Kaiserslautern Wenn der Pieper geht, geht’s los

Auf die Frage, mit welchem Gerät die Feuerwehr unterwegs ist, wird nicht lang gefackelt. Der 3. Zug der Innenstadt holt die Ausr
Auf die Frage, mit welchem Gerät die Feuerwehr unterwegs ist, wird nicht lang gefackelt. Der 3. Zug der Innenstadt holt die Ausrüstung.

Kameradschaft, Zusammenhalt, Freundschaft, der Wille, anderen zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen – wer denkt, dass es sich dabei um verstaubte Begriffe handelt, kennt den 3. Zug der Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt nicht. Dort sind diese Werte noch höchst lebendig. Die RHEINPFALZ war zu Besuch bei einem von zwölf Zügen, den die rund 210 Freiwilligen Feuerwehrleute der Stadt besetzen.

Die Freiwillige Feuerwehr (FFW) gibt es seit 159 Jahren in Kaiserslautern, sagt Michael Ufer, stellvertretender Leiter der Feuerwehr. Derzeit engagieren sich rund 210 Männer und Frauen bei der FFW. Das Besondere in Kaiserslautern: Die Wehrleute sind durch nichts von den Mitgliedern der Berufsfeuerwehr zu unterscheiden. Die Uniformen von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr sind gleich, die Fahrzeuge sind gleich und die Wache, aus der die Züge ausrücken, ist ebenfalls identisch. „Wir arbeiten mit den Berufsfeuerwehrleuten auf Augenhöhe, das ist nicht selbstverständlich“, lobt Andreas Frohnhöfer, Zugführer beim 3. Zug der Innenstadt. 25 Leute gehören zum 3. Zug. Sie treffen sich alle zwei Wochen etwa drei Stunden zu Ausbildung und Übung. Im Rotationsprinzip hat jeder Zug eine Woche lang Bereitschaft, schildert Frohnhöfer. Wer will, kann zusätzlich samstags ein Wachpraktikum bei der Berufsfeuerwehr machen und den Feuerwehralltag mit erleben – ein Angebot, das viele Freiwillige Wehrleute nutzen, wie Ufer schildert. Regelmäßige Fortbildungen ergänzen die Grundausbildung, die jeder Freiwillige durchläuft. Rechtliche Grundlagen, einsatzspezifische Themen, Lösch- und Strahlenschutzeinsätze sind nur einige der Dinge, mit denen sich die Freiwilligen auseinandersetzen. Der 3. Zug sei wie eine große Familie, sagen die Feuerwehrleute. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte, wie er zur Einheit kam. Bei Rainer Barthel war es eine Ölspur. Ihn habe als Kind fasziniert, wie die Feuerwehrleute die Spur beseitigt haben – seither ist er selbst dabei. Vom „Blaulichtfieber“ kann auch Andreas Frohnhöfer erzählen. Seine Eltern waren beim THW, ihn hat die Feuerwehr fasziniert – seine Begeisterung ist auch nach 19 Jahren noch ungebrochen. Bei Sandra Jung ist Feuerwehr Familiensache. Ihr Vater Rainer Schmitt und ihr Bruder René Schmitt sind ebenfalls im 3. Zug. Schon Opa Rudi Schmitt war bei der Bundesbahn-Feuerwehr, berichtet sie. Ihr Cousin Benjamin Müller sitzt ebenfalls in der Runde. Er kam über den Ersatzdienst für die Bundeswehr dazu und ist dann hängen geblieben, wie er erzählt. Eine Erfahrung, die auch Bernd Liebrich gemacht hat. Er hat sich ebenfalls zum Ersatzdienst verpflichtet, weil er etwas Sinnvolles machen wollte. Das ist nun 31 Jahre her. Auch Andreas Heil ist familiär vorbelastet, wie die Kameraden schildern: Großvater, Vater und zwei Onkel waren und sind bei der Feuerwehr. „Ich bin mit der Feuerwehr aufgewachsen“, ergänzt Manuel Ufer, der Sohn von Michael Ufer. Er habe immer in die roten Autos gewollt, erinnert er sich. „Das ist heute noch so“, ruft ein Kollege dazwischen. Der dritte Zug hat längst seine eigene Tradition – die Älteren kennen etliche der Jüngeren schon, seit diese als Kleinkinder um die Stühle gekrabbelt sind – heute sitzen sie selbst am Tisch. Wer einmal in der Jugendfeuerwehr angefangen hat, bleibt meistens dabei, so die Erfahrung. Andreas Jacob ist einer von ihnen, er ist seit neun Jahren in Kaiserslautern dabei. Doch auch wer neu dazukommt, ist schnell integriert, wie Rainer Schimmel erzählt. Er habe mit 43 Jahren bei der Feuerwehr angefangen, nachdem er einen Aushang gesehen habe. Eigentlich habe er schon immer eintreten wollen, aber nie die richtige Gelegenheit gefunden. Vor drei Jahren war es dann soweit – seither ist er dabei. Wer einmal angefangen hat, löse sich nur schwer vom Hobby, berichtet Christoph Stille. Er war an seinem Heimatort in der FFW. Nach dem Umzug nach Kaiserslautern sei ihm schnell klar gewesen: Ohne Feuerwehr geht es nicht, egal wo. Marcel Telch kam mit 16 zur Freiwilligen Feuerwehr in seinem Heimatort, seit April ist er in Kaiserslautern. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Sandra Jung. Dem kann Marcel Herbach nur zustimmen. Er kam über einen Kollegen zur FFW. Für ihn habe hier sofort alles gepasst, sagt er. Die FFW ist für sie alle mehr als nur ein schlichtes Hobby, erklärt Dirk Hohner, selbst seit vielen Jahren aktiv. „Das ist nicht nur Spaß, wenn es gilt, müssen wir ran“, sagt Hohner: „Wenn der Pieper geht, geht’s los.“ Neben den regulären Einsätzen hat sich der 3. Zug auf Unwetterereignisse spezialisiert, sei da auch überörtlich im Einsatz, so Ufer. Den ein oder anderen Wermutstropfen gibt es allerdings. So habe längst nicht jeder Partner oder jede Partnerin Verständnis für das zeitintensive Hobby. Gleiches gelte für Arbeitgeber. Dort habe – so der Eindruck der Wehrleute – das Verständnis ebenfalls nachgelassen.

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