Kaiserslautern Romeo und Julia privat

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Es war William Shakespeare, der Romeo und Julia als bekanntestes Liebespaar in der Weltliteratur verewigte. Das war 1596. Seither gab es unzählige Menschen, die den Stoff bearbeiteten und andere mehr, die ihn auf Bühnen rund um den Globus darstellten. Beispielsweise 1935/36 vertont von Sergei Prokofjew, beispielsweise 2016 getanzt vom Pfalztheaterballett. Wie es ist, in derartig prominente Titelrollen zu schlüpfen, erzählen die beiden Gasttänzer Risa Yamamoto und Ermanno Sbezzo.

Risa Yamamoto ist gebürtige Japanerin. Seit gut zehn Jahren lebt und arbeitet sie in Deutschland. Zuletzt in Pforzheim, wo sie 2012 dem Italiener Ermanno Sbezzo begegnete und somit beide bereits unter Choreograph James Sutherland tanzten. Und so kamen sie wegen dessen Ernennung zum „Choreographer in Residence“ zu dritt nach Kaiserslautern. Apropos Lautern. Nachgefragt, wann ihnen diese Stadt erstmals namentlich zu Ohren gekommen sei, erzählt Yamamoto spontan vom historischen Ereignis des WM-Sommers 2006, an dem ihre Landsleute hier eines ihrer Fußballspiele absolvierten. Und nun sind sie ebenfalls hier: zweieinhalb Monate Proben, dann die Premiere (wir berichteten mehrfach), danach folgten vier Vorstellungen und nun stehen weitere acht aus bis Mitte Juli. Das heißt, die Maschinerie einer Produktion rotiert mittlerweile (fast) routiniert. Doch der Lohn, der klingt jedes Mal neu: neue Besucher applaudieren neu. Angefangen hatte ihre Lauterer Episode lange zuvor. Damals, als angefragt wurde. Yamamoto: „Ich musste keine Sekunde nachdenken. So schnell sagte ich ,Ja’. Plötzlich war meine Wunschrolle zu mir gekommen.“ Sbezzo dagegen schwankte erst. Er sei „happy“ und gleichzeitig „worry“ gewesen, weil er sich mehr als Musicaltänzer in akrobatischen Aktionen sah. So eine poetisch literarische Rolle? Heute weiß er: „Es war mein erstes Solo und dann gleich Romeo – ich nahm es als Herausforderung an, und es ging besser als gedacht.“ Überhaupt lief alles bestens. Auch alle anderen Aspekte eines (für beide erstmaligen) Gastauftrittes. Beide erlebten eine Pfalztheater-Compagnie, die sie willkommen hieß und half, wo immer nötig. Und so zeichnet sich die Lauterer Produktion nicht nur durch den mittlerweile festen Begriff des „Sutherland-Stils“ aus. Vielmehr seien es auch die „schönen Darsteller“, will heißen, ein verinnerlichtes Miteinander der 13 Tänzer zur „großartigen Musik Prokofjews“. Geht es doch um puristische Körpersprache, interpretiert im Reduzieren kommunikativer Wesenszüge. Und so antworten sie nach Lieblingsszenen mit minimalistischen Szenen: Sbezzo berührt am meisten die einsame Julia, die gerade Gift schluckte und halluziniert. Yamamoto dagegen liebt die Balkonszene, in der beide aufeinander zugehen, sie jedoch – kindlich scheu – ohne ihm zu berühren ausweicht. Überhaupt nennt Yamamoto den Reifeprozess als einen mehrerer Gründe, welche Shakespeares Geschichte wohl so unsterblich werden ließ: „Die 13-Jährige stößt zwar jedes Ereignis an, wird jedoch erst durch Romeo erwachsen.“ Jeder, so meinen beide, sollte einmal im Leben Romeo und Julia gesehen haben. Das Stück ziehe magisch an. Was da innerhalb von fünf Tagen an Verlieben und Lieben bis zum Sterben zweier junger Menschen passiere und mit dem Versöhnen deren verfeindeter Herkunftsfamilien ende, beinhalte alle menschlichen Emotionen. Und weil die packend modern getanzte Sutherland-Version die Aufführungsdauer von gut zweieinhalb Stunden wie im Flug erscheinen lässt und ein sympathisches Titelpaar künstlerisch versiert auftritt, empfiehlt sich ein Besuch unbedingt. Termine Am 12. und 20. April, 20. Juni sowie 8. und 15 . Juli, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am 12. Juni um 15 Uhr; Karten an der Theaterkasse, 0631/3675-209, und über www.pfalztheater.de.

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