Kaiserslautern „Wir haben an Autonomie gewonnen“

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Als erste Fachhochschule in Rheinland-Pfalz hat die Kaiserslauterer Hochschule den Prozess zur sogenannten Systemakkreditierung und damit ein für sie großes Projekt erfolgreich hinter sich gebracht. Dabei geht es um die Zulassung von Studiengängen ebenso wie um deren Qualität. Sabrina Zeiter sprach darüber mit Hochschulpräsident Hans-Joachim Schmidt.

Kann die Akkreditierung mit einem Tüv-Siegel für Studiengänge verglichen werden?

Das könnte man vielleicht so sagen. Überprüft wird einfach, ob eine Hochschule und ihre Studiengänge eine bestimmte Qualität aufweisen. Ob zum Beispiel bei den Master- und Bachelorstudiengängen formale Vorgaben eingehalten werden, Güte und Qualität von Lehrplan und Lehre gesichert sind und weiterentwickelt werden. Die Akkreditierung ist in Rheinland-Pfalz die Voraussetzung dafür, dass ein Studiengang überhaupt angeboten werden kann. Es gibt zwei Verfahren: die Programm- und die Systemakkreditierung. Was ist der Unterschied? Bei der Systemakkreditierung wird gefragt: Stimmt die Qualität des gesamten Systems einer Hochschule? Man geht dabei davon aus, dass dann auch die daraus entstehenden Studiengänge den einschlägigen Anforderungen entsprechen. Dazu zählt zum Beispiel, ob die Studiengänge überhaupt zu bewältigen sind. Die Hochschule Kaiserslautern kann somit ihre rund 50 Studiengänge künftig selbst akkreditieren – im Gegensatz zu manch anderer Hochschule, die derzeit die Programmakkreditierung nutzt. Dabei überprüfen externe Agenturen jeden einzelnen Studiengang. Dieses Verfahren hatten wir vorher auch. Wie kommt es, dass die Kaiserslauterer Hochschule eine Vorreiterrolle einnimmt? Es gab zunächst eine Förderung des rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministeriums. Dieses wollte in Modellprojekten in Kaiserslautern, an der Technischen Universität und an der Hochschule, Erfahrungen dazu sammeln, ob und wie die Systemakkreditierung überhaupt möglich wäre. Ab 2014 war die Hochschule dann reif für das Verfahren der Systemakkreditierung. Wie lief der Prozess ab? Das eigentliche Verfahren hat sich schon über zwei Jahre erstreckt, mit vielen Schritten, Gremiensitzungen und Entscheidungen. Zunächst einmal ging es darum zu dokumentieren, wie bei uns überhaupt die Einführung neuer Studiengänge abläuft. Das haben wir dann einer externen Akkreditierungsagentur, von denen es einige in Deutschland gibt, vorgestellt. Die musste dann prüfen, ob grundsätzlich schon eine Basis für die Systemakkreditierung vorliegt. Es gab zwei umfassende Ortsbegehungen von externen Gutachtern, die sich die Hochschule angesehen haben, mit ihrer Leitung, den Mitarbeitern und Studierenden gesprochen haben. Dazwischen gab es Empfehlungen, Anforderungen, die wir wiederum berücksichtigt haben. Und die Arbeit geht weiter: Wir haben eine Akkreditierung mit Auflagen erhalten, die zunächst bis 30. September 2018 befristet ist. Bis Anfang Januar 2018 werden wir daher noch das ein oder andere optimieren und nachweisen, so dass die Akkreditierung dann bis 2023 verlängert wird. Und welche Vorteile bringt das aufwendige Verfahren für die Hochschule mit sich? Aus unserer Sicht haben wir an Autonomie gewonnen. Es ist möglich, die Dinge innerhalb bestimmter Grundregeln selbst in die Hand zu nehmen. Wir können zudem schneller und flexibler reagieren, wenn wir neue Studiengänge einführen wollen. Könnte das auch nach hinten losgehen, die Qualität von Studiengängen vielleicht sogar objektiv leiden, wenn nicht auf jeden einzelnen geschaut wird? Wir schauen ja auch weiterhin auf jeden einzelnen, da jeder Studiengang nach einem festgelegten Zeitplan bei uns ein internes Verfahren durchläuft. Dabei werden weiterhin externe Fachgutachter von uns einbezogen. Da nun nicht mehr im Rahmen einer Programmakkreditierung nur auf einzelne Studiengänge geblickt und wir uns vielmehr in einem permanenten internen Verbesserungsprozess befinden, sind wir optimistisch, dass sich die Qualität sogar noch weiter steigert.

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