Kaiserslautern Von Diamanten, Vorbildern und Zauberei

Sie haben es geschafft. Die Schulzeit liegt hinter ihnen. In stilvollen Feiern ließen 655 Abiturienten in den vergangenen Tagen ihre Erfolge hochleben. Ein Überblick über die Abi-Szene an Kaiserslauterer Gymnasien.

„Abi lief – I can fly“ lautete das Motto am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Dort verließen 102 Abiturienten (63 weiblich/39 männlich) die Schule. Bei der Feier in der Fruchthalle griff Schulleiterin Eva Wenzel-Staudt das Abi-Motto auf. Dieses sei Ausdruck eines Jahrtausende alten Konflikts. „Das Bedürfnis, die eigenen Grenzen und die Naturgesetze zu überwinden, losgelöst von den Mühen des Alltags über den Dingen zu schweben, sich nichts mehr sagen zu lassen, frei zu sein von den Zwängen und Vorschriften, es allen einmal zu zeigen, dies ist am Ende einer langen Schulzeit mehr als naheliegend.“ Ihr Wunsch: Momente im Leben zu finden, in denen man das Gefühl hat, völlig losgelöst von der Erde, das persönliche Glück in der Weite des Weltalls zu finden. Julia Kitzmann und Lana Urbansky (1,0); Johanna Schneider (1,2); Julia Römer (1,3). Das Burggymnasium verabschiedete bei einer Feier in der Fruchthalle 97 Abiturienten (45/52). Das Motto des Jahrgangs: „Therabi – Wir verlassen die Anstalt“. Frank Busch gestaltete seine Abiturrede aus der Sicht als Leiter der Theater-AG. Mit dem Ende der Schulzeit sei es an den Schülern, eine neue Rolle zu finden. „Wo Rollen in unterschiedlichem Status aufeinandertreffen, wie in der Schulzeit, ergibt sich das, was Dramatiker suchen würden: der potenzielle Konflikt“. Kritisch hinterfragte er das „aus der Rolle fallen“ von Schülern. Der eine oder andere müsse sich die Frage gefallen lassen, in wieweit mancher Abi-Streich vor dem eigentlichen Abi-Streich eine Grenzüberschreitung war, die der Schülerrolle nicht mehr entsprach, verwies Busch auf das Blockieren von Parkplätzen. Das habe nicht jeder als lustigen Streich interpretiert. Luisa Budras (1,0); Kevin Brendel, Elena Müller (1,1); Jonas Stabel, Thomas Becker (1,2). Mit einem Gottesdienst und anschließender Zeugnis- und Preisverleihung in der Apostelkirche endete für 76 Schülerinnen des St. Franziskus-Gymnasiums die Schulzeit. Clare Olivia Özdemir verglich die Abiturientinnen in ihrer Rede mit geschliffenen Diamanten. Lehrer, Eltern und Freundinnen hätten ins Leben der Schüler mit hineingeredet und mitgeschliffen. Auch werde es nach der Schulzeit Prüfungen und Begegnungen geben, die sie schleifen werden, bis die passende Fassung gefunden sei. Durch die Schönheit geschliffener Facetten hätten Diamanten seit Jahrhunderten Menschen in ihren Bann gezogen. Aus der Sicht Gottes sei jede Schülerin einzigartig und wertvoll. Özdemir: „Wenn ihr so leuchtet, seid ihr wahrhaft geschliffene Diamanten aus unserem franziskanischen Haus. Darauf sind wir stolz.“ Christin Schlegel (1,0); Isabel Dahm, Pauline Westrich (1,2); Michelle Hartmann (1,3). Am Heinrich-Heine-Gymnasium freuten sich 109 Absolventen (53/56) über ihre Zeugnisse der Hochschulreife. Schulleitung und Lehrer verabschiedeten die Abiturienten mit einer ermutigenden Rede von Matthias Eifler. In seiner Ansprache forderte der Lehrer die Schüler auf, in ihrem Leben Pionier zu werden. „Pioniere haben einen Lebenstraum, den sie vor ihrem geistigen Auge hegen. Sie sind bereit, Neues zu wagen und brechen mutig in das Unbekannte auf. Gegen widrige Umstände gehen sie an und geben niemals ihren Traum vom Glück auf.