Karlsruhe Im Keller der Nazi-Schergen

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Großer Andrang herrschte am Montagabend vor dem ehemaligen Finanzamt in der Konrad-Adenauer-Straße in Neustadt. Die erstmalige Öffnung der einstigen Gestapo-Zellen im Keller des Gebäudes lockte deutlich mehr Neugierige an, als die engen Räume aufnehmen konnten. Deshalb soll die Veranstaltung am nächsten Montag wiederholt werden.

Für 40 Besucher hatte Eberhard Dittus, der Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte für die NS-Opfer, bestuhlt, es kamen aber über 60. In den drei noch erhaltenen Gestapo-Zellen lagerten bis vor zwei Jahren Akten der Steuerfahndung. Bis 1992 hatte die französische Intendantur dort ihren Sitz, was ebenfalls bedeutete, dass die Räume für die Öffentlichkeit nicht zugänglich waren. Es gab lediglich vor einem Jahr eine Begehung von Vertretern des Fördervereins, des Finanzministeriums und dem rheinland-pfälzischen Bürgerbeauftragten Dieter Burgard. Dittus wiederholte seinen schon oft vorgetragenen Wunsch, dass der Gestapo-Keller als Gedenk- und Erinnerungsort erhalten bleiben und stets zugänglich sein soll. Er habe die Zusage von Walter Rummel, Direktor des Landesarchivs Speyer, dass Kopien der Neustadter Gestapo-Akten in der Konrad-Adenauer-Straße ausgestellt werden könnten. Auch die Landeszentrale für politische Bildung unterstütze den Vorschlag. Dittus verwies auf das Vorbild Saarbrücken. Dort sei eine Zelle im Schloss, der damaligen Gestapo-Zentrale, ebenfalls zu einem Gedenkraum mit regelmäßigen Öffnungszeiten aufgewertet worden. Die Geinsheimerin Miriam Breß wertet gerade für ihre Studienarbeit an der Universität Mainz die Akten aus. Sie berichtet, dass bundesweit von drei Städten – neben Neustadt sind das Düsseldorf und Würzburg – die Gestapo-Akten komplett erhalten seien. In Speyer seien 60.000 Personenkarten und 12.000 dazu gehörige Akten gelagert, die die Gestapo über Menschen in der Pfalz und dem Saarland angelegt habe. Sie sprach von einer einmaligen historischen Dokumentensammlung, die auch das Schicksal von Menschen deutlich mache, die in den Neustadter Gestapo-Kellern ums Leben kamen. Die Stadt verhandelt derzeit mit dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) über einen Kauf des Lescot-Gebäudes. Über die mögliche Nutzung will Oberbürgermeister Hans Georg Löffler noch keine Angaben machen. Termin Am Montag, 20. Februar, 18.30 Uhr, wird Eberhard Dittus erneut durch die Zellen führen. Um 19 Uhr halten Miriam Breß und Jeremias Fuchs den Vortrag „Jugend und Gestapo im Krieg“. |wkr

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