Kaiserslautern Wenn die Ideen zünden

Ist das konventionelle Konzertwesen mit der Distanz zwischen Podium und Publikum in der Krise? Die vor 15 Jahren gegründete, vokal und instrumental gemischte Formation aus dem Kuseler Land namens Habachtaler hat am Samstag im Ramsteiner Haus des Bürgers wieder eine erfolgreiche Offensive gegen erstarrte Traditionen gestartet. Die Habachtaler sind – entgegen des irreführenden Namens – keine alpenländische Folkloregruppe und auch kein Heimatverein mit Harmonikafreunden, sondern bedeuten eben diese stilistisch vielseitige Großoffensive mit zündenden Ideen.

Schon vorgezogene Bühne und witzige Moderation im Plauderton bestätigen, dass es hier nicht um Demonstration von Können, um Distanz oder gar Arroganz geht. Im Gegenteil: Die kunterbunt zusammengestellten Titel wie „I Want You Back“ der Jackson 5 oder „Rolling In The Deep“ von Adele werden genauso schonungslos einer Frischzellenkur unterzogen wie der NDW-Erfolgshit „Bruttosozialprodukt“. Und wenn schon Oldies, warum nicht auch eine Art Parodie auf Karel Gotts „Babicka“, als Frontsänger Manuel Lothschütz diesen täuschend echt imitierte – oder soll man sagen: parodierte? Wer jetzt glaubte, die Habachtaler veranstalteten in Ramstein eine nostalgische Oldie-Night, wurde aber eines Besseren belehrt: Andreas Bourani ist mit seinem aktuellen Hit „Auf anderen Wegen“ auch vertreten. Und schließlich zeigt auch der Erfolgstitel von Gregor Meyle „Keine(r) ist wie du“ die Fähigkeit dieser Formation, ein solches Spektrum zu adaptieren und für diese seltene Besetzung zu bearbeiten. Mit Rebecca Dahl hat die Band eine charmante und stimmgewaltige Frontsängerin, bestens unterstützt von Manuel Lothschütz (auch Keyboard). Mit der Bläsersektion, bestehend aus Andreas Guhmann und Alexander Müller (Trompete), Thomas Penna (Saxophon) sowie Thomas Guhmann an der Posaune, können die Habachtaler weitere Akzente setzen. Und die Rhythm-Section mit Gitarrist Sebastian Joas, Bassist Patrick Berndt und Schlagzeuger Daniel Müller hält eisern die lebhaft pulsierenden Grundrhythmen. Die genannten Titel des in Ramstein zu hörenden Repertoires sind aber nur Kostproben einer insgesamt vielseitigen „Vollwertkost“: Dabei finden sind neben Schlagern, Disco- und Partymusik Stimmungslieder und sogar volkstümliche Titel. Das Prädikat „Unplugged“ trifft die Bühnenshow allerdings nicht ganz, treten doch den akustischen Instrumenten Keyboard, Bassgitarre, Mikrophon und Mischpult zur Seite. In diesem Zusammenhang wäre eine Basstuba oder ein Kontrabass ohnehin passender als der dominante Elektrobass. Und anstelle eines Keyboards würde sich ein Klavier harmonischer einfügen, die Formation allerdings stilistisch eher einengen. Somit besteht die Identität mehr in der Art, wie es interpretiert wird: in der an die Spider Murphy Gang erinnernde, frech-joviale Bühnenshow und basierend auf den guten Arrangements, die auch Spielraum für Improvisationen (Saxophon) oder kurze Riffs (Bläsereinwürfe) bieten. Ebenso konnte die Formation mit dem perfekten Zusammenspiel punkten und hat in dieser Mischung hinsichtlich Besetzung und Repertoire glänzende Perspektiven.

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