Kaiserslautern „So schön kann Oper sein“

Riesenapplaus für die Aufführung am Pfalztheater: vorne Marie Smolka und rechts Daniel Kim.
Riesenapplaus für die Aufführung am Pfalztheater: vorne Marie Smolka und rechts Daniel Kim.

„Mit diesem Stück werden sie das Haus bestimmt nicht leer kriegen“, bemerkte ein Besucher nach der Pfalztheater-Premiere am Samstagabend. Soll heißen, dass „La Cenerentola“, Gioacchino Rossinis vor gut 200 Jahren in Rom uraufgeführte und von Intendant Urs Häberli für das Pfalztheater neu inszenierte komische Oper zweifelsfrei das Zeug hat, auch über den Fastnachtsamstag hinaus zu begeistern.

Wenn wiederholter Szenenapplaus und anhaltender Beifall am Ende der nicht ganz dreistündigen Aufführung ein Gradmesser sind, dann hat der Intendant mit seiner Inszenierung eine Punktlandung geschafft. Die entspannten Mienen von Premierengästen samt manchem Schulterklopfen in der Pause sollten seine Premierenspannung da schon ein wenig gelockert haben. „So schön kann Oper sein“, sagte Wilfried Schröder. Es klang wie ein Stoßseufzer bei dem Theaterfreund, der, wie er selbst betonte, Inszenierungen des Hauses schon öfter kritisiert hat. Bei „La Cenerentola“ fand er „alles bestens“: toll gesungen“ und „sehr schön inszeniert“. Ingrid Parr hatte die Aufführung ebenfalls sehr gut gefallen: „Rossinis Musik ist sowieso mitreißend, und Urs Häberli inszeniert sowieso gut“, schickte sie voraus. Sie hob das komödiantische Talent der Sänger, allen voran von Wieland Satter hervor - mit seiner Stimme und im Auftreten ein großartiger Don Magnifico. „Traumhaft, richtig toll“, schwärmte Detlef Zühlke nach dem Schlussapplaus. Die Rossini-Oper hatte der Premierengast bereits in einer Pfalztheater-Inszenierung vor 20 Jahren gesehen, damals allerdings in einer sehr klassischen Variante. Sein Fazit: „Schöne Musik, die Inszenierung in Summe sehr schön gemacht.“ Irmtraud Haffner und Heide Schulz aus Wolfstein mit Heide Herdt aus Sembach hatten sich gemeinsam für die jüngste Pfalztheater-Premiere verabredet und einen schönen Abend erlebt: „Ein wunderbares Bühnenbild, tolle Inszenierung, die Sänger klasse und tolle Gags – vor allem wie der Prinz die Säge ausgepackt hat (und damit am Ende mit seiner jungen Braut in den Wald verschwindet).“ Die fantasievolle Inszenierung hatte eine aus dem Damentrio besonders begeistert. Ihr fielen sonst im warmen Theatersaal schon mal die Augen zu, gestand sie. Bei der „Cenerentola“ sei dies nicht der Fall gewesen. „Es war überhaupt nicht langweilig.“ Barbara Siefert hatte befürchtet, dass Rossinis komische Oper leicht in Klamauk abrutschen könnte; sie war froh, dass dies nicht der Fall war. „Die Musik ist sehr gut, die Inszenierung dem Stoff angemessen.“ Ausgesprochen gut gefallen hatte ihr von der Stimme her Gastsängerin Anna-Katharina Tonauer in der Rolle des Aschenputtels. Heiner Werth sprach von einer „beachtlichen Produktion“ und hob dabei das Dirigat des zweiten Kapellmeisters Anton Legkii hervor: „Er hat wohl monatelang mit der Partitur im Bett gelegen; da war jede Note blank poliert.“ Außergewöhnlich gut einstudiert, dabei nichts der Routine überlassen – so etwas erlebe man heute nur noch in mittleren Häusern, urteilte der Musikkenner. Diese Finesse, dieses inszenatorische Handwerk hätte er Urs Häberli nicht zugetraut, räumte er ein. In dieser Form – als Beispiel nannte er eine Szene im letzten Bild, in der die Protagonisten im Halbkreis sitzend versuchen, mit ihrer Situation klar zu kommen – sei die Inszenierung ganz großartig. Vor allem nicht „übergagt“ und mit sehr guter Lichtregie. Bei der Premierenfeier nannte Chefdramaturg Andreas Bronkalla die Inszenierung des Intendanten einen „langen, strahlenden Lichtschein in einem langen kalten Winter“, dazu ideal für eine Premiere am Fastnachtssamstag. Entsprechend dem Spielzeitmotto („Wertvoll“) habe sich in dem Stück das Wahre und Gute gegen den schönen Schein durchgesetzt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Intendanten bat Bronkalla mit Vertretern der Werkstätten und des Ensembles auch den kompletten Herrenchor zum Applaus durch das Publikum auf die Bühne. Dem koreanischen Tenor Daniel Kim bescheinigte er, in der Rolle des Prinzen an diesem Abend „Gold gewonnen“ zu haben. KULTUR

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