Kaiserslautern Von wegen letztes Aufgebot

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19 Minuten sind gespielt, Christian Kühlwetter liegt auf der Trage, sein Knie schmerzt höllisch, er muss ins Krankenhaus. Und Leon Bell Bell bleibt nicht viel Zeit: Der junge Offensivspieler des 1. FC Kaiserslautern II muss jetzt aufs Feld. Dass es am Ende beim 0:0 gegen den SSV Ulm bleiben wird, kann auch er nicht verhindern.

„Ich soll alles geben, mir alles zutrauen und Spaß haben.“ Diese Order gab der FCK-Trainer dem 20-Jährigen mit aufs Feld, und Bell Bell setzte das um, beziehungsweise versuchte es. Er kombinierte sich mit Nils Seufert und Dino Bajric nach vorn durch, dann schnappte sich die Ulmer Abwehr den Ball (35.). Er bekam den Ball von Bajric, der ihn von Seufert hatte, doch Bell Bells Schuss wurde abgeblockt (48.). Er bediente Seufert, der den Ball dem Torwart in die Arme legte (52). Es wollte einfach nicht klappen mit dem Tore schießen. Auch nicht bei Standards wie dem Freistoß aus 25 Metern in der 60. Minute. Michael Schindele zog ab, sein Schuss wurde von der Mauer abgefälscht, Torwart Holger Betz lenkte die Kugel an die Latte. Marlon Frey probierte sein Glück aus 30 Metern, traf knapp daneben (62.). Christoph Becker kam kurz vor Schluss im Getümmel kurz vor der Linie einfach nicht an den Ball. Den Ulmern erging es ähnlich. Christian Sauter stand mit dem Rücken zum Tor, drehte sich, umringt von Spielern in Rot, zog ab und schoss vorbei (49.). Thomas Rathgeber schickte einen weiten Pass auf Johannes Reichert, der es mit dem Kopf versuchte, aber das Tor nicht traf (57.). Ulms Trainer Stephan Baierl war am Ende trotzdem zufrieden. Weil er wusste, dass Kaiserslautern in der Rückrunde gegen gute Gegner gut gespielt hat. „Unser Ziel war, was mitzunehmen. Das haben wir geschafft.“ FCK-Trainer Hans Werner Moser gefiel der Auftritt seiner Elf. „Die Mannschaft hat über 90 Minuten das umgesetzt, was wir wollten, hat die klarsten Chancen gehabt. Wir wollten den Dreier haben“, gab er zu. „Er wäre aufgrund der klareren Chancen nicht unverdient gewesen.“ Bitter für ihn, dass gleich zwei seiner Spieler verletzt vom Rasen mussten. Marius Grösch in der 85. Minute, nachdem er unglücklich gelandet war und sich den Knöchel verletzt hatte und Christian Kühlwetter, der in der 19. Minute mit dem Knie am Gegner hängengeblieben war, wobei möglicherweise das Innenband lädiert wurde. „Beide sind wahrscheinlich schwer verletzt“, sagt Moser, dem langsam die Alternativen ausgehen, nachdem es zwei Stammspieler erwischt hat. In der vergangenen Woche war er mit 13 Feldspielern nach Kassel gereist, diese Woche hatte er 14 zur Verfügung. Jetzt sind es wohl zwei weniger, und Bernard Kyere-Mensah ist nach seiner Roten Karte vom Kassel-Spiel auch für die nächste Partie gesperrt. „Wir spielen Woche für Woche mit dem letzten Aufgebot, und wir spielen nicht schlecht“, so der Trainer. Der nur eins bedauerte, dass diesmal wieder dieses Quäntchen Glück gefehlt hat, das sein Team zum Spiel und für den Kampf um den Klassenerhalt gebraucht hätte. Einer strahlte am Ende, obwohl es Verletzte und keinen richtigen Sieger gab, und er wurde nicht müde, Hände zu schütteln: Johannes Reichert, ehemals Spieler der U23 des 1. FC Kaiserslautern, jetzt in Diensten des SSV Ulm. „Es war schön, wieder hierherzukommen“, schwärmte er und ließ seinen Blick durchs flutlichtgetränkte Fritz-Walter-Stadion streifen. Das 0:0 ging für ihn in Ordnung. „War ein ausgeglichenes Spiel“, fand er und plauderte weiter mit seinen alten Freunden.

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