Kaiserslautern Von Mäusepipisonnenbrillen und weichen Uhufedern

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Lannerfalke Miss Sophie besticht durch Geschwindigkeit, Uhu Bubo durch seine Größe und weil er gestreichelt werden darf. Bei den Flugschauen im Zoo Kaiserslautern gibt es viel zu sehen und Zoofalkner Alan Redzepovic vermittelt einiges an Wissen über seine Vögel.

Katharina Klein nimmt auf den Bänken vor der Falknerei im Zoo Kaiserslautern Platz. Sie ist mit ihrem Sohn Jonas und dessen Freunden im Zoo unterwegs. Jonas wird zehn Jahre alt und feiert heute seinen Geburtstag bei einer Zoo-Rallye. Es ist noch eine halbe Stunde Zeit, bis die Flugschau beginnt, und die Bänke füllen sich allmählich. Zur gleichen Zeit steht Alan Redzepovic mit seinen Helfern vor der Hütte der Falknerei und bespricht mit ihnen den heutigen Ablauf. Wissen vermitteln. Dieser Aufgabe nimmt sich der Zoofalkner bei der Flugschau an. Wie können Kinder aus der Großstadt wissen, was ein Greifvogel ist, wenn sie noch nie einen gesehen haben? In den Flugvorführungen können die Besucher die Greife aus nächster Nähe beobachten. Ein Gong kündigt den Beginn der Vorführung an. Redzepovic schaltet den Sender ein, der seine Stimme an die Lautsprecher überträgt. Noch das Mikrofon befestigen und schon zieht Suri, die kleine Weißgesichtseule, die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Redzepovic erklärt, wie sie ihre Beute aufspürt, dass sie die Urinspur der Mäuse sieht, die sie jagt. „Das ist, wie wenn ihr eine ,Mäusepipisonnenbrille‘ aufhättet“, erklärt er. Ihm ist es wichtig, dass er biologisches Wissen über seine Vögel vermittelt. Darauf stellt er auch seine Erklärungen ab. „Es macht schon einen Unterschied, ob ich eine Gruppe mit Kindergartenkindern habe oder ob das Publikum gemischt ist.“ Die „Mäusepipisonnenbrille“ richtet sich klar an die Kinder, bringt aber auch ihre Eltern zum Lachen. Nach Suri kommt Woodstock, der kleine Buntfalke, in das Rund, bevor Redzepovic seinen Helfer bittet, Miss Sophie, den Lannerfalken, zu bringen. Sie ist schon länger im Zoo und bereits trainiert. Immer wieder fliegt der Vogel auf das Federspiel, das der Falkner wie ein Lasso kreisen lässt. Kurz bevor der Lanner den Balg schlagen kann, zieht ihn Redzepovic weg. Durchlassen heißt das in der Falknersprache. Das Publikum ist begeistert, besonders dann, wenn Miss Sophie mit hoher Geschwindigkeit knapp über seine Köpfe fliegt, um zu drehen und einen neuen Angriff auf das Federspiel zu starten. Nach dieser spektakulären Vorführung werden noch der Gänsegeier Gretel und Sky, der Weißkopfseeadler, präsentiert. Diese beeindrucken durch ihre Größe, haben aber gegenüber dem Falken klare Nachteile, was die Eleganz ihres Fluges betrifft. Besonders die Kinder sind begeistert, als die Vorführung mit Bubo, dem Uhu, endet, den Redzepovics Helfer Kai Grasmück an den Zuschauerreihen vorbeiführt. Die sechsjährige Mia findet es ganz toll, dass sie den Uhu streicheln darf. „Er hat so weiche Federn“, sagt sie. Sie ist das Patenkind von Sabine und Alfred Werking, die mit ihr zu einem Tagesausflug aus Meddersheim in den Zoo gekommen sind. Alfred Werking hat besonders gut gefallen, dass das Publikum integriert wurde. Außerdem seien die Erklärungen für Kinder sehr gut verständlich. „Die Kunst im Zoo ist es, alles spielerisch und für das Publikum unterhaltsam zu gestalten. Niemand sieht, wieviel Arbeit in diesen Flugvorführungen steckt“, beschreibt Redzepovic diesen Teil seiner Arbeit. Allerdings stehen Greifvogelschauen auch in der Kritik von Tierschützern, die behaupten, dass die Vögel hungern müssten, um zu fliegen. Eine Kritik, der Redzepovic klar widerspricht. Er vergleicht das mit einem Athleten, der mit vollem Magen wohl kaum seine Leistung abrufen könnte. „Die Vögel sollen Appetit, aber keinesfalls Hunger haben. Hungrige Vögel sind aggressiv, was das Publikum gefährden kann“, betont der Falkner. Er wiege täglich alle seine Vögel und führe darüber Buch. Außerdem werde die Falknerei vom Veterinäramt kontrolliert. Aber Redzepovic ist auch Realist. Dass es in der Falknerei, wie in jeder anderen Berufsgruppe auch, schwarze Schafe gibt, bestreitet er nicht. Aber gerade deshalb seien Kontrollen und Gesetze notwendig, was er auch gut findet. Ein weiterer Aspekt der Falknerei ist die Arterhaltung. Schadstoffe, die in die Natur gebracht werden, gefährden die Greife genauso wie der Verlust von Brutgelegenheiten durch die Kultivierung der Landschaft. Durch Zucht und Auswilderung kann der Rückgang von Greifvögeln zumindest etwas abgefangen werden. Unfälle durch Windräder und Autos tun ihr Übriges, um den Bestand der Greife zu dezimieren. Ohne das Engagement von Falknern wäre beispielsweise der Wanderfalke in den 1980er Jahren fast ausgestorben. Termin Die Flugschauen im Kaiserslauterer Zoo finden außer montags täglich um 11 und um 15 Uhr statt. Weitere Informationen gibt es im Internet auf den Seiten www.zoo-kaiserslautern.com. Die Serie In der Reihe „Flieg, Falke, flieg“ haben wir den Falkner des Zoos Kaiserslautern, Alan Redzepovic, bei seiner Arbeit mit Neuzugängen begleitet. Mit diesem Beitrag endet die Serie. |pbü

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