Kaiserslautern Von athletisch bis katzengleich

Blendet aus, dass er grippegeschwächt ist, konzentriert sich und holt Gold: Hans Bardua vom Karateverein Budokan gewinnt in der
Blendet aus, dass er grippegeschwächt ist, konzentriert sich und holt Gold: Hans Bardua vom Karateverein Budokan gewinnt in der Kata der Ü65 und Ü55.

«Kaiserslautern.»Weit über 700 Starts bringen den Karateverein Budokan Kaiserslautern fast an die Grenzen. Für den Karatesport selbst ist der 10. Barbarossa-Cup, ein Aushängeschild mit sportlichen Höchstleistungen und mit einem Miteinander mehrerer Nationen. „Wir kommen wieder“, heißt es am Ende aus den Reihen der teilweise von weit angereisten Sportler.

Mächtig was los im Schulzentrum Süd. Auf sechs Matten sprüht die pure Energie. Der schier endlos lange Zeitplan verspricht gut zwölf Stunden Karate-Wettkampf. Das erfordert Kondition, in der Tat. Nicht unbedingt von den Athleten, eher von den Verantwortlichen, den Richtern, den Helfern, die Karate in all seinen Facetten begleiten. Ob die am Ende auch Medaillen bekommen? Wohl nicht. Von athletisch bis katzengleich zeigen sich die Frauen und die Männer in der Kata. Da sitzt jede Muskelanspannung, jede Mimik, jeder Kampfschrei. Sieht tatsächlich so aus, als ob hier einer mit seinen fiktiven Gegnern, die aus allen Richtungen kommen, locker fertig wird. Benjamin Frevert ist für den ausrichtenden Budokan Kaiserslautern bei den Junioren in der Kata unterwegs. Er beginnt fast tänzerisch, schaltet um auf blitzgenaue Tritte, Stöße, Drehungen. Die Richter sehen seinen Gegner vorne. Er muss in die Trostrunde, setzt sich durch und wird am Ende Dritter. Leon Koch gibt sich nicht mit fiktiven Gegnern zufrieden, er greift im Kumite, im Kampf Mann gegen Mann, an. Souverän eingestellt, schnell und technisch raffiniert lässt der Budokan-Kämpfer der Konkurrenz keine Schnitte, er gewinnt die Juniorenklasse bis 76 Kilogramm. Karate gilt als Weg der Selbstfindung und Selbsterfahrung. Dass da was dran ist, zeigen die Wettkämpfe in den höheren Altersklassen. Hans Bardua will in der Ü65 was bewegen, weiß aber, die Grippe der vergangenen Woche hat seinem Körper zugesetzt. Er geht es ruhig an, zumindest beim Aufwärmen. Auf der Matte blendet er alles aus, er weiß, was er kann und legt aus der inneren Stärke heraus los. Keiner kommt an ihm vorbei. Der Budokan-Kämpfer dominiert seine Klasse und die darunter, die Ü55, gleich mit. Bardua gewinnt Gold. Den Zusammenhang von Karate und Selbstfindung, den zeigen bereits die Wettkämpfe der Jüngsten. Nick Eisenmenger und Michael Majewicz sind mit einer Reihe weiterer Budokan-Kinder zum ersten Mal auf einem solchen Turnier dabei. Wahrlich nicht leicht für die Sechsjährigen. Die an der Kampfmatte sitzenden Richter wollen die Kata und damit die erlernte Abfolge genau festgelegter Angriffs- und Abwehrbewegungen sehen. Selbst die gewichtigen Schritte zur Begrüßung gehören dazu. Wer die zappelnden, aufgeregten Kinder vor und nach dem Mattenauftritt beobachtet, der sieht, die haben echt was verinnerlicht, haben ein ganzes Stück Selbstvertrauen getankt. Michael steht am Ende sogar im Finale. Das muss so ein kleines Kämpferherz erst einmal mitmachen, er allein vor fünf Kampfrichtern! Vom Trubel in der Halle und den gleichzeitig laufenden Wettbewerben auf den anderen Matten mal abgesehen. Am Ende darf sich Michael über Silber freuen. Nick krönt sein erstes Turnier mit Bronze und strahlt seine Turnierbetreuerinnen Sonja Quadt und Melanie Frevert an. Die beiden Karatemütter, betreuen von morgens um Neun bis zum letzten Kumitekampf, der erst kurz vor 21 Uhr ausgetragen wird, die Teilnehmer aus dem eigenen Verein. „Bei den Kindern ist das vom Gürtelbinden bis zum Einhalten der Regeln so ziemlich alles“, beschreibt Sonja Quadt die Aufgabe. Aber selbst die Karatesenioren schauen immer wieder bei den Betreuerinnen vorbei und wirken gleich entspannter. „Wir sind schon stolz auf die Entwicklung“, blickt Sandra Gutzmer, vom Budokanvorstand auf die pralle Teilnehmerliste und die zu bewältigenden über 700 Starts. Sagt aber auch ganz ehrlich, „wir stoßen fast an unsere Grenzen!“ Die Helfer aus den Mitgliederreihen lassen sich es aber nicht anmerken. Die Organisation flutscht, die teilweise von weit angereisten Karateteams sind zufrieden und wollen auf jeden Fall beim nächsten Mal wieder dabei sein, wenn es mit dem 11. Barbarossa-Cup ein neues Karatefestival in Kaiserslautern geben wird. Zahlenspiegel

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