Karlsruhe Gnadenfrist für Majolika verlängert

Die schon lange anhaltende Zitterpartie geht weiter: Zwar hat der Karlsruher Gemeinderat unlängst mit deutlicher Mehrheit den vor einem Jahr mit einem Sperrvermerk versehenen 300.000-Euro-Zuschuss für 2018 freigegeben, aber im Juni nächsten Jahres soll es zum Schwur kommen, ob im Fall der Majolika-Manufaktur die Reißleine gezogen wird.

Dabei wird es auch darum gehen, wie die 1901 durch Großherzog Friedrich I. auf Initiative von Hans Thoma und Wilhelm Süs gegründete Kunstwerkstätte letztlich eingeschätzt wird: Als Wirtschaftsunternehmen, das sich selbst tragen soll, oder auch als Aushängeschild einer kulturellen Tradition. Die war durchaus wechselhaft, auch was die Besitzverhältnisse angeht. 1999 übernahm die Stadt Karlsruhe die Manufaktur von der Landesbank Baden-Württemberg und überführte sie 2011 in eine Stiftung, die seitdem durchaus mit Ideen und Engagement um den Erhalt kämpft. Dennoch stand die Manufaktur seitdem immer wieder – zuletzt nach Sperrung einsturzgefährdeter Kamine und Beeinträchtigung der Produktion – auf der Kippe. Betriebsfläche, Produktion und Personal wurden deutlich reduziert, neue Konzepte erarbeitet. Immerhin wurde vom Gemeinderat mehrheitlich anerkannt, dass an den neuerlichen Zuschuss geknüpfte Bedingungen „im Wesentlichen“ erfüllt worden seien. So wurde die Werbung verbessert, eine Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung eingegangen und ein Projekt für digitale Produktions- und Betriebsformen angeschoben. Aber es bleibt eben die Angst vor einem „Fass ohne Boden“. Stiftungsvorstand Klaus Lindemann wird nicht müde, darauf zu verweisen, welche Aktivitäten in die Wege geleitet wurden. Das für 2017 erwartete Defizit von 48.000 Euro liegt immerhin weit unter dem von 2011 mit damals 546.000 Euro. Die Manufaktur habe sich „gesund geschrumpft“ und werde von internationalen Künstlern kontaktiert, sagt Lindemann. Die Majolika sei ja, sekundiert Geschäftsführer Dieter Kistner, „von Gründung an auch als Kulturinstitution konzipiert“ gewesen. Problem ist dabei allerdings, dass die Stadt Karlsruhe gerade mit der Finanzierung etlicher Großprojekte zu kämpfen hat und die Kulturinstitution Majolika wohl auch auf weitere Sicht unterstützt werden müsste. yst

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