Kaiserslautern STADTLEBEN: „Klein-Wolfi“ und die Tiere

„Klein-Grzimek“ nannten ihn seine Mitschüler. In seinem Elternhaus fanden 128 Tiere ein Zuhause. Darunter ein Affe, der eigentlich eingeschläfert werden sollte, ein vietnamesisches Hängebauchschwein und alle Sorten Wühlmäuse, die es gibt. „Naja“, gesteht der Tierfreund, aus dem inzwischen ein „Untier“ geworden ist, „ein Aquarium war auch dabei“. Wolfgang Marschall − und um ihn geht es − hatten es vor allem die Siebenschläfer angetan. Er hat sie erforscht. Nachts natürlich, denn das „possierliche Tierchen“ − in Grzimeks legendärer Fernsehreihe „Ein Platz für Tiere“ waren alle Tierchen „possierlich“ − ist nachtaktiv. Wenige werden wissen, dass Wolfgang Marschall 1975 in Biologie Bundessieger bei „Jugend forscht“ war, einmal gar von Helmut Kohl als Ministerpräsident die Urkunde für einen Landessieg erhalten hat, und dass er im Siegelbacher Zoo gejobbt hat. 1980 war’s, als ihn dort die Schimpansendame „Katharina“ äußerst bösartig gebissen hat. Mit ihren Eckzähnen hatte sie seine Hand im Schraubstock − durch das Gitter. Marschall konnte sich aus den Klauen von „Kattsche“ nur befreien, indem er ihr mit der anderen Hand das Ohr von vorn nach hinten gedreht hat. Seine Hand blieb zwar dran, aber lange Zeit war sie gelähmt. Von der Antibiotikum-Spritze, die dick wie eine „Tortenspritze“ war, wollen wir gar nicht reden. Noch einmal zu Grzimek, Marschalls großem Vorbild: Er hat den Direktor des Frankfurter Zoos kennengelernt. Ein Freund und Förderer des kleinen Tierforschers war mit dem großen Tierforscher befreundet und vermittelte den Kontakt. Bei einem Familienausflug nach Frankfurt schlug dann Klein-Wolfis große Stunde: Grzimek nahm ihn mit auf seinen Rundgang durch den Frankfurter Zoo. „Und ich durfte Cheetah streicheln.“ Cheetah, eine von Grzimeks tierischen Stargästen in seiner Sendung, war eine Gepardin: die Haus-Gepardin des Veterinärs. Aber eigentlich sollte hier ja stehen, dass die „Untiere“ wieder ein Extra-Super-Programm −„affengeil“ passt doch in diesem Zusammenhang − für den 1. Mai geschrieben haben, zu dem Henning Venske ins Edith-Stein-Haus kommt. Der inzwischen 76-jährige Kabarettist und frühere „Pardon“-Chefredakteur reist eigens mit dem Auto aus Hamburg an. Die Botschaft dieser Zeilen lautet also: Gehen Sie hin! Das Erzählstück über Bernhard Grzimek war nur als Zugabe gedacht. Und Obacht: Die „Untiere“ beißen auch! (ita)

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