Kaiserslautern Turmfalke ist getürmt

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Der Turmfalke aus der Falknerei des Zoos, der sich inzwischen als Hella, nicht Helmut, entpuppt hat, ist seit Freitag verschwunden. Wer den Vogel mit dem roten Geschüh sieht, wird gebeten, dies im Zoo zu melden.

Alan Redzepovic steht vor der Zoo-Falknerei und schaut besorgt nach oben. Immer wieder wandert sein Blick durch die Wipfel der umstehenden Bäume. Hella ist weg! Beim Training auf das Federspiel stieg der Turmfalke auf, drehte eine kleine Runde über der Anlage und setzte sich auf einen Baum. „Dies ist nicht ungewöhnlich“, sagt der Falkner. „Hella ist noch jung und will sich ausprobieren.“ Und ihr Revier kennenlernen. Dafür hat Alan Redzepovic den Turmfalken – der Ästlingsphase entwachsend – erst beim sogenannten Abtragen an seine Umgebung gewöhnt, bevor er los fliegen durfte. Während des Abtragens, das etwa zwei bis drei Wochen dauerte, wurde der Kontakt zum Falkner noch intensiviert. Für Hella bedeutete das, dass sie von Alan Redzepovic auf die Faust, die von einem Falknerhandschuh geschützt ist, genommen wurde und bei Spaziergängen durch den Zoo ihr neues Revier mit all seinen Tieren kennenlernte. Diese Runde durch den Zoo ging der Falkner jeden Tag drei bis vier Mal. Hella gewöhnte sich dabei nicht nur an die anderen Tiere, auch springende oder Rad fahrende Kinder oder größere Menschengruppen, die den beiden entgegenkommen, ließen sie bald aufmerksam, aber entspannt auf der Faust des Falkners sitzenbleiben. Leider war Hella dann doch nicht so cool, als bei ihrem Aufstiegflug ein Schwarm Krähen kam, sie aufschreckte und vertrieb. Seither ist sie verschwunden. Zahlreiche freiwillige Helfer der Falknerei durchstreifen die Umgebung, in der Hoffnung, den kleinen Falken zu finden. Denn Turmflaken, die recht klein bleiben, fliegen normalerweise nicht so weit weg. Es kommt bei Falknern durchaus vor, dass sich ein Schützling mal einige Tage alleine durch die Wildnis schlägt. Ganz verloren hat Alan Redzepovic noch keinen, aber er hat durchaus schon mal bis zu einer Woche gesucht, ist mehrere Hundert Kilometer gefahren. Große Vögel wie Adler, die werden teils von anderen Falknern oder von Vogelfreunden gemeldet, wenn sie gesichtet werden. Bei Turmfalken wie Hella ist das schwieriger, da sie eben so klein ist. Vielleicht klappt es ja trotzdem, denn Hella ist besonders gut an den beiden roten Geschühriemen zu erkennen. Außerdem trägt sie zwei Ringe, einen des Züchters und einen Erkennungsring des Zoos. Wie alle Vögel der Zoo-Falknerei ist Hella mit einem Identifikationschip versehen. Wie es übrigens dazu gekommen ist, dass Hella nun als Weibchen identifiziert wurde, soll hier auch noch erzählt sein: Das stellte sich nämlich beim Verwandtschaftsbesuch heraus. Der leise Verdacht, den Zoo-Falkner Alan Redzepovic schon länger hatte, bestätigte sich, als der Züchter des Turmfalkens, der da noch Helmut hieß, mit seinen Geschwistern zu besuch kam. Da wurde klar: Sie ist eindeutig größer, kein „Terzel“, wie männliche Turmfalken heißen, also kein Drittel kleiner. Und da bei Greifvögeln das Weibchen größer ist, wurde dann aus Helmut Hella. Ansonsten kann man das nur mit einem Gentest herausfinden, erklärt der Falkner. Der möchte gerne mit Hella weiter arbeiten, sie an das Federspiel gewöhnen, damit er sie als elegante Jägerin dem Publikum vorführen kann. Denn seine geliebten Vögeln staunenden Menschen zu zeigen, etwas anderes will der Mann, der in noblen Hotels in verschiedensten Ecken der Welt in gehobenen Positionen gearbeitet hat, nicht mehr tun. Aus Winnweiler stammend, wo seine Familie den Dorfkrug führt, ist er irgendwann nach Hause zurückgekehrt und hat bei Spaziergängen mit seinem Hund festgestellt, dass er gefühlt in der halben Welt gearbeitet hat, aber eine Buche nicht von einer Eiche unterscheiden konnte. Das wollte er ändern, befolgte den Rat eines Freundes und machte den Jagdschein. Es folgte die theoretische Prüfung für den Falknerjagdschein auf dem Linslerhof bei Saarlouis. Danach fand der angehende Falkner nach längerem Suchen einen Mentor in Pierre Schmidt, bei dem er die Praxis der Falknerei erlernte: das Bauen und Einrichten von Volieren, das Auswählen und Zubereiten des richtigen Futters und das Training der Tiere – hoffentlich auch bald wieder mit Hella. Info Wer Hella sieht, wird gebeten, den Zoo telefonisch unter der Nummer 06301/71690 zu verständigen. Termin Falknerei-Vorführungen gibt es auch beim Zoo-Erlebnistag am Sonntag, 10. Juli. Von 10 bis 17 Uhr stehen außerdem Insekten-Kochvorführungen mit dem Landauer Reptilium, Fachführungen, ein Jungle-Hindernisparcours, eine Zoorallye, Kasperletheater und der AOK-Gesundheitstag auf dem Programm. Die Serie In der Reihe „Flieg, Falke, flieg“ begleiten wir einen Neuzugang der Falknerei des Zoos Kaiserslautern, einen Turmfalken, bei seiner Ausbildung. |pbü

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