KARLSRUHE Jubiläum für „Christopher Street Day“

Arm in Arm beim CSD: So dürfte es auch am 1. Juni in Karlsruhe wieder sein.
Arm in Arm beim CSD: So dürfte es auch am 1. Juni in Karlsruhe wieder sein.

„We are here – Always queer! Gemeinsam stark seit 40 Jahren“: Unter diesem deutsch-englischen Motto steht in diesem Jahr der „Christopher Street Day“ (CSD) am 1. Juni in Karlsruhe – 40 Jahre nach der Erstauflage im Juni 1984.

Die Karlsruher Organisatoren verbinden mit dem Motto nach eigenen Angaben zugleich eine Bilanz zum Jubiläum. Dabei stehen mehrere Fragen im Mittelpunkt: Wie hat sich die Situation queerer Menschen seit 1984 verbessert? Welche Diskriminierungserfahrungen machen queere Menschen noch heute? Und welche Lösungen braucht es für die Zukunft, um Gleichberechtigung und Sicherheit für queere Menschen in Karlsruhe und weltweit zu gewährleisten?

In einer Pressemitteilung unterstreicht das CSD-Team seine interaktive Vorgehensweise bei der Mottosuche: Wie im Jahr zuvor konnte demnach die queere Community auf Instagram, der eigenen Internetseite und ganz herkömmlich in Präsenz darüber abstimmen – etwa beim Queeren Filmfestival „Pride Pictures“. An der Umfrage beteiligten sich den Angaben zufolge über 600 Personen aus Karlsruhe und Umgebung.

Kampf gegen Diskriminierung

Eine große Mehrheit habe sich dabei für „We are here – Always queer! Gemeinsam stark seit 40 Jahren“ entschieden. Aus Sicht der Verantwortlichen verweist das Motto auf den gemeinsamen beharrlichen Kampf der queeren Community für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung in den vergangenen 40 Jahren. Sie erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass der Paragraf 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, 1984 noch Bestandteil des Strafgesetzbuches war.

Teile der heutigen queeren Community seien zu dieser Zeit „nicht sichtbar“ gewesen, heißt es weiter. Zudem habe sich in den 1980er Jahren HIV schnell verbreitet. An die „Ehe für Alle“, die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien oder gendersensible Sprache sei nicht zu denken gewesen.

„Gefährdet wie lange nicht mehr“

Wenn die queere Community – teils mit Unterstützung – in den vergangenen 40 Jahren viel erreicht habe, sei damit aber nicht alles errungen. „Erkämpfte Rechte und Freiheiten sind heute wieder so gefährdet wie lange nicht mehr“, schreiben die CSD’ler. Ihnen zufolge sind die registrierten Fälle von Gewalt gegen queere Menschen im vergangenen Jahr auf ein Rekordhoch gestiegen – mit weiter steigender Tendenz. Queere Rechte dienten als Nebelkerze zum Kulturkampf rechter Ideologien, und queere Menschen müssten weiterhin oft um Freiheit und Leben fürchten.

Vor diesem Hintergrund will das Organisationsteam mit seinem Motto, einer digitalen Kampagne und „Thementalks“ in diesem Jahr sowohl zurückblicken wie auch die aktuelle Situation für queere Menschen in Deutschland und weltweit beleuchten. Beim CSD gelte es daher, gemeinsam Erreichtes zu feiern und beharrlich weiter für eine friedliche, vielfältige Welt zu kämpfen.

Familienfest und Kundgebung

So soll es bei dem Familienfest am 1. Juni Bühnenprogramm, Kinderaktivitäten, Infostände, eine Tanzfläche sowie Essen und Trinken geben. Die eigentliche Demonstration soll quer durch die Stadt führen und nach rund zwei Stunden wieder auf den Karlsruher Marktplatz enden. Dort sei im Anschluss eine politische Kundgebung geplant.

Seinen Namen hat der CSD, der in der ganzen Welt gefeiert wird, von einem Aufstand 1969 in der New Yorker Christopher Street. Damals setzten sich Homosexuelle und Transmenschen im Lokal „Stonewall Inn“ gegen Übergriffe der Polizei zur Wehr. Die Folge war eine mehrere Tage lange Straßenschlacht.

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