Kaiserslautern Zwischen „West Side Story“ und „Königin der Nacht“

Die Sommerpause der Untiere ist vorbei: Am 16. und 17. September stehen sie auf der Bühne des Edith-Stein-Hauses. Nicht nur kommunal-politische Satire oder bissige Geschichten sind dann wieder zu erleben, sondern auch so manches musikalische Schmankerl. Dafür polieren die Untiere Standardtitel der Unterhaltungsmusik und Klassiker auf, komponieren oder arrangieren und texten um.

Wo kommen die zündenden Ideen für das Programm her? Für sein „Quellenstudium“ politischer Ungereimtheiten lese er die Lauterer Ausgabe der RHEINPFALZ – so der literarische Kopf des Quartetts, Wolfgang Marschall. Darüber hinaus hat er Magazine abonniert und zieht philosophische Abhandlungen von Wittgenstein oder Hegel heran, schätzt auch Klassiker wie Goethe und Schiller. Tucholsky, Kästner und Walter Mehring sind für ihn Pflichtlektüre. Dagegen liebt seine Lebens- und Kabarettpartnerin Marina Tamássy Neil Gaimans Fantasywelt sowie Cartoons und Comics. Sie kommt vom Theater, wo sie vom Chanson bis zur Oper alles kennenlernte. Dass sie dann allerdings als „Königin der Nacht“ gurgeln oder wie eine Rockikone röhren durfte, verdankte sie dem musikalischen Kopf des Ensembles, Edwin Schwehm-Herter. Der Mann versteckt sich gern hinter seiner Brille und seinem Keyboard. Er ist der im Hintergrund agierende, die musikalischen Fäden ziehende Allrounder. Der Arrangeur, Pianist und Komponist kann aus einem immens großen Repertoire an Pop- und Rocktiteln, an Jazzballaden und Klassik-Ohrwürmern schöpfen und sie passend zu den gemeinsam gefertigten Textvorlagen arrangieren. Dabei gibt die Musik mit ihrer Metrik den Tonfall für den gesuchten Text vor. Oder aber Schwehm-Herter komponiert zu heiklen, schwerer fasslichen Texten kurzerhand neue Melodien und harmonisiert das Ganze. Wobei er in Tamássy eine Sängerin hat, die sich nach wenigen Proben ihren Part nochmals selbst sozusagen auf den Leib schneidern kann. Und auch die anderen Mitglieder der „Hausband“, wie Marschall am Schlagzeug oder Philipp Tulius, benötigen nur einen Impuls, und schon legen sie passend zum Stil der Musik los. Zu Sketchen auf der Bühne im Geplänkel zwischen Merkel (Tamássy) und Schäuble (Tulius) hat der ideenreiche Arrangeur einen Querschnitt aus Bernsteins „West Side Story“ passend bearbeitet: Da wird der im Musical dargestellte Bandenkrieg zum Geplänkel taktierender Politiker. Der musikalische Erfolg kommt nicht von ungefähr, Tulius spielte auch bei der Krachleder-Band in der Parodie eine wesentliche Rolle, und Marschall hat reichlich Erfahrung im Rock-Kabarett. Schließlich profitieren aber alle auch von der pädagogischen Erfahrungen ihres Arrangeurs: Schwehm-Herter leitete weltliche und kirchliche Chöre, Jugendchöre und Gospelsinger, wobei leiten hier gleichbedeutend war mit arrangieren und bearbeiten. Umarrangieren, neu arrangieren und einstudieren ist für ihn seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Am 18. November holt er zum großen Coup aus, wenn er zum Textbuch der Untiere zum satirischen Musical („Klausi gegen den Rest der Welt“) die passende Musik kreiert. Als Schüler des legendären Kirchenmusikers Heinz Umlauff weiß er viel zu erzählen. In dessen Fußstapfen ist er als Organist in Siegelbach getreten. (rhe) Info Am Mittwoch, 16. September, und Donnerstag, 17. September, sind die Untiere jeweils ab 20 Uhr im Lauterer Edith-Stein-Haus zu erleben. Gast ist diesmal der Wortakrobat und Politik-Versteher Volkmar Staub. Karten-Info unter www.kunstgriff-event.de.

x