Karlsruhe Karlsruher Fächer:

Das aber so was von anders geplant. Aus einem harmlosen Fototermin mit lachenden Gesichtern, bei dem das KSC-Präsidium samt Sportdirektor, Trainer und Spielführer dem Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) 23.000 Unterschriften von Befürwortern eines Stadionneubaus überreichte, wurde ein veritabler Rohrkrepierer: Mentrup reagierte unerwartet harsch auf das, was in der vergangenen Woche abgelaufen war. Damals hatte sich Ingo Wellenreuther, KSC-Präsident und CDU-Bundestagsabgeordneter, beklagt, die Stadt würde Abmachungen brechen. Es geht vor allem um ein Parkdeck vor dem Stadion, das die Stadt nun aus der Planung gestrichen hat. Um es nochmals zu verdeutlichen: Der KSC fordert ein 14 Millionen Euro teures Parkdeck mit 1600 Stellplätzen. Jeder Parkplatz müsste pro Spiel ligaunabhängig rund 25 Euro einbringen (und das in den kommenden 30 bis 40 Jahren), dass das Parkdeck nicht als steuerfinanzierte Vereinsförderung von der EU gekippt würde. Eine gewagte Rechnung, will man meinen. Da Wellenreuther ohne Parkhaus andererseits keine Chance sieht, die von der Stadt geforderte Pacht und den jährlichen Unterhalt fürs Stadion zu zahlen, sieht Mentrup inzwischen die Geschäftsgrundlage gefährdet. Er habe überlegt, den Punkt Stadionneubau wieder von der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung in der kommenden Woche zu nehmen, ließ er eine zunehmend bedröppelter drein blickende KSC-Riege wissen. Vielleicht müsse man neu über die ausgehandelten Pachtmodalitäten verhandeln, legte Mentrup noch nach. Wellenreuther gab sich schockiert, wunderte sich, dass man Vertragsgespräche jetzt vor der Presse führe (was ihn von ähnlichem Tun vor Wochenfrist nicht abhielt) – um einige Stunden später dann doch klein beizugeben. Vielleicht, so wird gemunkelt, sei Wellenreuther von seinen Vize-Präsidenten, denen gute Rechenkünste nachgesagt werden, überzeugt worden. Das Parkdeck ist damit vorläufig vom Tisch, das Ende der Harmonie aber bleibt. Als „Hitlerjunge Salomon“ hat er Filmgeschichte geschrieben, in dieser Woche war Sally Perel, der zwischenzeitlich 89-jährige Sohn eines streng gläubigen Rabbiners, in der Durlacher Karlsburg zu Gast, um vor mehr als 200 Oberstufenschülern des Markgrafen-Gymnasiums seine Lebensgeschichte zu erzählen. Während seine Eltern und seine Schwester von den Nazis ermordet wurden, mimte Perel vier Jahre lang den strammen Hitlerjungen. Er sei damals Jude und Nazi gewesen, habe zwei Welten in seinem Körper getragen, erzählte er der gebannt lauschenden Schülerschar. Und er sei zum Hass erzogen worden, bis er sich selbst, den Juden hasste. Nach einem Besuch in Auschwitz, wo er fassungslos in einer Baracke mit unzähligen Kinderschuhen und Haarlocken stand, war dann für ihn klar, dass er bis an sein Lebensende von den ungeheuerlichen Verbrechen der Nazis berichten werde. „So lange meine Schuhe mich tragen.“ Berichte über junge Menschen in Bomberjacken und Springerstiefeln würden ihn immer wieder daran erinnern, wie wichtig diese Aufgabe sei.

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