Kaiserslautern Schluss mit Kindergarten

Kabarettist Wolfgang Marschall hatte als Sohn eines Ingenieurs und einer gelernten Bankkauffrau einen angenehmen Start ins Leben: An die Kindergartenzeit „Am Hahnenbalz“ hat er beste Erinnerungen. Noch heute pflegt er Freundschaften mit ehemaligen Kindergartenkindern. Dagegen hätte ihn die Schulzeit fast traumatisiert, denn sein erster Lehrer war laut Marschall ein „Restbestand alter Nazigarde“. Er habe sadistische Neigungen gehabt und den Rohrstock als Erziehungsmittel „kultiviert“. Marschall blieb jedoch bis auf wenige Übergriffe verschont, weil „gravierende Missstände“ die Eltern alarmierten und der als Konrektor der Goetheschule bekannte Opa auch viel Respekt einflößte. Außerdem konnte Marschall schon vor seiner Einschulung lesen und lernte gern und leicht. An sein erstes Buch erinnert er sich noch, es war „Der Ölprinz“ von Karl May. Auf der Pestalozzi-Grundschule zeigten sich zunehmend Marschalls Sehprobleme, die den Lehrer in Rage brachten – und der kleine Wolfgang erbrach sich morgens oft aus Angst. Von ersten guten Bewertungen weiß er noch, an den ersten Schultag erinnert er sich aber nur vage – außer an die weiße Schultüte mit aufgeklebten Märchenfiguren. (rhe) Ihr Lebensweg hat sich schon nach wenigen Schultagen abgezeichnet: Deutsch war von Anfang an das Lieblingsfach der Otterbacher Autorin Heike Abidi. „Aufsätze schreiben, das war meins“, erinnert sie sich noch gut, auch Fremdsprachen lagen ihr später. In Hoppstädten-Weiersbach im Landkreis Birkenfeld wurde Abidi 1972 eingeschult, erst nach dem Studium kam sie nach Otterbach. Den ersten Schultag konnte sie kaum abwarten: „Ich bin Ende November geboren und hätte schon ein Jahr früher – mit fünf Jahren – eingeschult werden können, doch meine Eltern wollten mir noch Zeit zum Spielen geben“, weiß sie noch ganz genau. „Ich verstand das damals gar nicht, ich wollte lieber heute als morgen in die Schule.“ Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht, sie hat die Schule gerne besucht. Während Sport und Naturwissenschaften ihr weniger Spaß machten, hat sie schon in der ersten Klasse, kaum dass sie lesen konnte, Bücher verschlungen. „Als ich wegen einer Blinddarm-OP ins Krankenhaus musste, war das für mich wie im Paradies: Ich durfte eine Woche im Bett bleiben und die ganze Zeit Bücher lesen! Und keiner drängte, dass ich mal rausgehen sollte.“ (gzi) Oberbürgermeister Klaus Weichel wurde im Jahr 1962 eingeschult. Das weiß er noch genau, weil diese Zahl auf dem Einschulungsfoto zu sehen ist. An mehr vom ersten Schultag kann er sich aber nicht erinnern. Nur daran, dass seine Zuckertüte eine Mogelpackung war: Ganz oben enthielt sie zwar eine dünne Schicht Süßigkeiten, der Rest war jedoch mit zerknülltem Papier ausgefüllt. „Ich musste nicht besonders tief graben, um ans Ende des Süßkrams zu gelangen“, sagt er. Weichel ging auf die Pestalozzi-Schule, die damals noch Christliche Simultanschule Pestalozzi hieß. „Ich kann mich gut daran erinnern, dass hinter der Schule nur noch das Haus des Oberbürgermeisters Sommer kam und dann gleich der Pfälzerwald.“ Den fand der kleine Klaus ziemlich düster und unheimlich. Trotzdem ging er die „halbe Weltreise“ von der Zollamtstraße zur Schule jeden Morgen tapfer an – und zwar zu Fuß, wie es sich seinerzeit gehörte. Erinnern kann Weichel sich außerdem noch an einen Lehrer namens Müller, den er sehr mochte. Ob er ein guter und fleißiger Schüler war, kann er nicht mehr genau sagen, versichert aber: „Es liegen keine Beschwerden vor.“ (yns) 1. August 1974. Bei der TSG-Präsidentin Beate Kimmel kommt die Antwort auf die Frage nach dem Einschulungsdatum wie aus der Pistole geschossen. Sie weiß das genau. Und sie kann sich noch gut daran erinnern, dass der Tag der Einschulung für sie eine große Sache war, ein absoluter Höhepunkt. „Endlich kein Kindergartenkind mehr“, sagt sie. Das war wichtig, denn bei fünf älteren Geschwistern hat man einen schweren Stand, wenn man als Einziger noch nicht auf der Schule ist. Am ersten Schultag war die Zuckertüte für Kimmel von besonderer Bedeutung: Sie hatte schon dem größeren Bruder Johannes bei seiner Einschulung gute Dienste geleistet. Das störte die kleine Beate aber nicht, sondern sie war extrem stolz darauf: „Ich habe ihn schon immer bewundert.