Kaiserslautern Rütschhofstraße: Bei Sperrung gegen die Meinungen auseinander

Die Rütschhofstraße soll für einen Verkehrsversuch an Wochenenden für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Die Einmündung
Die Rütschhofstraße soll für einen Verkehrsversuch an Wochenenden für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Die Einmündung in die Erzhütter Straße bleibt für Radfahrer aber gefährlich.

Die Rütschhofstraße soll zu einer „unechten Fahrradstraße“ werden. Radfahrer genießen dann Vorrang vor dem motorisierten Verkehr. Der soll an Wochenenden sogar komplett ausgesperrt werden – zumindest für den Versuchszeitraum von einem halben Jahr. Der Bauausschuss stimmte mit knapper Mehrheit dafür, im Ortsbeirat fühlt man sich übergangen.

Die Rütschhofstraße ist Teil des Lautertal-Radweges und der Bachbahn-Pendlerradroute, die den Alltagsradverkehr unter anderem zwischen Weilerbach und Kaiserslautern stärken soll. Im September wurde ein saniertes Stück des Radweges zwischen Otterbach und dem Kreuzhof eingeweiht. Daran schließt die Rütschhofstraße an, die durch die Ertüchtigung des Radweges künftig wohl noch stärker von Radfahrern genutzt wird.

Verkehrssituation ändert sich kaum

Wie Julia Bingeser, Radverkehrsbeauftragte der Stadt, im Bauausschuss erläuterte, ist die Rütschhofstraße schon jetzt vom Lautertal her der wichtigste Einfahrtsweg des Radverkehrs in die Stadt. Bereits 2020 hat die Straße eine intelligente Straßenbeleuchtung erhalten, um die Sicherheit zu erhöhen. Nun soll sie als „unechte“ Fahrradstraße ausgewiesen werden, in der im Gegensatz zu einer „echten“ Fahrradstraße weiterhin motorisierter Verkehr zugelassen ist. Radfahrer genießen jedoch Vorrang, dürfen nebeneinander fahren und weder behindert noch gefährdet werden. In der Straße gilt Tempo 30. Außerdem erfolgt eine deutliche Markierung und Beschilderung als Fahrradstraße. An der Verkehrssituation werde sich dadurch nicht allzu viel ändern. „Tempo 30 haben wir bereits, und das Überholen ist aufgrund der geringen Straßenbreite jetzt schon an fast keiner Stelle konform zur Straßenverkehrsordnung“, so die Radverkehrsbeauftragte.

Während die Entscheidung für die Fahrradstraße im Bauausschuss einstimmig fiel, gingen die Meinungen zum Verkehrsversuch auseinander. Der sieht vor, die Straße für mindestens sechs Monate jeweils von Freitag, 14 Uhr, bis Montag, 6.30 Uhr, für den motorisierten Verkehr zu sperren. Die Sperrung, von der Freizeitradler und Familien mit Kindern profitierten, könnte entweder an der Einfahrt von der Kreuzhof- oder der Erzhütter Straße bei der Stadtentwässerung erfolgen. So bliebe der Durchgangsverkehr draußen, Anlieger, etwa die Fußpflegepraxis, die auf halbem Weg liegt, wären aber noch erreichbar. Die Stadtentwässerung würde bei der Sperrung helfen, so Bingeser. So ließen sich die Auswirkungen einer Sperrung untersuchen, während die Öffnung unter der Woche die Straßen im Stadtteil und die Berufspendler entlaste. Über das städtische Geoportal könnte sich die Öffentlichkeit beteiligen. Verkehrszählungen sollen zudem helfen, die Auswirkungen der Sperrung mit Unterstützung der Technischen Universität auszuwerten und womöglich eine dauerhafte Regelung vorzuschlagen.

Ortsbeirat gegen Sperrung, aber für Radstraße

Volker Barth, Mitglied im Ortsbeirat Erzhütten/Wiesenthalerhof, betonte im Ausschuss, der Beirat habe die Ausweisung der Fahrradstraße unterstützt, die Sperrung aber nach langer Diskussion klar abgelehnt. Daher warb er dafür, diesem Votum zu folgen. „Ich fahre die Strecke seit drei Jahren. Es gab nicht eine Situation, in der es für mich als Radfahrer gefährlich war“, so Barth. Das hob auch Ortsvorsteher Thorsten Peermann gegenüber der RHEINPFALZ hervor: „Wir setzen auf ein Miteinander der Verkehrsteilnehmer.“ Daher sei man für die Radstraße, habe mit Blick auf die Anlieger und die Verkehrsbelastung im Ortsteil aber gegen den Verkehrsversuch gestimmt. Es gebe die Sorge, dass die Straße anschließend komplett gesperrt werde. Sie sei aber insbesondere für die Bürger des Wiesenthalerhofes eine wichtige Zufahrt. Zumal die Einmündung in die Erzhütter Straße für Radfahrer viel gefährlicher sei. An einer Lösung für den Bereich „Grüner Winkel“ arbeitet die Stadt.

Umweg kostet rund zweieinhalb Minuten

Wie Bingeser im Ausschuss erläuterte, wurde in einer Bachelorarbeit an der Technischen Universität ermittelt, dass Autofahrer durch eine Sperrung der Rütschhofstraße einen durchschnittlichen Umweg von 1,75 Kilometern und zweieinhalb Minuten in Kauf nehmen müssten. Dadurch steige der CO2-Ausstoß. Doch schon wenn zehn Prozent der Fahrten entfielen oder mit dem Rad erledigt würden, falle der CO2-Ausstoß geringer aus als im Ist-Zustand.

„Wir sollten es wenigstens versuchen, sonst werden wir den Radverkehrsanteil nie signifikant erhöhen“, warb Beigeordneter Peter Kiefer, selbst passionierter Radfahrer, für Unterstützung. Mit den Stimmen von Kiefer, der Linken, den Grünen und der CDU stimmte der Bauausschuss mit neun gegen sieben Stimmen von SPD, FWG, FDP und AfD für den Versuch. Am Montag soll sich der Stadtrat damit beschäftigen.

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