Kaiserslautern Wiege steht in Kaiserslautern

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Großes Interesse gilt der Wanderausstellung „Recht. Gesetz. Freiheit. – 200 Jahre Pfälzisches Oberlandesgericht (OLG) Zweibrücken“. Sie wurde am Mittwochabend vor einem großen Publikum im Deutschordensaal der Kreissparkasse Kaiserslautern eröffnet.

Vorstandsvorsitzender Franz Link freute sich, Gäste aus Politik, Justiz und des öffentlichen Lebens begrüßen zu können. Das 1815 in Kaiserslautern gegründete Appellationsgericht müsse in keinem guten Zustand gewesen sein, als es ein Jahr später, 1816, auf Anordnung von König Maximilian I. von Bayern, dem damaligen Herzog von Zweibrücken, nach Zweibrücken verlegt worden sei, erinnerte Link an die Wiege des Pfälzischen Oberlandesgerichts. Er hofft, dass die Ausstellung in der Kundenhalle die Neugierde der Kaiserslauterer an der Geschichte der Gerichtsbarkeit weckt. Wie weit der Bogen reiche, lasse sich an der Literatur über Schinderhannes und seine kriminelle Karriere nachvollziehen, mit der Roland Paul, Leiter des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, die Ausstellung ergänzt habe. Willi Kestel, Präsident des Oberlandesgerichts, stellte das Pfälzische OLG Zweibrücken als eines von 24 in Deutschland und neben dem OLG Koblenz als eines der beiden OLG in Rheinland-Pfalz vor. Es sei das höchste Gericht der Pfalz und seit seiner Gründung in Kaiserslautern richtungsweisend für Justiz und Staatswesen insgesamt, betonte Kestel. Es zeichne sich durch seine Unabhängigkeit von der Regierung aus, dem Gleichheitsgrundsatz und dass alle Verfahren öffentlich und mündlich vor Gericht ausgetragen würden. Von ihm seien revolutionäre Veränderungen ausgegangen, die alle europäischen Gerichte bis heute als Standards einhielten. Seine Wurzeln habe das OLG im französischen Recht und in der Freiheitsbewegung, die ihre Vorgeschichte am Standort der Gerichtsbarkeit in Zweibrücken genommen habe, erinnerte Kestel an den Code Civil, die fünf französischen Gesetzbücher. In einem Vortrag zur Ausstellung skizzierte Charlotte Glück, die Direktorin des Stadtmuseums Zweibrücken, die historische Entwicklung und die politische Situation, aus der heraus sich die Demokratie in Deutschland einen Weg bahnte. Dabei spannte sie den Bogen von Zweibrücken, dem Zentrum der Freiheitsbewegung um 1830, bis hin zur Verabschiedung der Frankfurter Reichsverfassung 1849 in der Paulskirche. Ein von Wolfgang Ohler und Michael Dillinger verfasstes Theaterstück mit dem Titel „Freispruch“ zum 200. Jubiläum des OLG Zweibrücken vermittelte im Anschluss einen Einblick in die Anfänge von Pressefreiheit und Demokratie in Deutschland. Die Ausstellung in der Kundenhalle gibt in Bild und Text einen Überblick über die Entwicklung des Pfälzischen Oberlandesgerichts Zweibrücken, das älteste moderne Gericht Deutschlands, der Wiege der deutschen Demokratie. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Vormärz, der Zeit von 1815 bis zur Märzrevolution 1848. Historische Schriften nehmen einen Großteil der Ausstellung ein. Dokumentiert werden das „Hambacher Fest“ und die Beziehung des Schriftstellers Heinrich Heine zum Gerichtsstandort Zweibrücken. (jsw) Info Die Ausstellung „Recht. Gesetz. Freiheit. − 200 Jahre Pfälzisches Oberlandesgericht Zweibrücken“ ist bis zum 1. April in der Kundenhalle der Kreissparkasse zu sehen.

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