Kaiserslautern Vorgehört: CD von Tin Pan Alley, am Freitag Konzert

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It’s Blues Time: Nach „Tin Pan Alley live im Cotton Club“ (1998) und „Talking with the Blues“ (2000) haben die „Zinnpfannen“ endlich wieder ein neues Album herausgebracht. „Blue(s) Hour“ heißt es. Vorgestellt wird der Silberling am kommenden Freitag im Cotton Club der Kammgarn mit einer großen CD-Release-Party. Die RHEINPFALZ hat schon mal in die CD hinein gehört.

Die Tin Pan Alley (TPA) hat nicht nur ein völlig neues Gesicht – von der allerersten Garde ist nur noch das Blues-Urgestein Franz Schreiber, der Bassist, mit dabei. Sie hat auch ihren Stil verändert. Das deutet eigentlich schon der Titel „Blue(s) Hour“ an. Die Richtung geht weg vom vorwärts drängenden, rotzfrechen Blues-Rock hin zu einem eher melancholisch gefärbten Blues. Und dennoch sind die Titel eingebettet in spannungsgeladene Farben. Das zeigt, dass diese Band auf ihrem dritten Werk gelassene Reife ausstrahlt. Hier ist nichts von Schielen nach knackigen Hits, die Dramaturgie der Stücke entwickelt sich soulig mit Gemach und ruhigem Herzschlag. Das Pendel schlägt eher mal in Richtung klassischem Blues mit wunderbaren Farben aus. Ansonsten vorbildliches Teamplay von Bluesharp (Albert Koch), Gitarre (Werner Steiner), Keyboard (Knut Maurer), Bass (Franz Schreiber) und Schlagzeug (Helmut Koch). Sechs eigene Titel haben sich unter die elf Stücke gemischt, und die reihen sich nahtlos in die Nummern berühmter Blueser ein. Darunter das hörenswerte „Hamster Wheel“ und das großartige „In The Fields“ von Werner Steiner. Mit umfangreicher Stimme und gitarristischen Farbnuancen leuchtet er die kleinsten Tonverschiebungen aus, und selbst zarte Themen entfalten dadurch eindringliche Kraft. So werden die Titel zu einer spannenden Klangreise. Auf seiner Gitarre ist hier ein großer Melodiker am Werk, der es nicht nötig hat, sich mittels exotischer Tunings zu inspirieren – aber wenn er es doch tut, dann sind auch die Kompositionen in entlegenen Stimmungen harmonisch durchdacht und gut arrangiert. Wohltuend heben sich diese subtilen Saitenspielereien auch in Steiners Titel „Bad Dreams“ und „You Don’t Have To Lie (To Play The Blues)“ vom lauten Klischee-Verwursteln der Retro-Blues-Rocker ab. Aber auch alle anderen Nummern überzeugen gerade durch ihre Zurückhaltung. Anstatt den Blues in die Welt hinauszuschreien, brummen, flehen, wispern sie ihn. Dazwischen pulsiert das temperamentvolle Stück „She’s Loving Money“ von Albert Koch. Aber nicht nur hier brilliert er mit seinem furiosen Bluesharp-Spiel. Auch in Knut Maurers Blues „Maisy“ zieht er den Hörer mit tückischer Magie in den Bann. Fehlen dürfen da natürlich nicht Klassiker wie „Crossroads“ oder „Stormy Monday“. Jeden einzelnen Ton kann man darauf genießen, weil die Jungs ihre Instrumente singen lassen. Selbst Knut Maurer am Keyboard, Franz Schreiber am Bass und Helmut Koch am Schlagzeug passen sich da höchst gefühlvoll ein. In „No Place To Go“ scheint Helmut Koch die Felle fast zu streicheln und spielt dabei mit unbeirrbarer Tempokonstanz und gestalterischer Souveränität. In einigen Titeln nistet sich sogar der alte Haudegen Franz Engelhardt mit subtilem Spiel auf der Slide-Gitarre ein. Für Blues-Fans ist dieser Silberling ein Fest. Konzert Am Freitag, 8. Juli, 20 Uhr, im Cotton Club; Karten an der Abendkasse.

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