RHEINPFALZ-Sportlerwahl Randgeschichten und Folgen einer besonderen Ehrung

Haben nicht damit gerechnet, dass sie gewinnen und freuten sich riesig über die Auszeichnung als Mannschaft des Jahres: die Fußb
Haben nicht damit gerechnet, dass sie gewinnen und freuten sich riesig über die Auszeichnung als Mannschaft des Jahres: die Fußballfrauen des SC Siegelbach, die Jackett trugen.

So etwas gab es bei der RHEINPFALZ-Sportlerehrung in der Form noch nie, dass jeder Sportler dem anderen den Sieg so gönnte. Und dass am Ende gemeinsame Pläne geschmiedet wurden. Wie die von einem ungewöhnlichen Freundschaftsspiel, für das sich spontan ein Pokalsponsor fand.

So laut wie bei der Sportlerehrung der RHEINPFALZ Kaiserslautern ging es im Deutschordensaal der Sparkasse wahrscheinlich selten zu. Aber die Überraschung und die Freude musste einfach raus, als die Fußballfrauen des SC Siegelbach erfuhren, dass sie den Titel Mannschaft des Jahres 2023 gewonnen hatten. Und als sie nach vorne gerufen wurden, applaudierten und johlten die anderen Teams so laut, dass klar war, dass sie sich einfach für sie mitfreuten.

Und dann kam es plötzlich, das Angebot aus den Zuschauerreihen. Einer der Katzweiler Spieler brüllte es einfach nach vorn: „Wir machen ein Freundschaftsspiel!“ Und die Idee schlug sofort Wellen. Hartmut Rohden, Vorstandsmitglied der Sparkasse, und Jan Deubig, Chef der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern, die die Geldpreise an die drei Erstplatzierten überreichten, boten spontan an, einen Pokal zu sponsern.

Applaus für die Siegerin: Peggy Zimmermann, Triathletin des 1. FC Kaiserslautern, landete mit weitem Vorsprung oben auf dem Pode
Applaus für die Siegerin: Peggy Zimmermann, Triathletin des 1. FC Kaiserslautern, landete mit weitem Vorsprung oben auf dem Podest als Sportlerin des Jahres 2023. Begleitet von viel Beifall schritt sie zur Bühne.

15.000 Flyer verteilt

Die Fußballherren gönnten ihren künftigen Pokalgegnern den Titel. Auch wenn sie alles getan hatten, um den Sieg zu holen. Sie hatten 15.000 Flyer drucken lassen. „Wir haben dann gemerkt, dass unsere Verbandsgemeinde nur 6000, 7000 Haushalte hat. Dann haben wir die Kreise halt ausgedehnt, sind bis nach Olsbrücken und Wolfstein gelaufen“, schildert Trainer Alexander Gauch, wie er und seine Jungs Werbung für die Sportlerwahl machten. Am Ende stand er vorne, wusste, dass sein Team den zweiten Platz gemacht hatte, hinter Siegelbach, und es sprudelte einfach aus ihm raus: „Wir sind wahnsinnig stolz, dass wir im Kreise zwischen Deutschen Meistern, Europameistern und Weltmeister stehen. Wir bereiten uns gerade vor auf das Kreispokalfinale gegen Finkenbach“, erklärte er bescheiden und rührte die Werbetrommel: „Also wer noch nichts vorhat ...“ Er sprach noch etwas aus, was auch viele andere sagten oder dachten: „Wir können nur den Hut vor der sportlichen Leistung von euch allen ziehen. Alle haben die Nominierung und den Sieg verdient.“

Doch selbst die Sieger gaben sich bescheiden. Die Siegelbacher Frauen sagten, sie hätten nie mit dem Sieg gerechnet und auf Katzweiler getippt. „Für uns war es schon eine Ehre, dass wir bei den fünf Nominierten dabei sein durften“, sagte Lena Zimmermann.

In Mannschaftskleidung: Die Hockeyherren der TSG mit roten Hosenträgern, Fliege und weißen Hemden.
In Mannschaftskleidung: Die Hockeyherren der TSG mit roten Hosenträgern, Fliege und weißen Hemden.

Per Handy vom Sieg erfahren

Ein paar Sportler waren zwar bei den Nominierten dabei, konnten aber nicht bei der Ehrung dabei sein, weil sie in der Welt unterwegs waren. Wie Niklas Märkl, der sich die Schlüsselstellen des legendären Radrennens Paris - Roubaix anschaute, wo er am Sonntag startet. Er schickte seine Eltern zur Ehrung, die ihm gleich per Handy mitteilten, dass er die Wahl gewonnen hat. „Wir haben nie damit gerechnet“, gestand sein Vater, der sich aber genauso freute wie der Radprofi und der Rest der Familie. Und es klang schon ein bisschen Stolz mit, als er erzählte, dass der Queidersbacher „tatsächlich in diesem Jahr bei der Tour de France starten könnte“ und dass er auch bei der Deutschlandtour dabei sein werde.

