Kaiserslautern Wehe, wehe, wenn ich auf die Schule sehe

„Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss.“ Bernd Franzinger, Autor, Verleger und promovierter Pädagoge aus Mölschbach, lässt den Wilhelm-Busch-Charakter Lehrer Lämpel in der Gegenwart wieder erwachen, um das deutsche Bildungs- und Schulsystem einer Kritik zu unterziehen. Der Roman „Lehrer Lämpel lebt!“ ist Ende Februar als E-Book erschienen.

Als Lehrer an einer integrierten Gesamtschule hat Franzinger über 30 Jahre reichlich eigene Erfahrungen im deutschen Schulsystem gesammelt. Diese hat er schon in „No auf Bildungsreise“ und „Fritz I – ein Knirps wehrt sich“ scharfzüngig und pointiert in Romanform gebracht. Aus der Perspektive des Außerirdischen No und des Säuglings Fritz nimmt Franzinger den Förderwahnsinn, wie er es nennt, aufs Korn. In seinem dritten bildungskritischen Roman lässt Franzinger den Lehrer Lämpel aus „Max und Moritz“ nach 150 Jahren wiederauferstehen – ausgerechnet im Geburtshaus von Wilhelm Busch. In unserer hoch technisierten Alltagswelt ringt Lämpel um Orientierung. Zusammen mit seinem Kollegen Professor Eschenfelder inspiziert er die Grundschule von heute und konfrontiert den Leser mit der schmerzhaften Realität. „Er verkörpert die Kontra-Position zur Spiel- und Spaßpädagogik von heute“, sagt Franzinger. Garniert mit Wilhelm-Busch-Zitaten und erweitert durch eine Liebesgeschichte verspricht der Autor auf seiner Homepage einen amüsanten Schelmenroman. An der pädagogischen Praxis in der Gesamtschule lässt Franzinger kein gutes Haar. „Die Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern zahlen die Zeche für die bildungspolitischen Experimente“, kritisiert Franzinger. In seiner Schülerzeit vor 40 Jahren sei die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen größer gewesen als heute, gerade auch für Schüler, die von Zuhause wenig Unterstützung erwarten konnten, das ist Franzingers Einschätzung. Seit fast zwei Jahren betreibt Franzinger selbst als Verleger den ravis-Verlag. „Lehrer Lämpel lebt!“ hat er als reines E-Book herausgebracht. „Ich schreibe ja für ein Nischenpublikum“, begründet Franzinger seine Entscheidung. „Da ist das normale Prozedere mit einem Manuskript zu aufwendig und zu frustrierend“. Er selbst sei als Leser kein Freund von E-Books, seine Frau und Kinder allerdings schon. Ihm fehle die Haptik, das Gefühl des Buches in der Hand. Und für ihn als Verleger? „Ein Riesenvorteil!“, sagt Franzinger. Die Kosten für Lagerhaltung, Druck und Verwaltung fielen komplett weg. Für ihn als Autor gebe es hier eine bedeutend größere Gewinnspanne. Nur das Marketing sei schwieriger. Der langjährige Autor Franzinger nutzt E-Mail, Mundpropaganda oder Lesungen, um auf seinen neuen Roman aufmerksam zu machen. „Nur signieren kann ich ein E-Book leider nicht“, bedauert Franzinger. Der Autor der Tannenberg-Krimis arbeitet bereits an einem neuen Roman. Wieder ein Krimi – und Tannenberg ist wieder mit dabei. Diesmal wird der Kommissar nur am Rande vorkommen, sagt Franzinger. Hauptsächlich beschäftige sich der Roman mit Erkenntnissen der Hirnforschung und der Erkenntnistheorie. Der Titel „Sinnenrausch“ klingt vielversprechend. (cbg)

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