Donnersbergkreis Simulanten werden zurück in den Unterricht geschickt

Informationen zum Thema Wiederbelebung bietet das Westpfalz-Klinikum heute von 10 bis 14 Uhr am Rewe-Markt in Rockenhausen und a
Informationen zum Thema Wiederbelebung bietet das Westpfalz-Klinikum heute von 10 bis 14 Uhr am Rewe-Markt in Rockenhausen und am Edeka-Markt in Kirchheimbolanden.

Mit einem Aktionstag am Rewe-Markt in Rockenhausen und am Edeka-Markt in Kirchheimbolanden beteiligt sich das Westpfalz-Klinikum am heutigen Samstag von 10 bis 14 Uhr an der Woche der Wiederbelebung, die unter Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums steht. Im Vorfeld hat die RHEINPFALZ Mitglieder des Schulsanitätsdienstes an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Rockenhausen getroffen.

Der Sanitätsdienst an der IGS wurde 2008 gegründet, momentan wird er von den Lehrern Sabrina Martin und Carsten Michel geleitet. Zwischen 25 und 30 Schüler werden pro Jahr ausgebildet – „wenn man überlegt, dass es das hier schon seit zehn Jahren gibt, dann sind das bereits über 250 Schüler“, sinniert Michel. Der Biologielehrer ist selbst gelernter Rettungs- und Betriebssanitäter, kennt sich daher bestens aus. Unterstützt wird das Angebot vom DRK. In der Schule haben die Mitglieder einen eigenen Sanitätsraum, in dem sich sogar ein Defibrillator befindet. „Den konnten wir über Spenden finanzieren“, so Michel. An der AG kann jeder Schüler ab der 7. Klasse teilnehmen. Vorraussetzung: ein einwandfreies Sozial- und Lernverhalten. Bei ihrem Eintritt müssen alle Schüler einen Vertrag unterschreiben – wenn sie sich nicht entsprechend verhalten oder mit dem nötigen Ernst an die Sache herrangehen, sind sie raus. Im Zwei-Jahres-Takt startet ein neuer Kurs. Früher gab es in der Woche einen festen AG-Tag, mittlerweile wird sich immer bei Bedarf getroffen. „Die Schüler kommen für den Kurs auch mal samstags für neun Stunden in die Schule“, berichtete Michel der RHEINPFALZ. Mit dabei sind Felix, Lucas und Philipp (alle aus der 10c) – Felix erst seit diesem Jahr, Lucas und Philipp schon seit der 7. Klasse. In Abständen von zwei bis drei Monaten opfern die Schüler auch mal ihre Pause, um sich mit den anderen Schulsanitätern zu treffen und zu besprechen. Sie erläutern: „In jeder Woche gibt es einen sogenannten Dienstplan, den wir über eine Whatsapp-Gruppe bekommen. Dort wird für jeden Schultag ein „Sani“ eingeteilt – jeder hat mal Dienst.“ Hat ein Schüler im Unterricht gesundheitliche Probleme, wird er von einem Mitschüler zum Sekretariat begleitet. Dort wird dann der „diensthabende“ Sanitäter ausgerufen. „So funktioniert es einfach am Besten, mit einer Durchsage erreicht man jeden Schüler ganz sicher“, erklärt Michel. Der „Sani“ darf dann seinen Unterricht verlassen, um Hilfe zu leisten. In schlimmeren Fällen ist es auch seine Aufgabe, den „richtigen“ Rettungsdienst zu alarmieren und den Patienten an diesen zu übergeben. „Wir mussten schon einmal einen Rettungswagen rufen wegen Atembeschwerden“, sagen Lucas und Philipp, „ein Hubschrauber war auch schon mal da“. Michel betont: „Die Schulsanitäter sind sehr selbständig.“ Häufig gerufen werden sie wegen Kopfweh, Bauchschmerzen oder Übelkeit. Bei Simulanten verstehen die Schüler jedoch überhaupt keinen Spaß – wenn jemand vortäuscht, krank zu sein, wird er sofort in den Unterricht zurückgeschickt. „Wir merken das direkt, ob jemand nur simuliert“, versichern die Schüler. Solche Fälle sind auch deshalb ärgerlich, weil „die Sanis eigenständig den Unterrichtsstoff nachholen, den sie durch ihre Einsätze verpassen“, erzählt Michel. Zu den Aufgaben der Schulsanitäter gehört auch das Überwachen der Lagerbestände: Sie teilen den Lehrern mit, was benötigt wird – Mullbinden, Pflaster und anderes mehr. „Letzte Woche ging die Magen-Darm-Grippe um“, sagt Michel schmunzelnd, „da brauchten viele einen Eimer“. Tabletten werden von den Ersthelfern allerdings nicht verabreicht. „Was wir hier im Sanitätsdienst lernen, kann uns sicher später mal im Alltag nützlich sein“, sagt einer der Schüler. Bei einem Feueralarm treffen sich die Sanitäter an einem Sammelpunkt, damit sie schnell an Ort und Stelle sind, wenn es Verletzte gibt. Philipp erzählt, wie er auf die Idee gekommen ist, der AG beizutreten: „In der Pause gab es Informationen zum Schulsanitätsdienst. Das hat mich sofort interessiert, es war einfach mal etwas anderes.“ Insgesamt laufe es richtig gut, betont Michel: „Ich habe schon von einigen Schülern, die vorher bei uns im Dienst waren, gehört, dass sie nach der Schule sogar eine Ausbildung beim Rettungsdienst angefangen haben.“ Wenn die Schüler den Kurs abgeschlossen haben, bekommen sie einen Eintrag ins Zeugnis, auf Nachfrage gibt es auch eine Bescheinigung für den künftigen Arbeitgeber. Vielleicht findet die Idee ja auch Nachahmer - die Schulabgänger der IGS spornten jedenfalls andere Schulen an, auch einen solchen Dienst einzuführen. „Laut Kultusministerium sollte eigentlich jede Schule zumindest eine Stunde im Jahr ein Wiederbelebungstraining anbieten“, so der AG-Leiter.

x