Karlsruhe „Menschenrecht auf Kultur“

Kulturelle Teilhabe für Menschen mit wenig Geld ist das Ziel der Kulturloge. Mit dem Einsatz von Ehrenamtlichen soll in Kaiserslautern die Gründung angegangen werden. Fruchthalle, Kammgarn und Pfalztheater wären dabei.

Das Prinzip ist einfach: Auf der einen Seite stehen Menschen mit wenig Einkommen. Sie sollen in den Genuss von Kulturveranstaltungen kommen, die sie sich in der Regel nicht leisten können. Auf der anderen Seite gibt es Theatervorstellungen oder Konzerte, die nicht ausverkauft sind. Aufgabe der Ehrenamtlichen wäre es, beide Seiten zusammenzuführen. Zielgruppen sind Menschen mit geringem Einkommen. Die Ehrenamtlichen der Kulturloge arbeiten mit den örtlichen sozialen Einrichtungen zusammen, die die Menschen und ihre Probleme kennen. Diese Kooperationspartner nehmen die Anmeldungen der Kulturgäste für die Kulturloge entgegen. „Die Kulturloge ist in vielen anderen Städten bereits erfolgreich umgesetzt worden“, weiß Michael Krauß. Der Vorsitzende der „Freunde des Pfalztheaters“ will die Kulturloge nun in Kaiserslautern etablieren. Zusammen mit den „Freunden der Fruchthalle und der Kammgarn“ werden daher zwei oder drei Ehrenamtler gesucht, die mit Hilfe des Bundesverbands der Kulturlogen eine Kaiserslauterer Kulturloge gründen. Es müsse ein Netzwerk geschaffen werden, das Menschen die Hemmschwelle nimmt. Die Kulturloge kann beide Seiten unbürokratisch und diskret zusammenbringen. „Eine tolle Sache“, sagt Krauß, der das „Menschenrecht auf Kultur“ betont. „Eine Kulturloge würde der Stadt richtig gut stehen“, macht sich Christoph Dammann, Direktor des städtischen Referats Kultur, für eine solche Einrichtung stark. Der existierende Bundesverband vereinfache die Gründung der Kulturloge, weil kein eigener Verein gegründet werden müsste. Für das städtische Kulturreferat kommen in erster Linie Konzerte in der Fruchthalle in Frage, für die „kleine Kontingente an Karten“ zur Verfügung gestellt werden könnten. Nach Dammanns Ansicht könnten sich beispielsweise auch Kinos an der Kulturloge beteiligen. Das Pfalztheater würde sich dem Ansinnen nicht verschließen. Intendant Urs Häberli weist jedoch darauf hin, dass es am Pfalztheater schon jetzt die Möglichkeit gibt, Eintrittskarten einen Tag vor der Vorstellung für drei Euro zu kaufen. Voraussetzung ist die Vorlage eines Sozialpasses. Gleichwohl ist sich Häberli bewusst, dass es Menschen gibt, die sich die Blöße „Sozialpass“ nicht geben wollen. Eine Kulturloge löse dieses Problem besser. Häberli spricht auch andere Modelle in anderen Städten an. Es müssten Möglichkeiten geschaffen werden, kulturelle Angebote wahrnehmen zu können. Das Pfalztheater könne sicherlich nicht jede Vorstellung für die Kulturloge anbieten, aber gewisse Termine und Vorstellungen könnten angeboten werden. Der Intendant vertritt darüber hinaus die Meinung, dass sich an einer Kulturloge auch Museen, Kinos oder die Musikschule beteiligen könnten. Für Richard Müller, Geschäftsführer des Kulturzentrums Kammgarn, gilt grundsätzlich, dass „allen Menschen der freie Zugang zur Kultur gewährt werden müsste“. Für die Kammgarn sieht er allerdings durch Etat-Festschreibungen, einem Einspiel-Soll und gedeckelten Etats Grenzen gesetzt. Es sei eigentlich nicht zu vertreten, dass durch immer höher werdende Eintrittspreise Menschen von Kulturveranstaltungen ausgeschlossen würden. Die Teilhabe sei nicht nur Grundrecht, sondern auch Sozialarbeit. Die Kammgarn könne nur bedingt freie Eintrittskarten abgeben. „Einerseits brauchen wir jeden Euro, um uns zu finanzieren“, andererseits würden mit den meisten Künstlern Prozentverträge abgeschlossen, bei denen der Künstler oder seine Agentur einen Prozentsatz der Einnahmen erhalte. Jedoch bei Künstler-Verträgen mit einer Festgage sei das machbar und sinnvoll. „Das würden wir unterstützen“, stellt Müller fest. (ita)

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