“ Auf diese Weise gelangten sie an ihr Ziel, um festzustellen: „Alles passt perfekt zusammen, weil endlich alles stimmt.“ Die Ratschläge Eiflers an die Abiturienten zum persönlichen Glück: „Hab’ einen Traum oder eine Vision! Sei bereit, Neues zu wagen! Gib niemals auf!“ Rebecca Lehming (1,0); Cedric Curt Cappel, Melina Hoffmann; Raphael König (1,3); Martin Winter, Rafaela Louis (1,4). „Ecpecto Abitronum - Raus aus der Kammer des Schreckens“ lautete das Motto, unter dem der Jahrgang 2014 der Integrierten Gesamtschule Bertha von Suttner sich von der Schule verabschiedete. Bei der Auswahl ihres Mottos orientierten sich die 68 Abiturienten (29/39) an der bekannten Harry-Potter-Filmreihe. In Analogie zur Potter-Buchreihe schilderte MSS-Leiter Johannes Ziegler in seiner Rede, wie die Schüler vor zweieinhalb Jahren in Häuser (Stammkurse) eingeteilt, Prüfungen (Klausuren) bestehen und Zauberergrade (Qualifikationen) erwerben mussten. In der Feuerprobe, dem Abitur, hätten sie ihre Reife als fertige Zauberer unter Beweis gestellt. Das Abitur sei nicht der Weg zur Glückseligkeit, sagte Ziegler. Es öffne aber Türen, die sich in einer wandelnden Arbeitswelt mit der Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im Quidditchspiel des Lebens als nützlich erweisen können. Konstantin Horokh (1,3); Ann-Kathrin Hölzle (1,5); Alexander Carter (1,8). Das Hohenstaufen-Gymnasium entließ 98 Abiturienten (58/40). Die Feier fand in der Veranstaltungshalle auf der Gartenschau statt. Thomas Seiler hinterfragte in seiner Abiturrede die Bedeutung von Vorbildern. Laut einer aktuellen Jugendstudie hätten 60 Prozent der Jugendlichen in Deutschland ein Vorbild. „Man sehnt sich und sucht nach Menschen, die einem Orientierung geben. Alt oder tot. Das zeigt die Probleme einer Gesellschaft, die gleichzeitig Vorbilder sucht und Vorbilder stürzt.“ Es gebe ungewöhnliche Menschen, die Bewundernswertes und Erstrebenswertes tun, aber es gebe keinen perfekten Menschen. „Alle lebenden Denkmäler stehen auf wackeligen Füßen.“ Begrenzte und gebrochene Vorbilder finde man in Menschen, die in irgendeinem Augenblick etwas Ungewöhnliches, unerhört Gutes tun, die ihr Leben in die Hand nehmen, so Seiler. Saskia Altmaier (1,2); Stefanie Schwarz, Janika Mangels (1,3); Jonas Arnsberg, Marion Kerber, Leonie Heger, Tom Schatteburg, Yasemin-Xiomara Zurke (1,4). „Abipunktur – jeder Punkt kostet Nerven“ schrieben sich die Abiturienten des Gymnasiums am Rittersberg auf die Fahnen. Verabschiedet wurden 105 Schülerinnen und Schüler (62/43). In seiner Abirede beschäftigte sich Rolf Scheipers mit dem Thema, was Schüler in der Schule Sinnvolles für das Leben lernen. In der Schule gehe es nicht um das Lernen um des Lernens Willen, sondern um den Erwerb von Kompetenzen. Die könne man im späteren Leben auch in anderen Zusammenhängen einsetzen. Für Schüler scheinbar sinnlose schulische Fachinhalte könnten für das spätere Leben sinnvolle Kompetenzen vermitteln. Rebekkah Bingham, Xena Berberich, Moritz Braun, Anna Schmidt (1,0); Philipp Didion, Jens Christian (1,1); Ann-Kathrin Metzler, Lukas Großhans, Jule Schmiedel (1,2). (jsw)

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