Kaiserslautern Spielplan für die kommende Theatersaison vorgestellt

Der Musentempel steuert in seine nächste Spielzeit.
Der Musentempel steuert in seine nächste Spielzeit.

Es war eine ungewöhnliche Präsentation des Spielplans für die kommende Saison 2022/23 am Dienstagnachmittag: Einmal fand sie virtuell statt, das heißt: Alle Teilnehmer, auch die Theatermannschaft, schalteten sich extern in einem Zoom-Meeting zusammen. Daneben war es aber auch die erste Spielplan-Pressekonferenz ohne ihn: Urs Häberli, scheidender Intendant, der seit 2002 zunächst als Stellvertreter und ab 2012 dann als Intendant am Pfalztheater wirkte.

Das fünfköpfige Interimsdirektorium mit Generalmusikdirektor Daniele Squeo und Daniel Böhm für die künstlerische Seite sowie der Kaufmännischen Direktorin Stefanie Niedermeier, Betriebsdirektorin Simone Grub und ihrer Kollegin Tanja Hermann stellte stattdessen den nächsten Spielplan vor. Dieser bietet im Grunde jedoch weniger Überraschungen, als es die neuen Strukturen am Musentempel und das Spielzeitmotto „Auf.Um.Bruch“ vermuten lassen.

Traditionell bestreitet das Schauspiel mit 13 Produktionen den größten Anteil am Programm, gefolgt vom Musiktheater mit acht und dem Tanztheater mit nun immerhin fünf Produktionen. Ein neues Leitungsteam mit der vorherigen Trainingsleiterin Elena Iglesias Galán und ihrer eher im Kulturmanagement beheimateten Landsfrau Luisa Sancho Escanero als neuer Tanzdirektorin scheint noch am ehesten einen programmatischen Umbruch vollziehen zu wollen.

Schlagzahl verdoppelt

Und so steht die Sparte Tanz unter den Vorzeichen „Internationalität, Diversität, Inklusivität und Frauen – die Zukunft ist und wird weiblich sein“, so Escanero. Die Schlagzahl der Aufführung hat sich dabei mehr als verdoppelt: Statt je einem Abend im Großen Haus und auf der Werkstattbühne stehen dort nun je zwei Abende auf dem Programm, plus einer externen Produktion in der Fruchthalle.

Alle drei Sparten stellen sich dabei geballt in den ersten drei Wochen der kommenden Spielzeit vor: Das Musiktheater eröffnet mit Wagners „Tannhäuser“ am 9. Oktober, das Schauspiel folgt mit einem Science-Fiction des englischen Autors Dawn King („Foxfinder“) am 13. Oktober und mit dem von Robert Wilson bearbeiteten Büchner-Klassiker „Woyzeck“ am 22. Oktober. Der Tanzabend „The Red Thread“ der jungen spanischen Choreographin Alba Castillo erlebt am 29. Oktober seine Uraufführung im Großen Haus.

Umbrüche sind nötig

Das Spielzeitmotto „Auf.Um.Bruch“ bezieht sich einmal auf die Situation am Theater selbst, erklärte zunächst Generalmusikdirektor Squeo. Der nach der Interimsspielzeit scheidende Schauspielchef Harald Demmer führte das Motto weiter aus und übertrug es auf den Spielplan insbesondere seiner Sparte. In den vergangenen zwei Jahren seien Selbstverständlichkeiten weggebrochen, daneben stünden die Grundlagen unseres Lebensstils, Wachstum und Bequemlichkeit, zur Disposition, so Demmer weiter. Es seien Veränderungen, Umbrüche nötig um eine tragfähige Zukunft zu gestalten. Und genau diese Fragen wolle man mit dem Spielplan aufgreifen.

Naturgemäß wird eine solche Programmatik, werden solche Fragestellungen in der Sparte Schauspiel explizit verhandelt. Etwa mit dem Blick in die Zukunft, den in der kommenden Spielzeit gleich mehrere Produktionen werfen wollen. Neben erwähntem Opener von Dawn King gehört das Stück der Else-Lasker-Schüler-Preisträgerin Ariane Koch „Die toten Freunde“ dazu (Uraufführung am 9. Dezember), das in einer sehr fernen Zukunft spielt, und natürlich der Aldous-Huxley-Klassiker „Schöne neue Welt“ (Premiere am 25. Mai 2023). Aber auch die Sparte Tanz will sich der „Suche nach nachhaltigen Veränderungen“ stellen, so Escanero.

Klassiker hoch im Kurs

Daneben bringt das Schauspiel bekannte Stoffe, neben dem „Woyzeck“ etwa Goethes „Faust“, den zuletzt der damalige Intendant Johannes Reitmeier 2007 bildgewaltig inszeniert hatte. Noch mehr legt die Sparte Musiktheater den Fokus auf Genreklassiker: Neben dem „Tannhäuser“ tauchen so Lehárs „Lustige Witwe“ auf (17. Dezember), die Verdi-Oper „Macbeth“ (28. Januar 2023) oder das Cole-Porter-Musical „Kiss Me Kate“ (6. Mai 2023).

Ein solider Spielplan also, der mit großen Namen und neuen Akzenten lockt, ohne ein größeres Risiko einzugehen. Schließlich gilt es, so Bezirksverbandschef Theo Wieder für den Träger des Hauses, nach zwei Pandemiejahren zunächst einmal das Publikum wiederzugewinnen. Und dazu taugt dann zugegeben eine „sichere Bank“ mehr als das Experiment. Zusätzliche Attraktivität sollen dem Haus ein neues Logo und eine neue Abostruktur verschaffen. Ersteres ist nun zwei- statt einzeilig, letztere umfasst neben den klassischen Abos auch einen „Mädelsabend“, der die Zielgruppe mit Cocktails, Prosecco auf Eis und dazu passenden Stücken erreichen will. Ein Aufbruch ist also sicherlich zu spüren am Pfalztheater, der hoffentlich nicht zu einem Einbruch, sondern zum erwarteten Umbruch in der dann folgenden Saison 2023/24 hinführt.

x