Kaiserslautern Rudelsingen im besten Sinne

Eine energiegeladene Mischung bekannter Hits, interpretiert von Profimusikern der Band Pop History, hintergründige Informationen zu Inhalten oder Entstehung von Songs und die effektvolle visuelle Bildgestaltung zu jedem Titel: Das war das vielschichtige Rezept für ein ausverkauftes Haus im SWR-Studio am Freitagabend.

Ein fassungsloser Hausmeister im Blaumann flaniert um die „langhoorische Kerle, die nix schaffe, nur Urwaldmusik mache … und die Frauen kriege se aa noch!“ Dazu spielt die Band vor einer Leinwand aus einem Turm alter TV-Flimmerkästen das lässige „Money For Nothing“. So beginnt ein unterhaltsam-abwechslungsreicher Abend, der viele Facetten und überraschende Momente enthalten wird. Der Musikredakteur Werner Köhler plaudert aus dem „Nähkästchen“, moderiert und hält den musikalischen Faden in der Hand. Keineswegs geht es dabei nur um eitlen Sonnenschein. Schreckliche Dinge ins Erträgliche übersetzen, um etwa die Gründe einer Amokläuferin zu thematisieren („I don’t like Mondays“), das ist bedrückend und überzeugend. Für erleichtertes Aufatmen und ein helles Strahlen im finsteren Saal sorgt die fulminante, kraftvolle Gesangsleistung von Stefanie Nerpel zu „Total Eclipse Of My Heart“. Wer hätte Don McLean und Vincent Van Gogh miteinander in Verbindung gebracht? Zu der stimmlich passenden Klangfarbe (Uwe Grau) fliegen die künstlerischen Farbtöne als Bildsequenzen auf die Leinwand. Musik und Malerei sind also verwandt. Begeisterung allenthalben. Turbulente Leidenschaften sowie Irrungen und Wirrungen der Beziehung Mann/Frau sind Thema von „Go Your Own Way“ (Fleetwood Mac). Andere Stücke sind infolge Machtgerangels unter den Bandmitgliedern (Pink Floyd) entstanden. Ein typischer Frauensong („Private Dancer“), geschrieben vom Gitarristen der Dire Straits, sollte in der Schublade verschwinden, fand aber dann den Weg auf ein Album von Tina Turner. Sängerin Stefanie Nerpel meistert diese mit großem Tonumfang versehene Nummer, bis sie im Verlauf des Songs in ihrer Wohlfühl-Tonlage schier zu explodieren scheint. Wow! Später sollte sie mit „Black Velvet“ auch zeigen, wie eine stilechte Rock-Röhre klingt. Reichlich packend-theatralisch und mit szenischen Darstellungen gespickt ist der vieldeutige Schrei nach Liebe „Jeanny“ von Falco. Eine ganz wunderbare interpretatorische Leistung von Peter Kühn und Gesprächsstoff für die verdiente Pause. Danach wird der musikalische Faden wieder aufgenommen: Mozart spaziert parlierend über die Bühne, bevor zu gemeinschaftlichen „Amadeus-Amadeus-Gesängen“ der Saal gerockt wird – Schenkelgeklopfe und Rudelsingen in bestem Sinne. Die solide agierende Band beherrscht ihr Handwerk, der Sound ist überzeugend, das Arrangement hin und wieder leicht abgeändert. Für sie scheint es ein Leichtes, zwischen Balladen und Rock ’n’ Roll und Pop zu wechseln. Gerade auch die eingestreuten solistischen Titel setzen Akzente. Bei dem eindringlichen „You Are So Beautiful“ geht ein Raunen durch das Publikum. Sehr, sehr nah am Original lässt der melancholische „Piano Man“ (Billy Joel) seine Erkenntnisse erklingen (Uwe Grau). Hier kann auch Sängerin Helen Forster ihre Stimme gekonnt präsentieren, und zu „Highway To Hell“ wirbeln die Ladies ihre langen Haare zum Rhythmus. Das Publikum steht drauf und steht fortan. Gemeinsam mit den Protagonisten wird lautstark gesungen (Tote Hosen, Beatles). Und zum guten Schluss bringt die gesamte Band mit dem A-cappella-Vortrag von „Caravan Of Love“ einen Vorgeschmack auf das geplante „Public-Singing“ des SWR 1-Teams.

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