Haguenau/Lauterbourg Kleine Gemeinden wählen Le Pen

Die Vertreter der elsässischen Kommunen zeigen sich enttäuscht vom ersten Wahlgang. Eine Stichwahl wird die Entscheidung bringen
Die Vertreter der elsässischen Kommunen zeigen sich enttäuscht vom ersten Wahlgang. Eine Stichwahl wird die Entscheidung bringen.

Sie wohnen im Elsass und arbeiten im Badischen. Sie profitieren vom europäischen Binnenmarkt mit seinen offenen Grenzen und dennoch wählten viele von ihnen am Sonntag wieder eine Partei, die als europafeindlich gilt.

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich erhielt in diesem Jahr zwar Amtsinhaber Emmanuel Macron im Bas-Rhin (Unterelsass) 30,7 Prozent der Stimmen, doch die Rechtspopulistin Marine Le Pen folgt ihm dicht auf mit 25,3 Prozent. In der Stichwahl am 24. April werden die Weichen für Frankreichs Zukunft gestellt. Wieder waren es insbesondere die kleinen Gemeinden entlang des Rheins, in denen Le Pen die Mehrheit holte. Doch während bei den letzten Präsidentschaftswahlen vor fünf Jahren Marine Le Pen und ihre damalige Front National im Unterelsass als Siegerin hervorging, konnte Emmanuel Macrons Partei La République en Marche einige Kommunen zurückerobern.

Ergebnis im multikulturellen Straßbourg ist Ausnahme

Großer Verlierer ist im Bas-Rhin die bis vor fünf Jahren gut im Rennen liegende Partei Les Républicains mit ihrer bürgerlich rechtsliberalen Orientierung. Sie verlor ihre Stimmen an Macron, wie auch in Lauterbourg. Die Republikaner mit ihrer Kandidatin Valérie Pécresse kamen im Bas-Rhin auf lediglich 4,3 Prozent. „Für meine Partei Les Républicains sieht es nicht gut“, hatte Frédéric Reiss, Député in der Nationalversammlung, bereits vor dem Wahlsonntag gesagt. Seine Hoffnungen ruhen nun auf den Parlamentswahlen im Juni dieses Jahres. Auch die Sozialisten und linksgerichteten Parteien sind bei den Wählerinnen und Wählern im Bas-Rhin nicht mehr gefragt. Lediglich in der elsässischen Hauptstadt Straßbourg mit ihrer multikulturellen Vielfalt konnte Jean-Luc Mélenchon von der linken Partei La France Insoumise (Unbeugsames Frankreich) mit 35,5 Prozent der Stimmen punkten und den Amtsinhaber mit 30,2 Prozent auf Platz zwei verweisen. Marine Le Pen fiel zurück auf 11,06 Prozent, weniger als vor fünf Jahren. „Die Krise in der Demokratie verschärft sich“, schrieb Frédéric Bierry, Präsident der Collectivité Européenne d’Alsace, noch am Wahlabend. Tatsächlich machten rund 25 Prozent aller im Elsass eingeschriebenen Wahlberechtigten von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch, weniger als vor fünf Jahren. Dies sei das Ende der Treue zu den traditionellen politischen Regierungsparteien, so Bierry, der harte Worte für Marine Le Pen findet. „Ich vergesse nicht, was passiert, wenn Extremisten an die Macht kommen, selbst wenn sie vom Volk gewählt wurden“, so Frédéric Bierry.

„Ich bin enttäuscht, ich habe gehofft, dass Macron mehr Stimmen im Bas-Rhin holt“, sagte Camille Scheydecker, Bürgermeister aus Soufflenheim und Vizepräsident des Pamina-Rheinpark. Viele Leute seien unzufrieden, hofften, dass sie mit Le Pen mehr verdienten und sie ihre Versprechen halten würde. Die Wirklichkeit sehe aber anders aus. Scheydecker hat keine Worte und Erklärungen, warum insbesondere in der Grenzregion die Menschen sich gegen eine europafeindliche Kandidatin aussprechen. „Sie leben und jammern auf einem hohen Niveau, denn es geht ihnen hier besser als den Menschen im Inneren Frankreichs“, so der Soufflenheimer Bürgermeister.

Die Ergebnisse:

Haguenau: Macron 31,4 Prozent, Le Pen 27,7 Prozent

Soufflenheim: Le Pen 35,5 Prozent, Macron 28 Prozent

Drusenheim: Le Pen 35,6 Prozent, Macron 30,1 Prozent

Dalhunden: Le Pen 45,6 Prozent, Macron 23,4 Prozent

Fort-Louis: Le Pen 42,9 Prozent, Macron 26,3 Prozent

Roeschwoog: Le Pen 34,5 Prozent, Macron 30,6 Prozent

Roppenheim: Le Pen 43 Prozent, Macron 27,8 Prozent

Beinheim: Macron 36,3 Prozent, Le Pen 31,7 Prozent

Seltz: Le Pen 41,2 Prozent, Macron 27,3 Prozent

Munchhausen: Macron 37,1 Prozent, Le Pen 35,3 Prozent

Lauterbourg: Macron 31,2 Prozent, Le Pen 24,7 Prozent

Wissembourg: Macron 34,3 Prozent, Le Pen 23,8 Prozent

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