Kaiserslautern Von der Uniliga in die Nationalmannschaft

Ist gleich dran: Matthias Knebel. Im Hintergrund läuft das Spiel der All Blacks gegen die Campuskicker.
Ist gleich dran: Matthias Knebel. Im Hintergrund läuft das Spiel der All Blacks gegen die Campuskicker.

Matthias Knebel sitzt auf der Bierbank und verfolgt, was die Konkurrenz macht. Er isst eine Banane und nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Heute darf nichts schief gehen. „Wir wollen das Ding unbedingt gewinnen“, sagt er. Mit dem „Ding“ meint er den Pokal der Uniliga, die für ihn so viel mehr ist als ein bisschen Kicken nach den Vorlesungen. Sie ist schließlich schuld daran, dass er jetzt Torhüter der Nationalmannschaft ist.

„Läuft bei mir grade“, sagt er und grinst. Es läuft tatsächlich bei ihm, dabei sah das alles erstmal gar nicht so aus. Matthias Knebel, der aus Stuttgart stammt, war in der Jugend beim SV Böbingen, dann eine Zeit lang beim VfB Stuttgart, und es wollte nicht klappen mit der Fußballkarriere. „Ich hab’ den Sprung nicht geschafft“, sagt er. Doch dann kam er doch völlig unerwartet, der große Durchbruch. Dank der Uniliga. Knebel stand für den Bolzing FC im Tor, der „das Ding“ im vergangenen Jahr nicht gewinnen konnte, nur Zweiter wurde. Doch das Siegerteam, das eigentlich zur deutschen Meisterschaft hätte reisen dürfen, hatte sich inzwischen aufgelöst, und so fuhr der Bolzing FC zur DM in Göttingen. Der BWL-Student aus Kaiserslautern tat, was er gelernt hatte, hielt Siebenmeter, sicherte seinem Team den Titel – und wurde für die deutsche Kleinfeld-Nationalmannschaft nominiert. Seitdem läuft sein Leben wie im Traum. Er durfte zum Trainingslehrgang, spielte bei der EM für Deutschland. Einmal im Monat ist er auf Lehrgang, gerade bereitet er sich in Riga auf die EM in drei Wochen in Tschechien vor, im Oktober ist WM in Tunesien. Dazwischen studiert er weiter BWL mit technischer Qualifikation Maschinenbau. Und wenn er nicht gerade für den Bolzing FC zwischen den Pfosten steht, pendelt er, spielt parallel für den GSV Maichingen in der Landesliga im Großfeld. Viermal die Woche steht er auf dem Rasen plus die Spiele für Maichingen. Seine Höhepunkte sind aber die Auftritte mit dem Nationalteam, die Trainingslager, die Länderspiele. „Du fühlst Dich wie ein Profi“, schwärmt der 25-Jährige und erzählt, dass viele ehemalige Profis in der Nationalmannschaft sind und dass, auch wenn Kleinfeld hierzulande keinen so hohen Stellenwert hat wie in anderen Ländern, Deutschland zu den Top vier Teams in Europa gehört. „Wir wollen dieses Jahr versuchen, den Titel zu holen“, sagt er und ärgert sich, dass sein Land zweimal im Halbfinale ausgeschieden ist, im vergangenen Jahr gegen den späteren Sieger Kasachstan im Elfmeterschießen. Knebel liebt dieses Kribbeln, wenn er zwischen den Tribünen auf dem Kunstrasenplatz die Nationalhymne hört, die 5000 bis 7000 Zuschauer applaudieren. Er mag Kleinfeld. „Es ist technisch anspruchsvoller, dynamischer, attraktiv zum Anschauen, es geht ständig hin und her, und es fallen viele Tore.“ Was er bedauert, dass sich die Spielart trotz der EM, die jedes Jahr ausgetragen wird, und der WM alle drei Jahre in Deutschland (noch) nicht so etabliert hat. In anderen Ländern ist das anders. „Die letzte WM mit 32 Mannschaften wurde in 28 Ländern übertragen.“ Was die Länderspiele für ihn noch besonders macht: Der gebürtige Stuttgarter hat polnische Wurzeln, könnte auch für Polen spielen. „Bei der EM spielen wir auch gegen Polen. Das Spiel ist am 12. Juni. Darauf fiebere ich hin“, sagt er und erzählt, wie vor seinem letzten Länderspiel gegen Polen die polnische Sportschau einen zweiminütigen Beitrag über ihn sendete. „Meine Familie wusste das nicht und war schwer beeindruckt“, erzählt er mit einem Grinsen. Vorbereitung mit der Nationalmannschaft, immer wieder nach Göttingen zum Lehrgang, Trainieren nach Plan, Essen nach speziellem Ernährungsprogramm, Pendeln, Länderspiele. Knebel ist froh, dass er bei der Uni Kaiserslautern im Sportförderprogramm ist, seine Klausuren nachschreiben darf und auch sonst mehr Freiheiten hat. „Sonst könnte ich das nicht machen.“ Dass er seinen Bolzing FC in der Uniliga so gut es geht unterstützt, ist für ihn selbstverständlich. Schließlich war das Team, in dem viele Landes- und Verbandsligaspieler kicken, sein Sprungbrett zur Nationalmannschaft. Dass alle besonders motiviert sind, wenn sie gegen ihn antreten, stört ihn nicht. „Sie wollen eben gern ein Tor gegen einen Nationalspieler schießen“, sagt Matthias Knebel und zuckt mit den Schultern. Dann streift er sich die Handschuhe über und macht sich warm. Die Mannschaft des Bolzing FC ist gleich dran, und er will die Woche noch einmal alles geben. „Nächste kann ich leider nicht da sein, da bin ich in Riga beim Lehrgang.“

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