Kaiserslautern Virtuos gespielte Meisterwerke

Bereits zum 26. Mal zeigt der polnische Konzertorganist Roman Perucki seine Verbundenheit mit Kaiserslautern und hier besonders mit der Friedenskirchengemeinde. Zusammen mit seiner Ehefrau Maria Perucka machte der Globetrotter im Rahmen seiner Konzertreise am Mittwoch dort Station und nannte Lautern hier in einem Atemzug mit seinen weiteren Spielorten, wie demnächst Venedig und Rom. Das tat gut – wenn auch die nur kleine Schar von Interessenten schmerzte.

Spielerische Reinkultur in allerhöchster Vollendung mit verinnerlichten Grundlagen wie Griffsicherheit und Bravour erscheinen bei Roman Perucki wie selbstverständlich: Er muss nicht mit den schweren Notenpartituren eines Johann Sebastian Bach ringen, er konnte sich bei dessen Präludium mit Fuge in G-Dur auf die formale Struktur, auf satztechnische Finessen und harmonische Entwicklungen konzentrieren. Bei seinen Konzertprogrammen stellt er die Meisterwerke Bachs aber gerne hierzulande unbekannteren Kompositionen polnischer Herkunft kontrastierend gegenüber. Der polnische Komponist, Dirigent, Organist und päpstliche Kammerherr namens Feliks Nowowiejski (1877-1946) hat mit seinen spätromantischen Orgelsinfonien eine Art musikalisches Testament hinterlassen. Deutsche Traditionen und französische Stileinflüsse führen hier zusammen mit polnisch-slawischem Klang zu einer besonderen Musiksprache, die der Organist mit einem Intermezzo aus diesem Zyklus zelebrierte. In der lebhaft ausgekosteten Spielfreude erinnerte der Satz auch an die Concerti des Barock, was aber Perucki in müheloser Leichtigkeit der Gestaltung meisterte. Auch der 1952 geborene Komponist Zbigniew Kruczek gehört hierzulande zu den unbekannteren: Seine Hommage an Bach beweist die intensive Auseinandersetzung mit dem „Vater der Musik“ – wie Bach weithin klassifiziert wird. Allerdings mit einem ironischen Augenzwinkern, denn die Synthese aus populärer und marschartiger Musik mit den angedeuteten barocken Traditionen mutet kurios an und der Organist tat ein Übriges, um das parodistische Element zu betonen. Maria Perucka imponierte als Geigerin bei Joseph Rheinbergers Suite in c-moll: Ohne jegliches Abtasten, Einhören oder Einspielen legte sie schon mit dem ersten Ton furios los. In den vier Sätzen hielt sie alles wunderbar im spielerischen Fluss und profitierte neben der Intonationsreinheit von ihrer geschmeidigen, sehr ausdrucksstarken und feinen Bogenführung. Die Suite scheint mit den Satzbezeichnungen wie Canzone oder Allemande an barocke Traditionen anzuknüpfen. Doch Rheinberger füllt diese Strukturen mit romantischem Original in sehr lyrischer Ausprägung. Ohnehin zeigte die Geigerin bei ihrer Programmgestaltung ein Faible für den lyrischen Wesenszug des Geigenspiels, einmal in der Programmzusammenstellung, aber auch in der beseelten, pastosen Tongebung. So gehört vordergründig betrachtet das Violinkonzert Nr. 3 von Camille Saint-Saens nicht zu den ganz großen wie jene von Brahms, Tschaikowsky oder Sibelius. Durch Perucka wurde es aber enorm aufgewertet; es stellt nicht primär eine gewisse Virtuosität zur Schau im Sinne einer reinen Effekthascherei und es wirkt auch nicht spieltechnisch auftrumpfend. Eignet sich aber ideal für eine solche Fassung mit Orgel statt Orchester, wobei hier der Organist durch geschickte Registrierung die Klangfarben eines Orchesters gut nachempfand und seinem Spiel die fließende Eleganz der Streicher verlieh. In der klingenden Linienführung des tadellosen Soloparts zeigte die Geigerin einen ausgeprägten Sinn für Kantilenen und spannungsgeladene Melodiebögen. In dem harmonischen Zusammenspiel fand eine exemplarische Aufführung ihre klangliche Verschmelzung.

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