes wirkt rätselhaft heiter. Ihre Objekte sind Synthesen des scheinbar Unvereinbaren, Werke, die den Blick irritieren und intensivieren. All das erfahren wir bereits auf der Einladungskarte zur Vernissage. Da „körperliches Denken“ heute selten geworden sei, verursachen Wadles Werke einen Sog, der einem vom reinen Betrachten in eine Welt des Empfindens ziehe. Reflexartig werden Gefühle ausgelöst, als wären Wahrnehmen und Spüren gekoppelt. „Emotionen steigen auf, Erinnerungen sind augenblicklich wieder präsent, und der Betrachter wird von einem starken Drang erfasst, die Objekte zu befühlen, sie durch Tasten, durch eine eigene körperliche Aktion zu erleben und sie sich auch innerlich auf diese Weise anzueignen“, schreibt Lida von Mengden in ihrem Aufsatz „Susanne in Wonderland“. Den Körper nennt von Mengden darin einen künstlerischen. Es gehe der Künstlerin darum, eine Gegenwelt zu unserer Umwelt zu schaffen. Das sei Schwerpunkt ihres Schaffens. Sie möchte dem von Notwendigkeiten Bestimmten etwas entgegensetzen, was hinter der Vernunft liegt, nämlich das Surreale. Dazu verwende sie die fließenden Übergänge zwischen verschiedenen Realitäten, die Verfremdungen der Formen und der Materialien für die Übersetzung des körperlichen Denkens ins Bildhafte. „Gerade wegen ihrer Körperbezogenheit ist man geneigt, ihre Arbeit als genuin weiblich einzuordnen, doch reicht sie über derart geschlechtsspezifische Parameter hinaus; geht es doch um eine allgemein menschliche Verfasstheit der Welt. Das Problemfeld: ’einen Körper haben’ und ’ein Körper sein’ wird in ihrer Kunst immer wieder berührt und thematisiert“, schreibt Lida von Mengden weiterhin in dem erwähnten Aufsatz. 1966 geboren, studierte Susanne Wadle Bildende Kunst und Geografie an der Universität Mainz und an der Ecole Nationale Superieure d’Art in Dijon. Später folgte ein Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Von 1996 bis 2004 hatte sie ihr Atelier im Atelierhaus Waggonfabrik in Mainz, heute lebt und arbeitet sie in Landau. Viele Preise und Stipendien hat sie gewonnen. Einzelausstellungen waren unter anderem in Darmstadt, Dijon, Budapest, Straßburg oder Biskek/Kirgisistan zu sehen.

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