Der Zweitplatzierte der Sportlerwahl, Profiboxer Michael Seitz aus Kaiserslautern, schickte eine Videobotschaft aus Teneriffa, wo er gerade im Trainingslager ist, und machte eine Kampfansage: „Ich will 2024 Weltmeister werden.“

Mit grüner Fliege, Schal, weißem Hemd und weißen Sneakers: die Fußballer des SV Katzweiler.
Mit grüner Fliege, Schal, weißem Hemd und weißen Sneakers: die Fußballer des SV Katzweiler.

Unerwartet auf dem Treppchen

Hans-Joachim Berberich, der Dritte der Sportlerwahl, war völlig perplex, dass er auf dem Treppchen stand. „Es war für mich schon eine Ehre, überhaupt nominiert zu sein“, sagte er.

Triathletin Peggy Zimmermann, die beim Ironman auf Hawaii gefinisht hatte, musste auch erst einmal registrieren, dass sie gewonnen hatte und wie viele Stimmen sie gesammelt hatte. Mit 1364 lag sie weit vor allen anderen Teilnehmern. „Da hat auch ein bisschen der Verein geholfen“, meint sie bescheiden und verweist darauf, dass der FCK, für den sie startet, schließlich auch Werbung für die Wahl gemacht habe. Als sie dann aber auf der Bühne stand und von ihrem Sport schwärmte, war zu spüren, wie sie für ihr Hobby brennt. Und was sie daran liebt. Unter anderem, dass es im Triathlon darum geht, die Energie im Laufe der Abfolge der drei Disziplinen richtig einzuteilen. „Man hat eine Sanduhr, nämlich Körner. Und man muss klug handeln und klug einteilen, damit die Körner bis zum Schluss reichen.“ Ihr Sport sei für sie „ein wunderbarer Lehrer, auch für das Leben“, sagt sie und schildert, wie er ihr zum Beispiel helfe, geduldig zu sein, wenn etwas nicht sofort klappt, weil sie gelernt habe, dass irgendwann der richtige Zeitpunkt kommt, an dem es plötzlich klappt.

Die Geschenke-Überreicher: ZAK-Chef Jan Deubig, der Kaiserslauterer Lokalchef der RHEINPFALZ Christian Clemens und Hartmut Rohde
Die Geschenke-Überreicher: ZAK-Chef Jan Deubig, der Kaiserslauterer Lokalchef der RHEINPFALZ Christian Clemens und Hartmut Rohden, Vorstandsmitglied der Sparkasse (von links).

Die Idee vom Freundschaftsspiel wurde im Laufe des Abends munter weitergesponnen. Die Teams tauschten Nummern aus, wollen einen Termin vereinbaren. Und es ist noch ein zweites Freundschaftsspiel in Planung: Der SV Katzweiler spielt gegen die Hockeyherren der TSG Kaiserslautern. „Eine Halbzeit Fußball und eine Hockey“, erläutert Fußballtrainer Andreas Gauch die Pläne, die er von der Ehrung mitnahm.

Souverän trotz ihrer Aufregung präsentierte sich die 13-jährige Fechterin Fainne Howard am Mikro des stellvertretenden Chefredak
Souverän trotz ihrer Aufregung präsentierte sich die 13-jährige Fechterin Fainne Howard am Mikro des stellvertretenden Chefredakteurs Uwe Renners.

Und dann war da noch ...

... Peggy Zimmermann, die nicht glauben konnte, dass sie bei der Sportlerwahl gewonnen hatte. „Mit dem Sieg hatte ich gar nicht gerechnet, ich dachte, ich bin dafür zu alt“, sagte die Frau, die mit 50 den Ironman auf Hawaii gefinisht hatte.

... der Dresscode der Hockeyherren der TSG Kaiserslautern. „Die Vorgabe war weißes Hemd und Jeans“, berichten Niklas Schwindt und Marcel Fath, amüsiert vom Clou des Trainers, der für die gesamte Mannschaft rote Binder und Hosenträger besorgt hatte und damit erst unmittelbar vor dem Einzug zur Ehrungsveranstaltung rausgerückt war. Dass die Katzweiler Fußballer mit gleichen Accessoires in Grün aufgelaufen waren, war für die beiden ein gelungener Zufall.