“ Der Inhalt des knallgelben Wunderwerks? Neben Stiften und Spielzeug eine Menge Süßkram für das Nesthäkchen, das eine notorische Naschkatze war. Nachdem Kimmel dem ersten Schultag lange entgegengefiebert hatte, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie eine gute Schülerin war und es geliebt hat, zur Grundschule zu gehen. „Später mag sich das geändert haben“, schmunzelt sie. „Aber die Grundschule fand ich super.“ (yns) „Das kam mir alles nicht ganz geheuer vor.“ Wie der erste Schultag im Ganzen ablief, weiß Andreas Alter, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn, zwar heute nicht mehr so genau. Doch die Spannung, die sich vor diesem großen Tag im Jahr 1964 aufbaute und sich im Laufe des Vormittags durch den ungewohnten Ranzen auf dem Rücken und die riesige Schultüte noch verstärkte, ist ihm gut in Erinnerung geblieben. Erst nachdem die offiziellen Reden gehalten waren und die Kinder die Süßigkeiten aus den Schultüten nehmen durften, „fiel die Anspannung mit einem Mal von mir ab“. Als die Abc-Schützen anschließend noch ihr neues zweites Zuhause, die Grundschule im Wormser Stadtteil Neuhausen, besichtigen durften, hatte das ungewohnt Neue seinen Schrecken endgültig verloren. „Alles, was mit Natur zu tun hatte – Biologie, Erdkunde, auch Geschichte –, hat mir Spaß gemacht“, berichtet der Neuhemsbacher, der vor seiner Ernennung zum Bürgermeister als Förster tätig war. „Als Natur- und Tierliebhaber wollte ich am liebsten Grzimek ablösen“, schmunzelt er. Pflichtbewusstsein hat er schon damals gezeigt: Auch wenn er nicht jeden Tag völlig erpicht auf die Schule war – zum Beispiel beim Matheunterricht –, hat er keine einzige Stunde geschwänzt, betont er. (gzi) „Oh, das ist schon lange her“, erinnert sich FCK-Trainer Kosta Runjaic nur noch dunkel an seinen ersten Schultag. Was sich in seiner Schultüte befand, weiß er aber noch: „Die üblichen Süßigkeiten waren auf jeden Fall drin und ich meine, auch etwas zum Spielen.“ Wie für andere Schulanfänger, war die Einschulung für ihn ein aufregender Moment. „Es war ja alles neu, viele Klassenkameraden, die man noch nie gesehen hatte.“ Auf seine Schulzeit blickt der heutige Cheftrainer des FCK gerne zurück: „Auf jeden Fall habe ich sehr viele positive Erinnerungen. Ich hab’ immer gern Neues gelernt. Sport hat mir natürlich auch damals schon großen Spaß gemacht, auch wenn nicht nur Fußball auf dem Stundenplan stand.“ Den heutigen Schulanfängern wünscht er eine gute Klassengemeinschaft: „Helft vor allem denen, die noch etwas schüchtern sind, damit die sich auch wohlfühlen.“ Dann fügt er noch schmunzelnd an: „Ich wünsche den Schülern natürlich auch Lehrer, die den Unterrichtsstoff so aufbereiten, dass Lernen richtig Spaß macht.“ (wese) Was vor einigen Jahren wieder groß in Mode kam, kennt Sabine Günther, Leiterin der Stadtgärtnerei Landstuhl, aus ihrer Kindheit nur allzu gut: „Ahoi-Brause, Armbänder mit Zuckerperlen und Lutschmuscheln“ fand sie in ihrer Schultüte, neben den obligatorischen Schreibutensilien. In der Stiftswaldschule in Kaiserslautern am Volkspark begann sie 1973 ihre Schullaufbahn. Und nach Schulschluss stürzte sie sich voller Freude in den „Fidibus“, den Bus des Stadtjugendamts, der mit einem Spiel- und Bastelangebot für die Kinder an verschiedenen Stationen in der Stadt aufwartete. Für den ersten Schultag wurde sie in das blaue Sonntagskleidchen gesteckt und musste noch mal zum Friseur, „deshalb sehe ich auf dem Foto auch eher aus wie ein Junge“. Doch mit den klassischen Mädchenbeschäftigungen hatte die Gärtnermeisterin eh nicht so viel am Hut: Statt im Handarbeitsunterricht Stricken und Nähen zu lernen, wollte sie viel lieber zum Werken – und war eines der ersten Mädchen dort. Sehr gut erinnert sie sich auch an Pater Anton in der brauen Kutte und die stets lustigen Religionsstunden. (gzi)

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