Kaiserslautern Voll besetzte Friedenskirche und viele ukrainische Gäste

Voll besetzt war die Friedenskirche am Sonntagvormittag, als Dekanin Dorothee Wüst die Spendenaktion „Hoffnung für Osteuropa“ zum 22. Mal pfalzweit eröffnete. Am Festgottesdienst, der aus diesem Anlass stattfand, nahmen auch zahlreiche ukrainische Gäste teil. Die Spendenaktion ist Menschen in Odessa in der Ukraine gewidmet.

Das diesjährige Motto der Hilfsaktion lautet „Niemand soll vergessen sein“. So wies auch Armin Jung, Dekan aus Neustadt, in seiner Predigt auf den christlichen Grundsatz der tätigen Liebe hin. Auch die ersten Christen hätten familienähnlich gelebt und ihre Güter je nach Bedürftigkeit geteilt. In den Paulusbriefen spiele die Gastfreundschaft eine große Rolle. Trotz ihrer gemeinsamen Geschichte seien Russland und die Ukraine jetzt so verfeindet. „Manchmal habe ich das Gefühl, die Menschen haben alles verlernt über die Liebe“, sagte Jung. Sehr ermutigend sei aber, dass Deutschland und Frankreich, die sich vor einem Jahrhundert noch als Erbfeinde angesehen hätten, jetzt gemeinsam an einem Tisch für den Frieden dort kämpften. Der Dekan verwies darauf, dass die Versöhnungsarbeit der Kirche den christlichen Auftrag der tätigen Liebe erfülle. Wissenschaftliches Gerät, deutsche Schulbücher oder ausgediente, noch funktionstüchtige Krankenhausbetten kämen jetzt den Menschen in der Ukraine zugute. Sehr beeindruckt habe ihn die Wiederentdeckung von persönlichen Daten von Zwangsarbeitern in Berlin, die vorher nicht bekannt waren. „Diese Menschen werden nicht vergessen. Darum geht es, wenn man als Christ leben will: dem anderen ein Bruder sein“, so Jung. Dorothee Wüst, Dekanin des Kirchenbezirks Kaiserslautern, erinnerte bei der Eröffnung der Spendenaktion ebenfalls an den christlichen Auftrag: „Gott will, dass Not überwunden wird“. Sie rief die Gottesdienstbesucher auf, mit ihrer Spende ein Zeichen zu setzen. Pfarrer Dieter Weber als Vertreter des Diakonischen Werks Pfalz zeichnete Helene Wegrzyniak mit dem Kronenkreuz der evangelischen Kirche aus. Wegrzyniak hatte seit über 20 Jahren jährlich mehr als 100 Briefe übersetzt. „Sie haben ganz wesentlich dazu beigetragen, Vertrauen und Versöhnung aufzubauen“, würdigte Weber ihr Engagement. Sergej Tsypoviaz und Ruslan Lenik, Ärzte aus Odessa, äußerten ihren tief empfundenen Dank für die Unterstützung. Sie hatten am Diakonissenkrankenhaus in Speyer hospitiert und hatten für ihr Krankenhaus in Odessa ein Laparoskopiegerät entgegennehmen können. Sie werden eine weitere Woche am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern hospitieren. Mykola Zymomrya, Germanistikprofessor aus Drohobych, Transkarpatien, dankte Rudi Job und seinen Mitarbeitern für ihr langjähriges Engagement in der Ukrainehilfe mit bewegenden Worten. Als Auszeichnung verlieh er Job die Ehrendoktorwürde seiner Universität. Die Schriftlesung sowie die Beiträge der ukrainischen Gäste wurden in Deutsch und Ukrainisch vorgetragen. Die Übersetzungen übernahmen Katja Almashy und Vladyslav Yurosh, die beide mit einem Stipendium des Arbeitskreises Ukraine Pfalz ein Semester an der Universität Landau studieren. Festlich umrahmt wurde der Gottesdienst durch Soloviolinist Christian Kim Sitzmann, sowie Jamie Sitzmann mit dem Kirchenchor und der Chimebell-Gruppe und Organist Helmut Sitzmann. Der anschließende Empfang lud zum persönlichen Austausch ein und gab Gelegenheit für mehrere Grußworte. Wolfgang Doll, Pfarrer im Ruhestand, der die Versöhnungsarbeit der Gemeinde mit Odessa vor über 20 Jahren in die Wege leitete, erläuterte kurz die einzelnen Hilfsprojekte. Larysa Vasylyewa, Geschäftsführerin des Friedensrates in Odessa, dankte für die langjährige Freundschaft und Unterstützung. (cbg)

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