Sprach auf der Bühne offen darüber, wie ihr auch an der Schießlinie mit Vorurteilen begegnet wird: Bogenschützin Ines Krehbiel v
Sprach auf der Bühne offen darüber, wie ihr auch an der Schießlinie mit Vorurteilen begegnet wird: Bogenschützin Ines Krehbiel vom SV Schopp.

... die Sache mit dem Trainer der Fußballfrauen des SC Siegelbach, der erst mal noch fehlte, als sie am Deutschordensaal ankamen. Beim Bühnenauftritt zur Ehrung bestanden die Mädels dann aber darauf, dass der noch pünktlich erschienene Coach zu ihnen nach vorne kam.

... Ines Krehbiel, die in den letzten Wochen einen Bogen-Marathon hinter sich gebracht hat, als Sportlerin und Organisatorin. Die Bogenschützin des SV Schopp war bei der Deutschen Meisterschaft, die Ligarunde ging zu Ende und in Schopp wurde die Landesmeisterschaft der Para-Sportler im Bogenschießen ausgerichtet. „Bis gestern war ich einfach nur platt“, erzählt sie davon, dass sie sich nun auf die Freilandsaison freut, die am Freitag direkt nach der Ehrung gestartet ist.

Begegnung am Rande: Fechttrainer Johannes Krieger-Kettering und die ehemalige TSG-Fechterin Heidemarie Kratzenberg.
Begegnung am Rande: Fechttrainer Johannes Krieger-Kettering und die ehemalige TSG-Fechterin Heidemarie Kratzenberg.

... Tessa Dietrich, die im Target Sprint keine Pause kennt und es gewohnt ist, rasend schnell vom Lauf zum Schießen und wieder in den Lauf zu wechseln. So läuft auch ihr Alltag. Am Tag nach der Sportlerehrung ging es für die Schülerin der Klasse 11 am Ramsteiner Gymnasium, nach vier Schulstunden, direkt nach Dortmund zur ersten Trophy des Jahres, wo sie im Einzel zum ersten Mal in der Juniorenklasse startet. Nach Dortmund geht es genauso rasant von Wettkampf zu Wettkampf weiter, bevor im Sommer die Weltmeisterschaft in Dingolfing ansteht.

... Thilo Vollrath vom Kaiserslauterer Schwimmsportklub KSK, der als Vater und Vereinsvorsitzender das erfolgreiche Synchronschwimmerpaar Darleen Coressel und Lukas Vollrath vertrat und der sich zum Synchronschwimmen bekannte. „Das macht schon Laune“, sagte er über den Sport, mit dem die Beiden, die mittlerweile auch privat ein Paar sind, quasi von Null auf Hundert in der Kategorie Mixed Duett bis zu DM-Bronze im Wasser waren. Zum Zeitpunkt der Ehrung entspannten sie „zwischen Prüfungen und Semesterbeginn“ gemeinsam in Spanien.

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... Kim Herzog, der Ausnahme Taekwondo-Sportler, mit zahlreichen Weltmeistertiteln, der ebenfalls nicht dabei sein konnte und sich von seiner Tochter Zoé vertreten ließ. „Ich bin super stolz auf Papa“, sagte Zoé, selbst schon mit Weltmeistertiteln in dieser Sportart ausgezeichnet.

... Julian Hadizadeh, Karatekämpfer vom Budokan Kaiserslautern, der sich bei der DM in der Kata beweisen und dem Bundestrainer für die Weltmeisterschaft empfehlen will. Für ihn war allein schon die Nominierung zur Wahl in einer nicht olympischen Disziplin eine Ehre.

... die 13-jährige Fainne Howard, erfolgreiche TSG-Fechterin, deren Aufregung nicht hätte größer sein können. „Ich bin schon arg nervös“, gestand sie kurz bevor sie auf die Bühne ging, um sich dem Mikrofon des Moderators zu stellen. Mit einem Florett in der Hand auf der Fechtbahn fühlt sie sich viel wohler, weiß auch ihre Mama, die mindestens genauso nervös war wie ihre Tochter. Und dann ging das Mädel hoch, plauderte souverän ins Mikro, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Die Mama und auch ihr Papa kannten ihre eher schüchterne Fainne nicht wieder und waren einfach nur stolz.

... Heidemarie Kratzenberg, 79-jährige ehemalige Fechterin der TSG Kaiserslautern, die als ehemalige Nominierte der ersten Sportlerwahl 1977 Ehrengast war. Johannes Krieger-Kettering, Fainne Howards Trainer, freute sich auf sie besonders, brachte ihr Blumen mit und lud sie ein, wieder bei der TSG vorbeizuschauen, Fainne ein paar Tipps zu geben und zu erzählen, wie früher trainiert wurde.

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