Karlsruhe Kein Luxus an Dualer Hochschule

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Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim leidet unter den Auswirkungen des Hochschulfinanzierungsvertrags. An der Qualität der Lehre soll sich das aber nicht bemerkbar machen. Aktuell erfreut sich der Bereich Technik einer großen Nachfrage unter den Studienanfängern.

Alles in Ordnung an der DHBW in Mannheim – diese Botschaft versuchte Rektor Georg Nagler beim Jahresgespräch zu vermitteln. „Das Wichtigste ist der aktuelle Hochschulbetrieb und der läuft sehr gut.“ Dass nach den Meldungen von Liquiditätsproblemen doch noch nicht alles in Ordnung ist, bewies die Anwesenheit von Verwaltungsdirektorin Heike Eckert. Sie ist sozusagen die Herrin der Zahlen an der DHBW. „Es gibt kein Defizit, weil all unsere Kosten von unserem Präsidium übernommen werden“, erklärte Nagler. Allerdings sei die finanzielle Ausstattung der Hochschule keinesfalls wunschgemäß. „Nur 44 unserer 82 Studienkurse sind grundfinanziert.“ Bei den übrigen 37 Kursen betrage das Defizit rund 2,6 Millionen Euro. „Wir bräuchten rund drei bis vier Millionen Euro mehr. Und selbst damit hätten wir längst keine Luxusausstattung“, ergänzte Prorektor Jörg Baumgart von der Wirtschaftsfakultät. Wie die Finanzierung funktioniert, rechnete die Verwaltungsdirektorin vor: „Wir lassen 16 Prozent unserer Professorenstellen unbesetzt, obwohl sie finanziert sind, damit wir den Betrieb gewährleisten.“ Doch das sei kein Problem der DHBW in Mannheim, sondern treffe die Hochschulen landesweit. „Das ist eine Frage des Hochschulfinanzierungsvertrages“, sagt Nagler, der die Verantwortung bei der Politik sieht. Denn von der wurde das Budget kontinuierlich gekürzt: „2014 hatten wir rund 20 Millionen Euro Zuweisung, 2015 waren es 16,5 Millionen und für dieses Jahr 13 Millionen Euro.“ Für die Qualitätssicherung würden noch elf Prozent des ursprünglichen Etats bleiben, fügte Baumgart hinzu. „Da liegen wir jetzt bei rund 350.000 Euro.“ Von der Finanzierung abgesehen sei die DHBW jedoch weiterhin auf einem Erfolgsweg. Zum neuen Semester begrüßten Nagler und seine Kollegen 2422 Erstsemester. Damit liegt die Gesamtzahl der Studenten bei 6349 – relativ konstant im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem verzeichne der Bereich Technik von Prorektor Andreas Föhrenbach Zuwächse, während es bei den Wirtschaftsdisziplinen etwas weniger werde, einige Studienplätze unbesetzt geblieben seien. Das liege ausschließlich an den Betrieben, die keine geeigneten Bewerber gefunden hätten, betonte Baumgart. Um zumindest die angehenden Studenten zu qualifizieren, gibt es in der Dualen Hochschule wie schon in den Jahren zuvor ein „nulltes Semester“ als Studienvorbereitung in Mathematik. Und das ist ausschließlich von den Unternehmen finanziert, wie Nagler betonte. Der Rektor sieht darin einen Beleg für die gute Ausbildung, die an der DHBW geboten werde. „Wenn die Qualität nicht stimmt, schicken uns die Unternehmen keine Studenten.“ Neue Angebote und Programme gelten im Wettbewerb der Bildungseinrichtungen als wichtig. Die DHBW hat zum Beispiel zum Wintersemester mit der Université Paris-Dauphine einen zweiten internationalen Partner für Austauschprogramme gewonnen. 2017 soll die neue Studienrichtung Chemie- und Bioingenieurswesen sowie Technische und Angewandte Chemie Fahrt aufnehmen. Für 2018 hofft Nagler auf die Zusage für die Ausbildung von Verwaltungsinformatikern.

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