Kaiserslautern Stadtleben: Angekommen auf dem Betzenberg

350 Kilometer gelaufen: der Schweizer Marcel Wälter (Mitte), hier mit seinen Freunden Andreas Jung (rechts) und Wolfgang Benkert
350 Kilometer gelaufen: der Schweizer Marcel Wälter (Mitte), hier mit seinen Freunden Andreas Jung (rechts) und Wolfgang Benkert.

Liebe kennt tatsächlich keine Liga. Auch keine Entfernungen – und Mühen anscheinend gleich gar nicht. Auf Schusters Rappen zum Heimspiel auf den Betzenberg pilgern – es tut schon etwas verrückt anmuten, was Marcel Wälter sich da aufgehalst hat. „Ich hab’ mich zweimal beim Skifahren verletzt und dachte dann, wandern ist ja doch ungefährlicher“. Denkste: Ein schwerer Sturz und eine dicke Blase haben den 50-Jährigen durchgeschüttelt ... Sage und schreibe 350 Kilometer hat der Schweizer binnen 14 Tagen zurückgelegt, um heute Abend beim Anpfiff „seines“ FCK gegen Fortuna Köln dabei zu sein. „Wahnsinn“, finden auch seine Kumpels, der Lauterer Wolfgang Benkert und Andreas Jung aus Bosenbach (Kreis Kusel). Sie haben Wälter auf den beiden letzten Etappen von Wilgartswiesen an begleitet. Gestern Nachmittag lief das Trio am Stadion ein – mit einem Gläschen Sekt begrüßt und geherzt von Benkerts und Jungs Ehefrauen sowie Wälters Lebensgefährtin. Für den Schweizer war der Empfang eine Überraschung. Das hat er allenfalls ahnen können, als die drei eingefleischten FCK-Fans am Samstagabend im Naturfreundehaus im Finsterbrunnertal Wälters 14-tägige, über 14 wohlgeplante Etappen führende „Pilgertour“ Revue passieren ließen. Seit Ende der 1980er Jahre zieht’s den Schweizer zum Betzenberg hin. Nahe Winterthur daheim, hat er über einen Kameraden beim Militär den Weg in die Pfalz gefunden. Andreas Strasser ist glühender FCK-Verehrer, kommt bis heute regelmäßig. Und er infizierte seinen Landsmann, der fortan gut sechs, sieben Spiele pro Saison die weite Strecke auf sich nahm, um die Roten Teufel anzufeuern. Jener Andreas Strasser wiederum hat sich Mitte der 1990er bei einem Europapokalspiel in Bratislava mit dem Lauterer Wolfgang Benkert angefreundet. Der ist sogar mittlerweile Patenonkel von Strassers Tochter. Benkert wiederum hat mit dem aus Eßweiler stammenden Jung „bei’s Paffe“ gelernt. „Fußball verbindet“, sagt Benkert voller Überzeugung. In der Tat. Marcel Wälter hat den Sturz gut überstanden, die akribisch geplante Tour lief wie gewünscht. Nur eins hat nicht geklappt: Eigentlich wollte er sein Etappenziel pünktlich zum Spiel erreichen. Da war noch nicht klar, dass die Partie auf Montag terminiert wird. Na denn, besser zu früh als 90 Minuten zu spät. Jetzt noch ein Sieg – Wälter tippt ein 1:0 – und der Schweizer kann zu Hause einmal mehr von schönen Begegnungen berichten.

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